Fußball: – Die unglaubliche Geschichte von Daniil Vasalatii vom SV Rheintal lässt spüren, dass es weitaus Wichtigeres als Fußball gibt. Wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine musste der 18-Jährige seine Heimat verlassen und dort seinen Vater zurücklassen. Für den jungen Ukrainer spielt der Fußball trotz dieses Schicksals eine wichtige Rolle. Seine Begeisterung für den Fußball hat Daniil Vasalatii – zu seinem großen Glück – mit nach Deutschland genommen: „Es war in Deutschland anfangs sehr schwer für mich, weil ich nur ein bisschen Englisch konnte. Mit dem Fußball fiel mir alles viel leichter.“
Aufgewachsen ist Vasalatii in einem kleinen Dorf nahe der Grenze zu Moldawien. Hier spielte er auch Fußball. Mit 14 Jahren verließ er seine Familie, wechselte in eine Fußball-Akademie nach Bratslav. Dort spielte er in der zweithöchsten ukrainischen Spielklasse bei den Junioren. Später begann Daniil Vasalatii in der ukrainischen Großstadt Winnyzja eine Ausbildung zum Elektriker.

Russischer Einmarsch stoppt Fußballturnier
Während eines Fußballturniers kam die erschütternde Nachricht, dass die Ukraine von Russland angegriffen wurde. „Ich konnte es anfangs gar nicht begreifen. Ich habe nicht verstanden, was hier vor sich geht“, erinnert er sich an die Zäsur in seinem Leben zurück. Ein paar Tage später flüchtete Vasalatii – auf Anweisung seiner Eltern – mit seiner Schwester und zwei Cousinen nach Polen. Von dort fuhren sie mit einem Bus bis nach Deutschland: „Eigentlich wollte ich nicht weg“, beschreibt er seine damalige Gefühlslage.

Seine Mutter kam einige Zeit später nach, sein Vater ist bis heute in der Ukraine. In den vergangenen beiden Jahren war es Daniil noch möglich, ihn zu besuchen. Mittlerweile geht das nicht mehr. Seit er 18 ist, ist er in der Ukraine wehrpflichtig und müsste bei einem Besuch in der Heimat zum Militär einrücken.

Auf dem Bolzplatz entdeckt
In Deutschland besuchte Daniil Vasalatii eine Integrationsklasse in Waldshut und konnte hier auch endlich seinem Hobby wieder nachgehen. Am Anfang kickte er auf einem Bolzplatz in Kadelburg, bis Tina Prause aus Rheinheim auf ihn aufmerksam wurde. Sie machte sich mit ihm auf die Suche nach einem Fußballverein und nach einer Wohnung für die Familie. „Mit meiner Mutter, Tina Prause und Robin Hein, der damals die B-Jugend der SG Rheintal trainierte, war ich dann erstmals im Training“, erinnert er sich.

Schnell wurde der junge Ukrainer eine feste Größe bei den A-Junioren der SG Rheintal/Hochrhein, spielte mit der Mannschaft in der Landesliga. „Es war cool in einer Mannschaft zu spielen, in der ich viele neue Freunde gefunden habe. Sie waren sofort von meinen Leistungen begeistert“, strahlt er. Nach anfänglichen Schwierigkeiten im neuen Land sei ihm dank des Fußballs die Integration plötzlich deutlich leichter gefallen.
Neue Aufgabe unter Trainer René Grabe
In der laufenden Saison ist Daniil Vasalatii, mittlerweile im Kader der Aktiven, für Trainer René Grabe unverzichtbar. Bislang versäumte Vasalatii keine einzige Minute, stand immer auf dem Platz: „Daniil gibt immer 100 Prozent“, schwärmt Grabe: „Und manchmal sogar darüber hinaus.“ Dank seiner Power passe er auf der Außenbahn perfekt ins System“, erklärt Grabe und fügt zufrieden an: „Außerdem ist Daniil immer im Training.“

Unter Grabe rückte Daniil Vasalatii von der gewohnten Position in der Innenverteidigung nahtlos auf die linke Außenbahn: „Es macht mir richtig Spaß, weil ich so mehr mit nach vorn gehen kann. Am Anfang fiel es mir schwer. Ich wusste nicht genau, was ich machen muss. Aber René hat mir alles genau erklärt“, ist er seinem Trainer dankbar.
Traumjob „Feuerwehrmann“
Doch nicht nur auf dem Platz steht Vasalatii seinen Mann. Aktuell besucht er einen Deutschkurs für das B2-Sprachniveau. Mit diesem Abschluss kann er dann auch arbeiten: „Ich bin auf der Suche nach einem Job. Aber wegen der Sprachbarriere ist es doch sehr schwierig eine Arbeit zu finden.“ Sein Traum wäre es, bei der Feuerwehr zu arbeiten: „Allerdings sind Berufsfeuerwehren in Deutschland selten. Deshalb will ich als Elektriker arbeiten“, blickt Daniil Vasalatii zuversichtlich nach vorn.