Herr Fink, wie geht‘s? Und wie verbringen Sie Ihre Zeit während der Corona-Pandemie?
Mir geht‘s gut. Zum Glück bin ich noch von Corona verschont geblieben. Natürlich hat man privat gewisse Einschränkungen, aber die Gesundheit geht einfach vor. Ich verbringe gerade noch mehr Zeit mit der Familie, was grundsätzlich sehr positiv ist. Seit einer Woche kann ich auch wieder als Produktionsleiter bei einem Baumaschinenhersteller arbeiten, nachdem die Produktion kurz stillgestanden war. Da der Sport ruht, betätige ich mich in der Freizeit mit Joggen. Das ist die einzige Alternative.
Sie beenden nach 17 aktiven Jahren nach der Saison Ihre Karriere. Schmerzt dieser seltsame Abschied in Corona-Zeiten besonders?
Grundsätzlich stellt man sich das Karriereende komplett anders vor. Es ist schade, da ich mit einer gewissen Erwartungshaltung in die letzte Halbserie gegangen bin. Wir stehen auf Platz eins, die Meisterschaft wäre ein runder Abschluss gewesen. Für mich persönlich, aber auch für die Mannschaft, die ich vier Jahre als Trainer begleitet habe. Es gibt schönere Enden, aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, das die Saison zu Ende gespielt wird.

Es könnte also sein, dass Sie möglicherweise doch bis ins kommende Frühjahr spielen?
Diese Saison mache ich auf jeden Fall zu Ende. Wann fertig gespielt wird, steht auf einem anderen Blatt. Hoffentlich mit maximalem Erfolg. (lacht)
Sie waren bis auf eine Saison beim FC Wollmatingen immer in Ihrer Heimat haben und dabei große Erfolge gefeiert. Im Moment spielt der SV Bermatingen aber in der Kreisliga A. Hat es bis zuletzt Spaß gemacht?
Ich bin einer der wenigen Spieler in der Region, der nahezu komplett bei einem Verein aktiv war. Es gab zwar jedes Jahr Angebote, aber für mich war es nie ein Thema, den Verein zu verlassen. In diesen 17 Jahren konnte es gar nicht nur immer nach oben gehen, Höhen und Tiefen gehören dazu. Ich wollte immer als Vorbild agieren und war ein Teil des Puzzles. Wir haben es immerhin bis in die Landesliga geschafft.
Eine große Kontroverse ist in diesen Tagen die Tatsache, dass gerade unterklassige Clubs den Erfolg suchen, indem sie viel Geld investieren. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Ich persönlich finde, dass der Amateurfußball sich in die völlig falsche Richtung entwickelt. Es wechseln teilweise Spieler zwei Klassen nach unten, weil es da mehr Geld gibt. Vereinstreue und der sportliche Erfolg spielen nur noch eine eher untergeordnete Rolle.
Es gab jedes Jahr interessante Anfragen für mich, auch finanziell. Ich wollte aber immer da spielen, wo ich was bewegen kann und mich wohlfühle. Teamgeist ist auch als Trainer für mich wichtig. Nur mit einer funktionierenden Mannschaft kann man langfristig Erfolg haben. Wenn Geld fließt, ist eher Neid im Spiel, als dass es förderlich ist. Die Summen, die in der Landes- oder auch der Bezirksliga kolportiert werden, sind ja wahnsinnig. Damit kann ich mich nicht identifizieren.

Sie haben als junger Spieler einmal ein Angebot von den Stuttgarter Kickers ausgeschlagen. Haben Sie sich bei aller Vereinstreue nie gefragt, ob nicht doch mehr drin gewesen wäre?
Natürlich fragt man sich das eine oder andere Mal: Was wäre wenn… Obwohl ich niemand bin, der groß zurückblickt und lieber nach vorne schaut. Trotzdem hätte ich es damals ein, zwei Jahre probieren können. Und wenn‘s nicht geklappt hätte, hätte ich nach Bermatingen zurückgehen können. Ich war 19 damals. Das schwingt immer noch ein bisschen mit, ich trauere dem aber nicht hinterher.
Im Gegenteil: Ich bin stolz, hier so viele tolle Leute kennengelernt zu haben. Nicht nur in Bermatingen, sondern auch interessante Gegenspieler. Deswegen bin ich mit mir komplett im Reinen und versuche ein Vorbild für die heutigen Bermatinger zu sein und ihnen zu zeigen, dass man nicht gleich jedem Angebot hinterherrennen muss.
Sie sind als Torjäger und Standardspezialist bekannt, der mehr als 300 Treffer erzielt hat. An wie viele können Sie sich noch erinnern?
Ohne die Statistik, die der südbadische Verband kürzlich veröffentlicht hat, hätte ich gar keine Zahl nennen können, ob es nun 320 oder 340 waren. Zehn, 20 Tore fallen mir direkt ein, aber es gibt auch vergebene Großchancen, die einen immer noch verfolgen. (lacht) Auch kuriose Treffer waren darunter: einer von der Mittellinie, einer mit der Hacke aus elf Metern oder ein Fallrückzieher, den ich heute mit 35 wohl so nicht mehr hinbekommen würde. (lacht) Es war das komplette Spektrum dabei, darunter auch verhältnismäßig viele Kopfballtore, obwohl ich gar nicht so groß bin.
Wie müssen wir uns Ihr künftiges Leben nach der Karriere vorstellen, so ganz ohne Tore und den SV Bermatingen?
Grundsätzlich beende ich meine aktive Karriere und lege eine Pause als Trainer ein. Ich gehe zu den Alten Herren und schaue, wie lange das erfüllend ist. Ich war immer jemand, der mit viel Herzblut dabei war und dem Fußball viel untergeordnet hat. Da kann man nicht komplett von heute auf morgen abschalten. Ich werde die Spiele der Jungs jeden zweiten Sonntag anschauen. Es ist zwar nicht geplant: Aber wenn‘s juckt und ich gebraucht werde, werde vielleicht auch das eine oder andere Mal aushelfen.