Fynn, nachdem Peter Schramm schon länger fehlt und nun auch Joschua Braun verletzt ausfällt: Stellt sich der Rückraum der HSG Konstanz in der Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga mit Ihnen, David Knezevic und Tim Bornhauser nicht von selbst auf?
Das würde ich so nicht sagen. Wir haben unter anderem mit Lars Michelberger und Joel Mauch schon Optionen. Wir müssen die Aufgaben jetzt eben auf mehrere Schultern verteilen. Wir sind fast wieder vollzählig im Training. Nun muss man sehen, wie jeder Rückkehrer nach seiner Verletzung oder Krankheit individuell reagiert. Ich finde es nur wichtig, dass wir uns nicht in eine Opferrolle begeben. Wir können mit viel Selbstvertrauen in diese Spiele gehen. Wenn man solche Partien erfolgreich hinter sich bringt, kann man daran wachsen als Spieler. Wir haben alle sehr, sehr großen Bock auf die Aufstiegsrunde.
Die Hauptrundenspiele waren geprägt von Corona und zahlreichen Verletzungen – und trotzdem hat Ihr Team bis auf zwei Spiele alle Begegnungen gewonnen. Haben Sie so eine Saison schon einmal erlebt?
Nein, so viele Ausfälle – das habe ich noch nicht erlebt. Dass wir aber trotzdem eine so erfolgreiche Runde gespielt haben, sagt einiges über die Mannschaft aus. Jeder einzelne hat sich ausgezeichnet und hatte seine Momente, in denen er der Mannschaft extrem geholfen hat. Wir haben ein unglaublich hohes Trainingsniveau, weil alle diese Spielidee so verinnerlicht haben.
Wie würden Sie diese Spielidee beschreiben?
Wir zeichnen uns durch eine sehr hohe Geschlossenheit in der Abwehr aus, mit der wir die Gegner oft zu Ballverlusten oder schlechten Abschlüssen zwingen. Dann kommt das Umschaltspiel. Wir gehen gnadenlos nach vorne und erzielen viele Tore aus der ersten oder zweiten Welle. Wir lassen nie nach, nehmen den Fuß nie vom Gas.
Herrscht innerhalb des Teams eine große Harmonie, oder gibt es auch beim verschworenen HSG-Haufen einmal Reibereien?
Im Training ist oft eine positive Reibung zu spüren, aber danach ist wieder alles okay, wird sich ausgesprochen. Diese positive gallige Atmosphäre kann uns nur weiterbringen. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns nur streicheln.
In welcher Rolle sehen Sie Ihre Mannschaft im Kampf um den direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga? Favorit oder Außenseiter?
Ich würde uns in gar keine Rolle packen wollen. Das steht mir auch nicht zu. Wir sind hungrig. Wir wollen wieder auf die Jagd gehen und werden diese Spiele mit viel Selbstvertrauen bestreiten. Wir haben uns die Aufstiegsrunde hart erarbeitet, da wären wir falsch beraten, wenn wir an uns zweifeln würden.
Wie war die Stimmung, als bekannt wurde, dass Sie als bestes Drittligateam nur zwei Heimspiele haben und dreimal in der Fremde spielen müssen?
Völlig fokussiert. Wir haben am Montag schon angefangen, uns auf das Spiel in Hanau vorzubereiten. Wir wissen, was uns dort erwartet. Ich spüre eine hohe Kampfbereitschaft im Team. Wir wollen in jedem Spiel 60 Minuten den Kampf annehmen und dem Gegner unseren Stempel aufdrücken.
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie kommende Saison in der 2. Bundesliga wieder gegen Ihren Ex-Verein Bietigheim antreten?
Das weiß ich nicht, ich beschäftige mich auch gar nicht damit, wer nächstes Jahr wo spielt. Ich schaue nur auf nächsten Sonntag, 17 Uhr, in Hanau. Da will ich will jetzt erstmal die Punkte holen. Ich habe große Lust, nach dem einen verpassten Spiel endlich wieder dabei sein zu können und der Mannschaft zu helfen. Ich spüre eine enorme Vorfreude bei allen, angefangen bei den Trainern über die Spieler und hoffentlich bis hin zu den Zuschauern. Wenn in den Heimspielen wieder alle da sind in der Schänzlehalle, dann kann das ein großer Faktor werden für uns.