Der schlimme Vorfall bei einem C-Jugend-Freundschaftsspiel zwischen dem SV Litzelstetten und dem JFV Singen II am Sonntag hat hohe Wellen geschlagen. Die Polizei kam zum Litzelstetter Sportplatz Entengraben, weil nach Abpfiff der Partie der 47-jährige Vater eines Gästespielers den 15-jährigen Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Die Konstanzer Fußballer sind schockiert über die Gewalttat. Wir haben uns bei Vereinsvertretern umgehört.
Hügel: „Eltern oft Ausgangspunkt“
Gordon Hügel, Vorsitzender der DJK Konstanz und selbst Schiedsrichter, machen „solche Vorkommnisse einfach nur traurig“. Aus seiner Sicht nimmt die Aggressivität auf Fußballplätzen immer mehr zu, auch bei Jugendfußballspielen, bei denen – wie im Litzelstetter Fall – oft die Eltern Ausgangspunkt seien.
„Manche legen da einen völlig falschen Beschützerinstinkt an den Tag und greifen deshalb ins Spiel ein. Das ist extrem anstrengend für die Vereine, die immer mehr Ordner abstellen müssen“, so Hügel. Er selbst habe als Schiedsrichter auch Aggressionen erlebt.
Hoffnung auf ein Zeichen des Verbands
„Ich wurde schon angespuckt. Aber ich bin ein gestandener Mann und kann damit umgehen. Wenn das aber Jungs in diesem Alter passiert, ist es umso schlimmer“, glaubt Hügel, der hofft, dass bei zunehmender Gewalt gegen Schiedsrichter „auch mal ein Zeichen vom Verband kommt. Vielleicht sollte man die Spielleitung einfach mal ein Wochenende aussetzen, damit endlich erkannt und wertgeschätzt wird, was Schiedsrichter leisten“.
Baumann: „Einfach erschreckend“
Für Uwe Baumann ist es „einfach erschreckend, was da passiert ist“. Der Vorsitzende der SG Dettingen-Dingelsdorf weiß, dass der „Fußball von Emotionen lebt und nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden darf, auch wenn der Ton auf dem Platz immer rauer wird.“ Sobald aber Handgreiflichkeiten im Spiel seien, werde eine Grenze überschritten.
„Die Hemmschwelle hin zur Gewalt sinkt leider immer mehr“, glaubt Baumann und befürchtet, dass Vorkommnisse dieser Art den Mangel an Schiedsrichtern weiter vergrößern werden. Die Vereine, so Baumann, seien in der Pflicht, gegen Aggressionen vorzugehen. „Wir haben das schon mehrfach diskutiert in der Vorstandschaft und die Order herausgegeben, auch mal auf aggressive Zuschauer zuzugehen und denen zu sagen, dass sie einen Gang runterschalten sollen“. Ein wichtiger Schritt, „denn wenn solche Vorfälle zum Standard werden, können wir aufhören“, glaubt Baumann.
Aydo Kir kann es nicht fassen
„Entsetzt“ ist auch Aydo Kir. Der Trainer des Türkischen SV Konstanz kann es nicht fassen, dass ein „47-Jähriger einen 15-Jährigen ins Gesicht schlägt. Der Junge ist doch geschockt fürs Leben“. Er denkt dabei auch an die Schiedsrichter, die für seinen Club pfeifen.
Deshalb sei es wichtig, genügend Ordner abzustellen und auch präventiv einzugreifen. „Wenn wir merken, dass einer unserer Spieler undiszipliniert auftritt, nehmen wir ihn aus dem Spiel. Das steckt sonst ganz schnell die anderen an“, glaubt Kir.
Widmann: „Ohne Schiedsrichter geht gar nichts“
„Es ist ganz einfach: Ohne Schiedsrichter geht gar nichts“, stellt Max Widmann, zuständig für den Aktivenbereich des SC Konstanz-Wollmatingen, fest. Auch er sieht die Clubs in der Pflicht, die Unparteiischen vor Übergriffen zu schützen.
„Ich habe aber den Eindruck, dass die Schiedsrichter gerne zu uns kommen, weil sie spüren, dass sie hier Rückendeckung bekommen“, so Widmann, der „großen Respekt“ vor den Schiedsrichtern hat, die sich Woche für Woche „solchen Anfeindungen aussetzen“.