Fußball-Kreisliga A, Ost: – Beruflich ist Raimund Hübner schon in Rente und die Fußball-Rente war auch schon „gebucht“. Dann aber kam sein guter Kollege Thorsten Walz, damals Sportchef des SV Rheintal.

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Mit Ach und Krach hatte sich der SV Rheintal zwei Mal – auch „dank“ des Corona-bedingten Abbruchs 2019/20 und der Annullierung der Saison 2020/21 – in der Kreisliga A gehalten. Walz überredete den heute 65-Jährigen, der mit seiner Lebenspartnerin in Hohentengen zu Hause ist, die Fußball-Rente noch aufzuschieben.

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Seit dieser Saison ist er also Trainer des SV Rheintal und zur Winterpause immerhin Tabellenfünfter. Der Aufstieg ist (noch) kein Thema. „Wir müssen auf dem Boden bleiben. Ziel ist ein sicherer Mittelfeldplatz“, sagt Hübner, der die Mannschaft mit vielen jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs behutsam aufbauen will. Der Älteste ist 28 – das spricht für sich.

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Das Wort Nachwuchsarbeit ist für Raimund Hübner keine leere Hülle. Die Kooperation seines Vereins sowie des FC Hochrhein mit der Gemeinschaftsschule Rheintal unterstützt er tatkräftig. „Alle zwei Wochen trainiere ich mit rund 25 Kindern. Wir wollen den Jungen und Mädchen den Fußball schmackhaft machen“, so Hübner.

Alte Kollegen: Raimund Hübner (rechts) mit Urs Fischer, Trainer von Union Berlin.
Alte Kollegen: Raimund Hübner (rechts) mit Urs Fischer, Trainer von Union Berlin. | Bild: privat

Jugend besiegt Geld – für den ehemaligen Fußball-Rentner ist dieser Satz nicht abgedroschen. Bei seinen Ausflügen als Trainer in die benachbarte Schweiz hat er professionelle Strukturen der Vereinsarbeit kennen gelernt. „Dort fließt mehr Geld in die Jugendarbeit. Im Nachwuchs arbeiten richtig gute Trainer“, sagt er.

Das bedeute nicht, dass hierzulande nur laienhaft in der Jugend gewerkelt werde. Jugend- und Aktivenabteilung seien aber nicht so verzahnt. Hübner: „Die Erkenntnis, dass jedes Haus ein Fundament braucht und dieses Fundament die Jugend ist, hat sich bei uns noch nicht in den Köpfen festgesetzt.“

Trainer-Stammtisch beim SV Rheintal

Deswegen wünscht sich Hübner, dass jeder Aktivtrainer sich zusätzlich unterstützend in der Jugendarbeit einbringen müsse. Ein Anfang könne der informative Austausch sein. Diesen hat Hübner schon beim SV Rheintal initiiert: „Wir haben einen Trainer-Stammtisch. Das kommt ganz gut an.“

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Dass eine gute Nachwuchsarbeit sich nicht immer als Investition eines Vereins in die eigene Zukunft erweist, ist Hübner klar. „Da winken andere Vereine mit den Geldscheinen und die Jungs werden weich.“ Der Amateurfußball habe sich in der Vergangenheit nicht immer in die richtige Richtung bewegt.

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Mit seinen 65 Jahren und seinen Erfahrungen als Spieler und Trainer könnte Hübner ein Buch schreiben. Er ist viel rumgekommen, hat auch viele Vereine kennen gelernt.

Anfänge bei der Spvgg. Wutöschingen

Angefangen hat alles bei der Spvgg. Wutöschingen. Bei seinem Heimatverein kickte er in der Jugend sowie bei den Aktiven unter Trainer Jürgen Röder in der Kreisliga und der A-Klasse, der heutigen Bezirksliga. Dann folgte ein erstes Intermezzo als Spieler beim VfB Waldshut unter dem damaligen Schweizer Trainer Alfons Schibli in der Bezirksliga, ehe er wieder zurück zur Spvgg. Wutöschingen wechselte.

