Zaudern hilft nicht. Corona zwingt uns dazu, alte Strukturen zu überdenken. Nachdem schon die vergangene Saison nicht zu Ende gespielt wurde, erwischt den Amateursport die zweite Welle der Pandemie gnadenlos.
Machen wir uns nichts vor: Die Fußball-Saison kann nicht zu Ende gespielt werden. Am 1. Dezember werden wir nicht zur Tagesordnung übergehen und fünf abgesagte Spieltage vom November – in der Oberliga sind es acht! – nachholen. Nach der Winterpause soll es mit der Rückrunde schon ab 20. Februar 2021 weiter gehen. Was ist aber, wenn Corona uns dann immer noch einen Strich durch die Rechnung macht? Der Terminkalender ist prall gefüllt – bis Mitte Juni. Allein die Rückrunde durchziehen zu wollen, ist ambitioniert.
Dem Virus ist das wurscht. Corona kennt keine Vor- und Rückrunde. Deswegen sind neue Ideen gefragt. Die Bayern spielten bis vor einer Woche die alte Saison in der nun wieder abgebrochenen neuen Spielzeit weiter. Rund fünf Spieltage sind dort noch zu absolvieren. Am 17. April soll es weiter gehen bis 15. Mai. Trotz des erneuten Lockdowns: Das ist zu schaffen. Südbaden ist einen anderen Weg gegangen. Kein Vorwurf!
Schauen wir auf andere Sportarten, wie dort das Dilemma gelöst werden soll. Im Tischtennis wird überlegt, die fehlenden Spiele der jetzt unterbrochenen Vorrunde in der zweiten Hälfte der Saison 2020/21, also im Zeitrahmen der geplanten Rückrunde, auszutragen. In dieser „Einfachrunde“ würde jede Mannschaft einmal gegen jede andere spielen. Somit könnte eine Wertung der Saison erfolgen – mit Auf- und Abstiegsregelung. Die Tennisspieler machen es seit jeher so: Die Mannschaften spielen nur einmal gegeneinander.
Warum nicht so beim Fußball? Nehmen wir Landes- und Bezirksliga als Beispiel. Noch sieben Spieltage der Vorrunde sind hier zu absolvieren. Diese werden auf April und Mai des kommenden Jahres terminiert. Wenn Corona einen Spielbeginn ab Anfang April noch nicht erlaubt, hätte man noch Luft, bis in den Sommer zu verlängern. Eine Rückrunde gäbe es nicht.
Ich höre die Stimmen der Verantwortlichen: Da wird es juristische Klagen hageln. Vielleicht. Aber die hätte es auch schon zum Zeitpunkt des Abbruchs der vergangenen Runde geben können. War das „gerecht“, dass da der Tabellenstand zum Zeitpunkt des Abbruchs nach der sogenannten Quotientenregelung für die Aufstiegsregelung zu Hilfe genommen wurde?
Die gerechte Lösung gibt es nicht. Mut zum Risiko ist vonnöten. Nur die Vorrunde spielen ist eine Option. Das Risiko, dass ein Verein klagt, besteht immer. Vielleicht ziehen aber die Vereine – wie bei der Abbruch-Entscheidung im Sommer – an einem Strang und beweisen das, was in Corona-Zeiten für das ganze Leben gilt: Solidarität!