Fußball: – Langsam aber sicher kommen die Lockerungen der einschlägigen Maßnahmen zum Schutz der Menschen in der Corona-Pandemie auch bei Fußballvereinen an. Training wird – mit Auflagen – wieder möglich sein, auch von der Öffnung der Gastronomie werden die Vereine profitieren. Die Sportheime dürfen ab Montag, 18. Mai, ebenfalls mit Auflagen, wieder öffnen.
Gut zwei Monate lang ruhte der Sport- und Wirtschaftsbetrieb. „Es ist an der Zeit, dass eine gewisse Normalität einkehrt“, lautet nahezu jedes Statement, das bei der Umfrage unter Vereinsvorsitzenden der Region zu hören war. Auch sie haben wirtschaftliche Einbußen zu verzeichnen, wenn vielleicht auch nicht im Ausmaß der Hotels und Restaurants, doch auf der Habenseite gab es für die Vereinskassierer kaum etwas zu buchen.

Saftig grün leuchtet der Rasen des Hans-Walcher-Platzes. Die Sportanlage der Spvgg. Brennet-Öflingen liegt verlassen am Fuß des Anstiegs zum Günnenbach. Seit zwei Monaten rollte hier kein Ball mehr und seit zwei Monaten gab es für Birgit Urich nichts mehr zu tun. Die Sportheim-Wirtin musste wegen der Corona-Pandemie das Sportheim von heute auf morgen schließen.
„Das reißt ein Loch in die Kasse“, gibt Vorsitzender Sammy Lemke-Maier zu bedenken: „Wir finanzieren uns vor allem durchs Sportheim. Die Schließung haut ganz schön rein.“ Besitzer der Immobilie ist die Stadt Wehr, die mit dem Verein die laufenden Kosten abrechnet: „Ich bin sehr froh, dass die Verwaltung ihre Forderungen momentan ausgesetzt hat“, so Lemke-Maier, der mit seinen Vorstandskollegen versucht hat, die Ausgaben im Rahmen zu halten: „Toll war, dass es für unseren Trainer Urs Keser selbstverständlich war, auf sein Trainersalär zu verzichten.“

Eher mehr investiert als geplant, hat der SV 08 Laufenburg: „Wir haben die Corona-Pause zu einem großen Arbeitseinsatz mit rund 1200 ehrenamtlich geleisteten Stunden unserer Mitglieder genutzt“, so Vorsitzender Johann Scheible: „Das Waldstadion ist jetzt tiptop, dafür ist die Kasse leer.“ Das Sportheim mit Wirte-Wohnung sei verpachtet, doch geschlossen: „Wir haben uns mit dem Pächter auf eine Reduktion der Pacht geeinigt. Seinen Abholservice hat der Verein aktiv unterstützt.“
Zu den geringeren Einnahmen kam die Absage des Wandertreffs am 1. Mai: „Der war 2019 sehr gut frequentiert“, deutet Scheible an, dass auch dieses Geld unwiederbringlich weg ist. Mit Sorge blickt er in die Zukunft, wenn die Gespräche mit den Sponsoren anstehen: „Dieses Jahr rechne ich nicht damit, dass jemand Geld zurück haben möchte. Aber wenn es um 2021 geht, befürchte ich, dass einige Geschäftsleute abspringen, weil sie selbst währen der Krise zu kämpfen haben.“

Seiner Pächterin Karin Würtenberger, die seit über zehn Jahren das Sportheim am Langenstein führt, versucht der FC Tiengen 08 in diesen schwierigen Zeiten durch Stundung der Pacht beizustehen: „Im Moment ist zu. Wir wollen, dass sie in dieser schwierigen Zeit finanziell klar kommt“, begründet Präsident Armin Leichenauer den Verzicht auf diese Einnahmen.
Doch das ist nicht alles für den Bezirksligisten: „Wir haben aktuell auf den Einzug der Mitgliederbeiträge verzichtet, holen das später nach“, so Leichenauer, dessen Clubkasse auch die Einnahmen des bei Spielbetrieb geöffneten „Container“ fehlen: „Natürlich laufen die Kosten weiter. Aber wir beißen jetzt halt mal kräftig auf die Zähne.“

