Hallo Herr Benitz, wie geht‘s Ihnen?
Gut, abgesehen davon, dass ich zurzeit innerhalb von Berlin umziehe und gerade mein Sofa schleppen musste...
Zählt das als Krafttraining?
(lacht) Nein. Ich bin Leichtathlet und muss laufen, um den Kopf freizukriegen.
Olympia ist auf das nächste Jahr verschoben werden. Ob und wann andere Wettkämpfe stattfinden, steht noch in den Sternen. Wie schaffen Sie es, sich dennoch zu motivieren?
Mein Kalender hat sich einfach ein bisschen nach hinten verschoben. Ich hoffe, dass im Spätsommer wieder Wettkämpfe stattfinden können, zum Beispiel das Istaf-Meeting in Berlin. Deshalb trainiere ich momentan eher meine Ausdauer, was sonst schon im Februar, März der Fall gewesen wäre. So hoffe ich, dass ich dann, wenn wieder gestartet werden kann, in Topform sein kann. Druck habe ich allerdings keinen, da bis zum 30. November erbrachte Leistungen nicht zur Olympia-Norm zählen.
Bei 1500-Meter-Läufen gibt es auch mal Körperkontakt. Was halten Sie von Wettkämpfen, bei denen aus Sicherheitsaspekten die Läufer nicht gleichzeitig starten dürfen?
Das wäre nichts für mich. Ich muss Gegner haben, die mir im Nacken sitzen, oder denen ich im Nacken sitzen kann. Ich brauche das einfach. Nur gegen die Zeit zu laufen, macht mir keinen Spaß.
Haben Sie Verständnis für die Verschiebung von Olympia oder die Absagen anderer Veranstaltungen?
Am Anfang wenig. Inzwischen habe ich meine Meinung geändert, was die Pandemie und ihre weltweiten Auswirkungen angeht. Was das Virus alles anrichten kann, ist ja zum Teil noch ungewiss. Zwar plädieren jetzt viele Menschen dafür, dass wir wieder zur Tagesordnung übergehen sollten. Ich denke aber, dass wir diese Entscheidung den Fachleuten, den Medizinern und Virologen, überlassen sollten. Ganz oben steht die Gesundheit, der Sport kommt danach.
Sie sind über die 1500-Meter-Strecke in der deutschen Spitzenklasse, erhalten aber keine Sportförderung. Wie kommen Sie zurecht?
Ich habe einen Pool aus Sponsoren, die mich weiter unterstützen, einige sogar verstärkt. Dafür bin ich dankbar und arbeite weiter hart. Bei 10 bis 14 Mal Training in der Woche kommen mindestens 140 Laufkilometer zusammen.

Ärgert es Sie da nicht, dass mancher Amateurfußballer schon in der Kreis- oder Bezirksliga mehr Geld als Sie zur Verfügung hat?
Ich bin keiner, der herumschreit oder um Hilfe ruft. Ich schaue auf mich und komme über die Runden. Wenn einer in der Bezirksliga kickt und ein Verein ihm dafür Geld gibt, kann ich dem Spieler doch keinen Vorwurf machen. Auch nicht den Profifußballern, denen oft vorgeworfen wird, zu gierig zu sein. Mal ehrlich: Wer würde denn diese Millionen ablehnen, wenn sie ihm angeboten würden? Ich muss es nicht gut finden, dass im Profi-Fußball solche abgehobenen Summen bezahlt werden. Man muss das aber differenziert betrachten.