Nein – es geht mir nicht darum, einen Schuldigen für die Absage des Spitzenspiels in der Kreisliga A, Ost zwischen dem SV BW Murg und der SG Höchenschwand/Häusern zu finden. Beide Vereine haben ihre Gründe, dass nicht gespielt wird und stattdessen die Punkte am Grünen Tisch an den SV BW Murg gehen. Die Fußballer vom Berg haben schon in der Winterpause um eine Verlegung gebeten, da viele ihrer Kicker an diesem Wochenende bei einem Junggesellenabschied sind. Die Murger argumentieren, dass der Gegner eine zweite Mannschaft zum „Auffüllen“ des Kaders hat und sie selbst unter der Woche im Mai keinen Ersatztermin frei haben.

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Tatsache ist aber, dass die Absage eine eindeutige Wettbewerbsverzerrung ist. Fragen Sie doch mal die Jungs vom FC Schlüchttal, die vielleicht auf ein Remis der beiden Kontrahenten im Titelkampf gerechnet haben. Der FC Erzingen in der Landesliga und der FC RW Weilheim in der Bezirksliga sind in dieser Saison – aus Fairness-Gründen, wie damals zu Recht argumentiert wurde – schon einmal mit „Rumpftruppen“ zu Spielen angetreten und haben dabei auf die Mütze gekriegt. Mit Alten Herren und A-Junioren-Spieler wurden die Kader aufgefüllt, um überhaupt spielfähig zu sein. Die SG Höchenschwand/Häusern hat aber schon das Spiel ihrer Reserve am Wochenende verlegen müssen. Keine elf Spieler sind jedenfalls laut Sportbetriebsleiter Kevin Matt aus zwei Mannschaften für eine zusammen zu kratzen. Das glauben wir ihm ja.

Das Problem ist aber grundsätzlicher Natur. Der Fußball hat in den Köpfen der Spieler an Stellenwert verloren. Der Junggesellenabschied muss da gar nicht herhalten. Es gibt auch andere Gründe: der Geburtstag der Freundin, der Urlaub, der ausgerechnet in die Vorbereitungszeit für die Saison fällt und vieles mehr. Fußball ist für viele Spieler Zeitvertreib geworden, denn es gibt noch so viele andere schöne Sachen im Leben. Die einzigen, die noch für König Fußball brennen, sind offenbar Trainer, Fans und auch wir Medienvertreter, die heiß auf ein Spitzenspiel waren. Ach, was sind wir doch naiv!