Das gilt auch für den FC 08 Bad Säckingen: „Wir haben noch keine Bilanz gezogen, aber Geld fehlt auf jeden Fall“, betont Vorsitzender Werner Wunderle. Das Sportheim wird seit einem Jahr in eigener Regie betrieben: „Marika und Georg Bürgin managen das großartig“, lobt Wunderle sein Team vom Grill.
Obwohl dieser Tage auch noch die letzte Rate für den Kunstrasenplatz fällig war, stehe der Verein finanziell gut da. Lang dürfe die Spielpause jedoch nicht mehr dauern, mahnt Wunderle und hält derzeit noch die Rechnungen an die Inserenten im FC-Blättle zurück: „Das im September geplante vierte Entenrennen auf dem Gießenbach müssen wir absagen, weil wir dafür in der momentanen wirtschaftlichen Situation keine Sponsoren finden würden.“

Beim SV Jestetten wirbelte die Corona-Pandemie so gut wie alle Planungen für dieses Jahr 2020 über den Haufen. Die großartige Gala zum 100. Geburtstag fand am 29. Februar gerade noch statt. Das Fest-Wochenende im Juli haben die Vorsitzenden Sebastian Huber und Christian Meister abgesagt: „Das Zelt wurde storniert“, so Huber: „Die geplanten Veranstaltungen, unter anderem eine SWR1-Disco, wollen wir in der Gemeindehalle durchziehen – möglichst noch dieses Jahr. Eine Verschiebung auf 2021 kommt nicht in Frage.“
Just zum Rückrundenauftakt wurde das Sportheim „Am See“ neu verpachtet. Kam hatte der neue Wirt geöffnet, musste er wieder schließen: „Wir haben auf die Pacht für April und Mai verzichtet“, so Huber, der hofft, dass die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs auch das Sportheim belebt: „Außer montags ist das Sportheim dann wieder täglich ab 17 Uhr geöffnet.“

Noch heftiger erwischte es den SV Herten, der über den Winter sein Sportheim saniert und auf den 1. April neu verpachtet hat: „Der Pächter kommt zudem aus der Schweiz, darf also aktuell nicht einreisen“, so Vorsitzender Stefan Weber, der auf zwei Monate ohne Pachteinnahmen blickt: „Wir hoffen, dass es am 1. Juni wieder richtig los geht.“
Bis dahin profitiere der SV Herten vom Verzicht seiner Trainer auf das ausgehandelte Salär und vom Entgegenkommen der Hausbank: „Die Sanierung wurde über einen Kredit finanziert.“

Gleich zwei Clubheime ohne Umsatz muss der SV Waldhaus verkraften: „Für das Vereinsheim beim Kunstrasenplatz haben wir im April keine Pacht verlangt“, kam Markus Birkenberger dem wirtenden Vereinsmitglied entgegen. Regie im Sportheim am Rasenplatz führt Angelika Bächle, die ein eingespieltes Team um sich hat: „Leider kommt auch hier nichts rein, aber die Ausgaben im Frühjahr, für Platzpflege und -bewässerung, laufen weiter.“
Doch Birkenberger blickt nicht nur auf ausbleibende Einnahmen, die angesichts der gut besuchten Heimspiele ein stolzer Posten im Haushaltsplan sind: „Sorge bereitet die Aussicht auf die Sportwoche, wenn um den Waldhaus-Cup gespielt wird.“ Die Zusagen der teilnehmenden Vereine liegen vor, doch ob und wie das Turnier im Sommer ausgetragen werden kann, stehe derzeit in den Sternen, so Birkenberger: „Fällt uns diese Veranstaltung weg, dann haben wir tatsächlich ein echtes Problem.“