Tennis: – Der "Tiger" ist zu Hause, wo es für ihn am schönsten ist. Und sein Zuhause – das ist in Tiengen. "Ich bin ein Tiengener", sagt er voller Stolz.

Der "Tiger" – das ist Tim Rühl, der über die Festtage und den Jahreswechsel auf Heimaturlaub bei seinen Eltern und seinen Freunden ist. "Tiger" ist sein Spitzname, den ihm seine Mannschafts- und Studienkollegen an der "Arizona State University" in Phoenix in den USA verpasst haben.

Interview von SÜDKURIER-Sportredakteur Gerd Welte mit dem Tiengener Tennisspieler Tim Rühl:

Weil er außerhalb des Platzes so ruhig ist und erst beim Tennis seine Krallen zeigt. In Arizona studiert der 20-Jährige, der beim TC RW Tiengen das Tennis-ABC gelernt hat, Sportmanagement. Drei von acht Semestern hat er schon hinter sich. Er kann also schon fast eine Halbzeitbilanz ziehen.

Und diese fällt – bei aller Liebe zu seiner Heimatstadt an der Wutach – positiv aus. In der Vier-Millionen-Stadt und der dortigen renommierten Universität hat Tim Rühl sich mittlerweile so richtig eingelebt. Dabei hätte der Sprung weg vom beschaulichen Tiengen, zu dem er sich vor eineinhalb Jahren entschlossen hat, nicht riesiger sein können. "An der Uni haben wir 80.000 Studenten. Tiengen hat etwa 8000 Einwohner", schmunzelt er. Er bereut auf keinen Fall, diesen Sprung gewagt zu haben. Die Schule des Lebens hat spätestens damals für ihn begonnen.

Studium und Sport miteinander verbinden – das ist das große Plus, das das College-Tennis in den USA mit sich bringt. Das bedeutet: Tim Rühl spielt Tennis für die Uni und dafür gibt's ein Stipendium. "In der Schule läuft es überdurchschnittlich gut", sagt er. Da kann er schon auf viele Auszeichnungen stolz sein. Als "bester Athlet" seiner Business School wurde er bereits geehrt – darauf kann er stolz sein.

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Auch im Tennis hat Tim Rühl große Fortschritte gemacht. Zwar beginnen die Spiele mit der Uni-Mannschaft erst Ende Januar, doch auch mit dem Training und den Turnieren während des Herbstsemesters kann er sehr zufrieden sein. Bei den nationalen Meisterschaften der Studenten erreichte er im Doppel mit seinem italienischen Partner das Viertelfinale. Dort verloren die beiden äußerst knapp. "Wir waren nicht weit weg vom Finale", erinnert sich Rühl.

Konzentriert: Tim Rühl aus Tiengen studiert seit eineinhalb Jahren in den USA und spielt Tennis für das Team der Arizona State ...
Konzentriert: Tim Rühl aus Tiengen studiert seit eineinhalb Jahren in den USA und spielt Tennis für das Team der Arizona State University in Phoenix. | Bild: Arizona State University

Bei seinem letzten dreimonatigen Heimaturlaub in Tiengen im Sommer diesen Jahres bestritt er wieder die Medenspiele für den Zweitbundesligisten TC Wolfsberg-Pforzheim. Das soll auch in der kommenden Saison wieder so sein. In der Schweiz schwang Rühl außerdem für den TC Lenzburg den Schläger. Den größten Erfolg feierte er beim Weltranglistenturnier in Kamen im Ruhrgebiet, wo er erstmals in seiner sportlichen Laufbahn im Halbfinale eines Herren-Profiturniers stand. Gegen Spieler aus den Top 300 in der ATP-Rangliste hat er sich dort erfolgreich bewiesen. "Das war ein super Sommer. Im Tennis bin ich auf einem guten Weg", gibt er sich denn auch selbstbewusst.

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Bis 4. Januar will er noch in seiner Heimat ein bisschen abschalten, ehe es wieder über den Großen Teich in Richtung USA geht. Immer wieder gern schlägt er die Bälle mit seinen Jungs aus dem Tiengener Oberliga-Team oder mit Trainer Christoph Back. Für alle Probleme in Sachen Athletik ist Konditionstrainer Alberto Di Girolamo zuständig, für Ausrüstung und Material stehen Oliver Rehm und Axel Schmidt parat. Alles wie früher – könnte man meinen. Nur dass er eben mal wieder für einige Monate weit weg ist.

In wenigen Tagen wird Tim Rühl also wieder der "Tiger" des Uni-Teams in Arizona sein. Dort ist so vieles anders als in deutschen Landen. "Eine völlig andere Mentalität", sagt er. "Du musst oft über dem Limit trainieren und dich richtig durchbeißen." Andererseits ist der Teamgedanke trotz des Konkurrenzkampfes sehr ausgeprägt. Man begrüßt sich sogar nach festen Riten. Und so wie Tim Rühl der "Tiger" ist, sind seine Jungs aus dem Uni-Team die "Sun Devils". Das sind die Teufel, die das Feuer aus der Wüste Arizonas bringen. Ein bisschen Show muss immer sein.

So genießt Tim Rühl die idyllische Zeit in Tiengen, ehe es in wenigen Tagen wieder dorthin geht, wo "jeder Tag ein Abenteuer" ist und ständig etwas los ist. Besonders viel wird am 31. März los sein, wenn er seinen 21. Geburtstag in Arizona feiern wird. "Erst wenn du volljährig bist in den USA, stehen dir alle Wege offen", sagt er und lächelt. Warum? Weil er noch immer – auch nicht mit Begleitung – einen Club oder eine Disco besuchen kann. Nix Alkohol, nix Party – da kennen die Amerikaner keine Gnade. Rühl: "Auch ein Auto kannst du erst mit 21 mieten. Selber Auto fahren kannst du aber schon mit 16."

Für die Zeit nach seinem Studium haben sich seine Pläne nicht geändert. In den USA will er nicht bleiben, sondern in seine Heimat zurückkehren. "Mein Ziel ist, später professionell Tennis zu spielen. So weit weg davon bin ich nicht", weiß er. Druck will er sich nicht aufbauen, die Sache in Ruhe angehen. Wenn's nicht klappen sollte, hat er ja noch sein Studium in der Hinterhand.

Tim Rühl
Tim Rühl | Bild: Welte, Gerd