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Mit 28 Jahren hatte Hübner sein erstes Angebot aus der Schweiz. Während er noch bei seinem Heimatverein spielte, trainierte er schon die A-Junioren des FC Leibstadt. Bei den Aktiven des Schweizer Vereins hatte er kurz darauf seinen ersten „Job“ als Spielertrainer. Nach zwei Jahren allerdings – er wohnte bereits in Hohentengen – wurde er beim dortigen Verein Jugendtrainer. Nebenher erwarb er die Trainer-B-Lizenz und übernahm dann für insgesamt drei Jahre die erste Mannschaft des SC Hohentengen als Trainer in der Kreisliga A.

„Verräterischer Wechsel“

„Dann kam fast ein verräterischer Wechsel. Ich wurde Trainer beim FC Eintracht Stetten. Das war für damalige Zeiten so, wie wenn du von Schalke nach Dortmund wechselst“, scherzt Hübner. Nach drei Jahren beim damaligen A-Kreisligisten ging es zurück in die Bezirksliga zur Spvgg. Wutöschingen, ehe er für zwei Jahre die A-Junioren der SG Stetten/Geißlingen übernahm.

Erfolgreich sein zweiter Abstecher in die Schweiz: Den FC Klingnau führte er innerhalb von drei Jahren in die 3. Liga. Von dort ging es zum FC Zürich, wo er Cheftrainer der U21-Frauen wurde. „Andere Bedingungen als in Deutschland, eine professionelle Vereinsstruktur“ lernte er kennen. Und: „Du bist nur Trainer, kannst dich darauf konzentrieren. Die Spieler erhalten vom Sportlichen Leiter einen Urlaubsplan.“

Aufstieg mit Frauen des FC Hochrhein

Nach einem Jahr wechselte Hübner zu den Frauen von Blue Stars Zürich, nach weiteren zwei Jahren zu den Fußballerinnen des FC Oerlikon Polizei. Die Frauen des FC Hochrhein führte er 2016 zum Aufstieg in die Verbandsliga, ehe es zum Bezirksligisten VfB Waldshut ging. „Nach einem halben Jahr war Schluss“, so Hübner über sein kurzes „Gastspiel“ in der Saison 2016/17.

Raimund Hübner, Trainer SV Rheintal: „Meine Arbeit mit Patrick war fußballerisch die geilste Zeit.“
Raimund Hübner, Trainer SV Rheintal: „Meine Arbeit mit Patrick war fußballerisch die geilste Zeit.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Zur Person

„Dann hat Patrick sich gemeldet“, erinnert sich Raimund Hübner an den Anruf seines Sohnes, mit dem er sich einen Traum erfüllen sollte. Mit ihm trainierte er in den Spielzeiten 2017/18 und 2018/19 die U17-Juniorinnen des FC Zürich, wurde zwei Mal hintereinander Schweizer Meister. Hübner: „Das war fußballerisch die geilste Zeit. Wir haben internationale Luft geschnuppert, gegen Teams wie Olympique Lyon, Inter Mailand oder Bayern München gespielt. Viele Kontakte von damals habe ich noch heute.“

Unvergesslich: Raimund Hüber trainierte mit Sohn Patrick die Juniorinnen des FC Zürich.
Unvergesslich: Raimund Hüber trainierte mit Sohn Patrick die Juniorinnen des FC Zürich. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Der Aufwand im Profi-Geschäft war aber zu groß: „Vier Trainingseinheiten unter der Woche und die Spiele am Wochenende sind zu viel, wenn du noch einen Beruf hast.“

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Ab Sommer 2019 trainierte Hübner den SV Eggingen und seit dieser Saison den SV Rheintal. Er hat Spaß. Beim Fußball treffe er stets jemand. „Erfolge als Trainer sind schön, aber Freundschaften halten oft ein Leben lang“, weiß er.