23. November 2012: Der gerade gegründete und aus der Bezirksliga aufgestiegene SC Konstanz-Wollmatingen kämpft im ersten Lokalderby gegen die SG Dettingen-Dingelsdorf um den inoffiziellen Titel „Nummer eins im Konstanzer Fußball“. Bis zur 60. Minute verläuft die Partie auf dem Waldheim-Sportplatz torlos, doch dann kommt SG-Mittelfeldspieler Yannick Stadelhofer halblinks in Strafraumnähe an den Ball, die SC-Defensive lässt ihm Raum, er kann Maß nehmen und erzielt mit einem sehenswerten Distanzschuss das Goldene Tor zum 1:0. Derbysieg!
Knapp am Aufstieg vorbei
Zwei Jahre zuvor gab das Talent, das als Jugendspieler in der Bezirks- und zweimal in der südbadischen Auswahl spielte, sein Landesliga-Debüt im SG-Dress. Die zweite Saison in der Landesliga ist bis heute der Höhepunkt in der Vereinschronik. Unter Trainer Peter Peschel wurde das Team vom Bodanrück Vizemeister und scheiterte nur ganz knapp am Verbandsliga-Aufstieg. Im entscheidenden Spiel der Aufstiegsrunde gegen den FC Emmendingen musste Stadelhofer wegen eines Nasenbeinbruchs zuschauen, es ging vor großer Kulisse in Dettingen knapp an die Gäste. Eine Folge des Nicht-Aufstiegs: Der traditionsreiche FC Konstanz musste in die Bezirksliga absteigen.
Die Derbys, das waren in den zwölf Spielzeiten, in denen er bei der SG Dettingen-Dingelsdorf spielt, das Salz in der Suppe, so Stadelhofer, auch wenn sie heute ein wenig an Reiz verloren hätten. Bei der Frage nach den Höhe- und Tiefpunkten der Karriere muss der 29-Jährige lange nachdenken. „Wir sind nie abgestiegen, daher wurden wir auch nie Meister!“ – ein Satz, über dessen Logik man ein wenig nachdenken muss.
Aber sein Club, die SG Dettingen-Dingelsdorf, stieg als Bezirksligameister 2009 auf und ist seither eine feste Größe in der Landesliga – nur der FC Neustadt und der FC Furtwangen sind seither ebenfalls ununterbrochen in der Liga. Eine Teamleistung, die an den Schlagzeilen vorbeigeht. Ebenso wie eine Spielerlaufbahn ohne spektakuläre Wechsel.
Aber da war ja noch der Derbysieg 2012 mit dem spektakulären Treffer. Oder der Nichtabstieg 2017. Lange musste man damals in Dettingen nach dem Abpfiff warten, ehe der Klassenerhalt dank des Torverhältnisses feststand. Die anschließende Party im Clubheim schlug so manche Meisterfeier um Längen.
Als Dreijähriger zum Fußball gekommen
Als Dreijähriger fing Yannick in Dingelsdorf mit dem Kicken an, sein Vater Frank, einst erfolgreicher Torhüter beim FC Wollmatingen, hatte als Trainer mit den Bambini angefangen. Zunächst agierte Yannick als Libero, das erste Spiel, „gegen den FC oder die DJK“, ging haushoch verloren, erinnert er sich. Von der Libero-Position zog es ihn nach vorne, zunächst ins Mittelfeld, dann auch in den Sturm, heute ist er eher auf der Sechserposition zu finden.
Und bei den Erinnerungen an die Jugendzeit kommen dann doch noch Höhepunkte zu Tage. Als Siebenjähriger war er bei einem Talentetag des FC Bayern München, überzeugte und bekam ein Angebot vom Rekordmeister, bis heute sein Lieblingsclub. „Die hatten mich gewollt“, sagt er voller Stolz. Doch er lehnte ab, wie später alle anderen Angebote zu Vereinswechseln. Der Einschnitt wäre zu radikal gewesen.
In der A-Jugend klopfte dann der damalige Regionalligist SC Pfullendorf an – ebenfalls vergeblich. „Ich habe schon ein spezielles Verhältnis zu meinem Verein. Es macht einfach Spaß, mit seinen Kumpels zu spielen“, erklärt er seine Vereinstreue und ergänzt schmunzelnd: „Wir treffen uns schon sehr oft und sehen unsere Mitspieler wohl öfter als unsere Freundinnen!“
Eine besondere Geste
In der B-Jugend überzeugte Stadelhofer zwar auch durch Dribblings und Tore, vor allem aber durch eine besondere Geste. Bei der Hallenbezirksmeisterschaft traf sein Team – wieder einmal – auf den FC Konstanz. Eine unübersichtliche Situation vor dem FC-Tor, ein Pfiff des Schiris, Strafstoß! Doch der B-Jugendspieler Stadelhofer erläutert dem Schiedsrichter, dass es keinen Kontakt gegeben hat – kein Strafstoß, sein Team verliert 1:2. Aber einige Monate später gibt es dafür einen Fair-Play-Preis.
Mehrere Jahre hat er bei der SG Jugendmannschaften trainiert und Feriencamps organisiert. Eine Trainertätigkeit kann er sich auch nach seiner aktiven Laufbahn vorstellen, den B-Schein hat er schon in der Tasche. Bis dahin genießt er es, bei der SG spielen zu können: „Ich bin stolz auf den Verein und die Mannschaft. Mit unseren Mitteln die Nummer eins im Konstanzer Fußball zu sein, ist überragend!“