Herr Konrad, das Wichtigste vorab: Wie geht‘s?

Uns als Familie und mir persönlich geht es trotz dieser seltsamen Zeit sehr, sehr gut. Alle sind wohlauf – und irgendwie ist diese Zeit, die man gezwungenermaßen miteinander verbringen kann, ja auch eine geschenkte Zeit.

In meinem Job als Lehrer habe ich von zuhause aus gearbeitet, was im Fach Sport so seine Schwierigkeiten hatte. Gerade im Grundschulalter ist eine gewisse Grundausbildung in Bewegung sehr wichtig. Ich habe Onlinevideos für die Kinder bereitgestellt, und sie haben die Übungen gemacht und mir per Video zurückgeschickt. So sind wir im Austausch geblieben.

Nun sind Sie ja auch Fußballtrainer und haben, ähnlich wie Heiko Herrlich beim FC Augsburg, quasi mit Beginn der Corona-Pandemie das Amt beim bayerischen Regionalligisten FV Illertissen übernommen. Wie lief das ab?

Heiko hat in der Bundesliga ja inzwischen den Vorteil, dass er schon in Aktion ist und die Mannschaft kennenlernen durfte. Ich bin in Illertissen eingestiegen, und zwei Tage später wurde alles abgesagt. Das waren etwas erschwerte Bedingungen.

Ich habe die Spieler am Telefon oder in Onlinekonferenzen kennengelernt. Der persönliche Kontakt, der im Fußball wie auch in der Schule sehr wichtig ist, musste halt verschoben werden. Ich konnte aber auch so schon erste Eindrücke gewinnen.

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Wann werden Sie Ihre Spieler persönlich treffen?

Im Moment sind die Sportanlagen von der Stadt noch nicht freigegeben. Wir in Bayern wollen die Runde ja von September an zu Ende spielen. Die Vorbereitung startet im Juli, da haben wir noch lange Zeit, uns alle kennenzulernen. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, wenn es endlich wieder losgeht.

Parallel machen Sie die Ausbildung zum Fußballlehrer. Ist es nicht von Vorteil, dass Sie mehr Zeit dafür haben, da der Spielbetrieb ruht?

Der Lehrplan ist schon darauf ausgelegt, dass auch aktive Trainer ihn gut meistern können. Er ist so getaktet, dass die Anwesenheitsphasen nicht unbedingt im laufenden Spielbetrieb sind. Aber es stimmt schon, dass der Corona bedingte Abbruch es für mich leichter macht, das alles unter einen Hut zu bringen.

Marco Konrad wird im Mai 2010 vom damaligen SCP-Manager Hans-Hermann Krane verabschiedet.
Marco Konrad wird im Mai 2010 vom damaligen SCP-Manager Hans-Hermann Krane verabschiedet. | Bild: Fischer, Eugen

Wie funktioniert der Lehrgang überhaupt unter Corona-Bedingungen?

Der Kurs ist letzte Woche gestartet, aufgrund der Einschränkungen in zwei Gruppen unterteilt. Vor Ort in Hennef wurden wir in Kleingruppen geschult. Aktuell werden wir viel über Onlineplattformen unterrichtet. Ich bin mir aber sicher, dass sich das im Laufe der Zeit noch zusammenfügen wird.

In der Praxis gilt das Abstandsgebot auch im Unterricht, beim Essen müssen wir die Hygieneregeln einhalten, sodass man sich in gebotenem Abstand an den Tischen bewegt. Wir halten uns – wie die meisten Menschen Gott sei Dank – an die Auflagen.

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Die Ausbildung sieht mehrere Praktika vor. Wie soll das gehen, wenn fast nirgendwo gespielt oder trainiert wird?

Das ist tatsächlich ein Punkt, der uns in der letzten Woche besonders beschäftigt hat und immer noch beschäftigt. Die Vereine können diesbezüglich noch keine konkreten Aussagen treffen. Auch die Frage, wer wo sein Auslandspraktikum macht, müssen wir recht kurzfristig und flexibel lösen. Ich bin da im Austausch mit meinen Kollegen.

Manche, wie Miroslav Klose oder Danny Schwarz beim FC Bayern, sind für Bundesligisten tätig und könnten dort hospitieren. Es ist aber sinnvoller, möglichst breit Erfahrung zu sammeln. Um die beste Lösung zu finden, wird das vom DFB gesteuert.

Marco Konrad als Kapitän des SC Pfullendorf (hier mit Eric Agyemang im August 2006).
Marco Konrad als Kapitän des SC Pfullendorf (hier mit Eric Agyemang im August 2006).

Haben Sie Ihren prominentesten Mitschüler, Weltmeister Klose, denn schon kennengelernt, oder ist er in der anderen Gruppe?

Das Alphabet bringt es mit sich, dass ich mit den ehemaligen Nationalspielern Miroslav Klose und Kim Kulig in einer Gruppe bin. Abgesehen von den beiden sind aber auch viele andere beeindruckende Persönlichkeiten mit dabei, wie etwa Hanno Balitsch, Andreas Neuendorf oder Tobi Schweinsteiger.

Dabei trifft große Bundesligaerfahrung mit der Expertise aus Verbänden oder dem Jugendbereich zusammen. Ich bin jetzt schon voller Eindrücke und gespannt darauf, was mich in den nächsten elf Monaten erwartet.

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Apropos Zukunft: Was wünschen Sie sich für die Zeit nach Corona?

Spontan würde ich sagen, dass die kollektive Menschheit das Bewusstsein erlangen sollte, dass es sich nicht lohnt, zu streiten und Kriege zu führen. Es geht darum, dass wir alle aus derselben Materie sind. Ja, Frieden, das wäre mein Wunsch.