Auf dem Fußballplatz war Uwe Baumann ein klassischer Strippenzieher. Einer, der am liebsten das Spielfeld vor sich hat, von wo aus er seine Nebenleute dirigieren kann. In den ersten Jahren als Libero, später im zentralen defensiven Mittelfeld. Heute würde der Dingelsdorfer als klassischer Sechser bezeichnet.

Seit bald 20 Jahren hängen Baumanns Kickschuhe bereits am berühmten Nagel, doch in der Zwischenzeit wurde der heute 52-Jährige zum starken Mann beim höchstklassigen Konstanzer Fußballverein, der SG Dettingen-Dingelsdorf.

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Als Aktiver ist Uwe Baumann ein Wandervogel, er spielt nach der Jugend, in der er die Trikots der Sportvereinigung Dingelsdorf und des FC Wollmatingen trägt, für den SV Litzelstetten, den SV Allensbach und den FC Böhringen – bis zur Landesliga.

Als er Ende der Neunziger-Jahre schon ans Aufhören denkt, zieht es ihn doch zurück zu seinem Heimatverein, der damals mit dem TSV Dettingen/Wallhausen eine Spielgemeinschaft in der Kreisliga A bildet.

Spieler, Trainer, dann Abteilungsleiter

Zuerst als Spieler und dann, nach dem Karriereende 2001 mit 34 Jahren, als Trainer erlebt Baumann hautnah mit, wie der Verein immer oben mitspielt, aber stets knapp den Sprung in die Bezirksliga verpasst. Damals hat Manfred Sobisch als Sportlicher Leiter das Sagen bei den Fußballern auf dem Bodanrück.

„Er hat den ganzen Verein quasi allein geführt und alles entschieden“, erinnert sich Baumann, der sich 2005 beruflich selbstständig macht und als Zuschauer mitfeiert, wie die SG den lang ersehnten Aufstieg doch schafft und 2009 sogar erstmals in der Landesliga antritt.

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Lange währt die Pause allerdings nicht. 2010 wird ein Fußball-Abteilungsleiter für die SV Dingelsdorf gesucht – und Baumanns Laufbahn als Funktionär beginnt, als er das Amt von Sobisch übernimmt. Zwei Jahre darauf wird der frühere Spieler dann Vorstand der SG, die in der Zwischenzeit ein eigenständiger Verein geworden ist.

„Manfred hat Riesenfußstapfen hinterlassen“, weiß Baumann, der eine Kursänderung vornimmt. Vornehmen muss. „Alleingänge funktionieren heutzutage nicht mehr. Das ginge zeitlich nicht wirklich bei uns“, sagt der Vereinsboss, der sein Geld als Projektmanager verdient und diese Rolle auch auf den Sport überträgt. Ein Strippenzieher eben.

„Wir haben die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Ich habe Leute um mich herum, für die ich dankbar bin und die Spezialisten sind in ihren Bereichen“, erklärt Baumann. Sein „innerer Vorstand“, wie er es nennt, sind der 2. Vorsitzende Thorsten Pfau, Schriftführer Jürgen Mayer und Kassier Bernd Messmer, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet.

Messmer stand einst neben Baumann als Spieler auf dem Feld und war später dessen Co-Trainer. Diese Mannschaft hinter der Mannschaft dirigiert die Geschicke beim, so Uwe Baumann, dienstältesten Landesligisten. „Alle anderen waren mal nach oben oder unten weg“, sagt der SG-Vorsitzende vom Bodanrück, der nicht ohne Stolz betont: „Unser Verein funktioniert einfach.“

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Was den Etat angeht, sei die SG aus den Stadtteilen ein Dorfverein, wie Baumann zugibt. „Wir zahlen wahrscheinlich mitunter die geringsten Gehälter“, sagt er. „Von den Strukturen her sind wir inzwischen aber mehr. Es geht ganz bestimmt nicht nur ums Bier trinken.“

Immerhin klopfte die SG Dettingen-Dingelsdorf im Sommer 2011 einmal an die Tür zur Verbandsliga, als erst in der Relegation gegen Gaggenau und Emmendingen Endstation war.

Sportlicher Erfolg trotz Wohlfühlfaktor

Stolz macht den Vorsitzenden, dass auf dem Bodanrück sportlicher Erfolg möglich ist trotz eines gewissen Wohlfühlfaktors. „Wir achten auch auf den Charakter unserer Spieler. Wir wollen – wenn möglich – junge Kerle, die Bock haben auf Fußball und die das Drumherum mögen“, sagt Baumann.

„Wir wollen guten Fußball spielen und unseren sozialen Auftrag erfüllen. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass alle Kinder in Dettingen, Wallhausen und Dingelsdorf Fußball spielen können.“

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Er selbst nennt sich einen Vorsitzenden, „der gerne organisiert“. Deshalb sei er ständig bei den Spielen, schaue regelmäßig bei den Jugendteams zu, meistens auch bei der zweiten Mannschaft. „Ich bin nicht weniger auf dem Sportplatz als in meiner Zeit als Trainer, aber auf jeden Fall mehr als in meiner Zeit als Spieler“, sagt Baumann.

Dass er der Chef des höchstklassigen Vereins einer 85.000-Einwohner-Stadt ist, sieht Uwe Baumann mit gemischten Gefühlen. „Natürlich ist es schön, die Nummer eins zu sein, ich sehe das aber ein bisschen differenzierter“, sagt der 52-Jährige.

Baumann wünscht sich einen starken Mitspieler

„Aus meiner Sicht, sollte die Stadt Konstanz weitaus höher vertreten sein“, fährt er fort – und diese Rolle könne die SG nicht ausfüllen. „Das kann nur ein anderer Verein übernehmen, deshalb ist es auch tragisch, dass sie eine Liga unter uns spielen“, sagt er, ohne den Namen SC Konstanz-Wollmatingen auszusprechen.

„Es wäre mir lieber, wir hätten einen großen Konstanzer Verein, der zwei, drei Ligen über uns spielt“, sagt Uwe Baumann. Der Strippenzieher der SG Dettingen-Dingelsdorf, der auch als Funktionär am liebsten einen starken Mitspieler vor sich hätte. So wie früher als Aktiver auf dem Fußballplatz.