Das Fußballerherz von Stephan Walser, den alle nur Steve nennen, schlägt schon immer für Rot und Schwarz. Seit der F-Jugend trägt der heute 31-Jährige das Trikot des FC 09 Überlingen. Und doch freut sich Walser an den Landesliga-Spieltagen auch immer über eine ganz andersfarbige Unterstützung.

Meistens bei den Partien mit dabei sind die Jungs von Grün-Weiß Nußdorf, dem persönlichen Fanclub Walsers. „Ich komme aus Nußdorf, wo wir noch nie einen eigenen Verein hatten. Und grün-weiß sind die Farben im Wappen des Teilortes“, sagt der Defensivspieler.

Weil es in Überlingen-Nußdorf eben keinen eigenen Fußballclub gibt, spielt Stephan Walser seit jeher für den FC Überlingen. Mit sechs Jahren hat er angefangen und dann den kompletten Nachwuchs durchlaufen. Nach zwei Jahren in der Reserve gehört er nun seit mehr als einem Jahrzehnt der ersten Mannschaft an und ist die personifizierte treue Seele des Vereins.

Wie in jeder guten Beziehung gab es jedoch auch nicht ganz so tolle Zeiten. „Zwischendrin hatte ich mal überlegt, es irgendwo anders zu probieren. Gerade nach der Jugend war ich ein bisschen unzufrieden“, sagt Walser, der aber schon bald wusste: „Ich möchte es hier packen. Hier sind meine Freunde, mein Umfeld, meine Familie. Dann habe ich einen Ehrgeiz entwickelt.“

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In seiner Zeit hat er sieben verschiedene Trainer und bleibt die große Konstante in der ersten Mannschaft. Er steigt mit dem FC Überlingen in die Bezirksliga ab und direkt wieder in die Landesliga auf. „Ich habe alles richtig gemacht, als ich mich entschieden habe zu bleiben. Ich bin dem Verein verbunden, bin dankbar und möchte auch etwas zurückgeben. Der FC Überlingen hat mich schließlich ausgebildet“, sagt Walser, der als Erzieher im Kinderhaus Burgberg arbeitet und dies wahrscheinlich besonders wertschätzen kann.

Daher engagiert sich der 31-Jährige nicht nur in den Zweikämpfen auf dem Sportplatz, wo er zwischenzeitlich die Kapitänsbinde trug, sondern auch weit über seine Rolle als Spieler hinaus.

Stephan Walser (rechts) im Landesliga-Einsatz gegen den SC Gottmadingen-Bietingen.
Stephan Walser (rechts) im Landesliga-Einsatz gegen den SC Gottmadingen-Bietingen. | Bild: Peter Pisa

So hat Walser noch im Teenageralter zwei Jugendteams und die Frauen mit seiner Zwillingsschwester trainiert sowie Spiele im Nachwuchs gepfiffen. Er hilft bei der Sponsorensuche, bewirtetet mit Teamkameraden bei Festen. „Aktuell haben wir während der Coronapause mit anderen aus der Mannschaft die Kabinen neu gestrichen und die Bänke renoviert“, sagt Stephan Walser.

Es gibt einen Schlüsselmoment in der jüngeren Vereinsgeschichte, der zu diesem großen Zusammenhalt beim FC Überlingen geführt hat. Der Abstieg in die Bezirksliga als abgeschlagener Landesligaletzter im Sommer 2016.

Mit den Rückkehrern zurück nach oben

Etliche Eigengewächse hatten den Verein zwischenzeitlich verlassen und in höheren Ligen ihr Glück versucht. „Viele von ihnen, wie mein bester Freund und Trauzeuge Michael Förtsch, Daniel und Patrick Sandhas oder Marc Kuczkowski haben damals gesagt: Wir wollen wieder aufsteigen und hier was aufbauen“, erinnert sich der daheimgebliebene Stephan Walser.

„Nun besteht unser Kader zum größten Teil aus Überlingern, die hier schon in der Jugend aktiv waren. Wir spielen nicht wegen dem Finanziellen. Wir wollen Zeit mit unseren Freunden verbringen“, sagt er.

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Torschuss von Stephan Walser gegen F.A.L. Video: Fischer, Eugen

Gemeinsam schaffen die Bolzplatzkumpels von einst den direkten Wiederaufstieg in der Relegation gegen den FC Königsfeld aus dem Schwarzwald. Die folgenden Spielzeiten beenden sie im Tabellenmittelfeld und stehen aktuell auf dem vierten Rang der Landesliga. Darauf lässt sich tatsächlich aufbauen.

Und das möglichst lange mit Stephan Walser, der mit seinen 31 Jahren inzwischen zu den Ältesten im Team gehört. „Ich bin fit, es macht mir immer noch großen Spaß“, sagt der zweifache Familienvater, der auf jeden Fall weiter für seinen FC Überlingen spielen will.

Stephan Walser bleibt beim FC Überlingen

Wenn die Kickschuhe dann doch einmal am berühmten Nagel hängen, kann er sich durchaus vorstellen, dem Verein in einer anderen Rolle treu zu bleiben – als Funktionär oder Trainer. Sein Fußballerherz schlägt weiter für Rot und Schwarz.

„Ich bleibe hier“, sagt Stephan Walser und lacht, „auch wenn der ganze Laden zusammenbricht. Dann braucht es Leute, die ihn wieder aufbauen.“ Wie damals, in der Saison 2016/17.