Ringen: – Keinen Anlass zur Beanstandung bot der amtierende Deutsche Meister Wacker Burghausen beim Hinkampf im Viertelfinale der Play-Offs. Pünktlich und vollzählig stellte sich die Ringer aus Ostbayern vor rund 800 Zuschauern zum öffentlichen Wiegen in der Dinkelberghalle. Auf der Gegenseite warteten zwei Dutzend Aktive der Hausherren und zeigten durch ihre Präsenz, was im vergangenen Jahr hätte blühen können. Arian Güney, Manuel Wolfer, Felix Krafft und weitere Griffkünstler standen da in der roten Ecke – aber nicht auf der Wiegeliste.
Dafür hatte der TuS Adelhausen eine andere Überraschung auf Lager: Freistilschwergewichtler Nick Matuhin. Nicht nur seine Aufstellung, auch sein Kampf brachte Kurioses. Matuhin, siebenfacher Deutscher Meister, unterlag dem 30 Kilogramm leichteren EM-Achten Ramsin Azizsir nach zweifacher irregulärer Beinarbeit – wegen Disqualifikation.
War in der ersten Bodenlage noch der Reflex des Freistilspezialisten wohl Ursache für den Griff an Azizsirs Oberschenkel, war in der zweiten Bodenlage durchaus Pech im Spiel, da der Burghausener in Matuhin hinein lief, um ihn auszuhebeln. Statt auf der Matte, stützte sich Matuhin am Knie Azizsirs ab – und vorbei war der Kampf. Es war mit zwei Minuten das kürzeste Duell des Abends.

Selbst Pascal Ruh (80 kg-Freistil), der sich – unter dem Jubel des Anhangs – trotz des aussichtslosen Unterfangens für die Mannschaft zur Verfügung stellte, blieb bei seiner 0:16-Niederlage gegen Kakhaber Khubezhty länger auf der Matte. Mit der Überlegenheits-Niederlage von Manrikos Theodoridis (66 kg-Freistil) gegen Cengizhan Erdogan und Stephan Brunner (75 kg-Freistil) gegen Ali-Pasha Umarpashaev gab es somit in vier Duellen die Höchstpunktzahl für Wacker Burghausen.

Umarpashaev hatte es nicht einmal nötig, in Bodenlage zu punkten. Nach dem er das erste Mal ohne Pfiff von Kampfrichter Jeffrey Spiegel aufstand und dafür ermahnt wurde, blieb er im weiteren Verlauf einfach regungslos sitzen, nach dem er Brunner mit seinen schnellen Beinangriffen in die Bodenlage gebracht hatte. Entsprechend laut wurde der Burghausener bei der Siegerverkündung ausgepfiffen. Weil Umarpashaev dann das Publikum zusätzlich provozierte, kassierte er prompt die Gelbe Karte wegen „Aufheizen der Zuschauer“ durch das Kampfgericht. Zuvor war schon Ramsin Azizsir für eine ähnliche Aktion verwarnt worden.
Verwundert war Trainer Bernd Reichenbach vom TuS Adelhausen nicht nur in diesen Situationen vom „unprofessionellen Verhalten“ der Gäste. Ebenso wenig konnte er nachvollziehen, weshalb ihm Roland Schwarz, bis vor Jahresfrist noch beim TuS Adelhausen aktiv, nach dem Kampf gegen Bozo Starcevic den obligatorischen Handschlag verweigerte. Schwarz hatte mit 2:0 geführt, um am Ende mit 2:3 zu verlieren. Starcevic hatte Schwarz vor allem in der zweiten Runde im Standkampf keine Möglichkeit geboten, zu agieren.
Das erste Viertelfinale hatte viel versprechend für den TuS Adelhausen begonnen. Beka Bujiashvili (57 kg-Freistil) führte gegen Ahmet Peker mit Beinangriff und Durchdreher nach 40 Sekunden bereits mit 4:0. In der folge verhinderte der Burghausener allerdings weiteres Punkten durch den TuS-Fliegengewichtler und verkürzte auf 2:4.

Publikumsliebling Ivo Angelov (61 kg-Greco) schaffte es nicht, gegen Andreas Maier sein Vorjahresergebnis zu wiederholen, musste mit einem 13:0 und drei Mannschaftspunkten zufrieden sein. Offen blieb dabei die Frage, ob Maiers untergezogenes zweite Trikot als „Frostschutz“ diente oder Angelovs Durchdreher erschweren sollten.

Da TuS-Halbschwergewichtler William Harth gegen den Deutschen Meister Erik Thiele mit 1:4 unterlag, stand es zur Pause bereits 10:4 für den SV Wacker Burghausen. Nachdem Starcevic-Sieg gelang nach der Pause Danijel Janecic (71 kg-Freistil) mit einem 5:3 die Revanche gegen Matthias Maasch.
Zumindest das Schlussduell konnte TuS-Sportchef Sascha Keller (75 kg-Greco), der vom Publikum zudem zum „Ringer des Jahres“ beim TuS Adelhausen gekürt wurde, für die Gastgeber entscheiden. Mit 5:1 setzte sich Keller gegen den fünf Kilogramm leichteren Witalis Lazovski durch und holte damit den fünften TuS-Sieg zum 8:18-Endstand.
Angesichts des Zehn-Punkte-Rückstandes müsste am Samstag im Rückkampf bei den heimstarken Bayern allerdings schon ein Ringer-Wunder passieren, dass der TuS Adelhausen die dritte Halbfinal-Teilnahme in seiner Vereinsgeschichte noch schafft.