College-Tennis in den USA? Damit kennt man sich beim TC RW Tiengen gut aus. So studieren derzeit drei Spieler der erfolgreichen Mannschaft, die im Juli 2019 den Meistertitel in der Oberliga und damit den Aufstieg in die Badenliga feierte, in den Vereinigten Staaten von Amerika.

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Das Prinzip: Die Tennis-Studenten büffeln in ihren Studienfächern für ihren Master-Abschluss. Um in den Genuss eines Stipendiums zu kommen, verpflichten sie sich, für ihre Universität Tennis zu spielen. Der Weg vom Hörsaal auf den Tennisplatz wird kurz, und das Tennistraining selbst ist straff.

Der Neue: Der Albbrucker Justin Schlageter stößt vom TK GW Mannheim zum Badenliga-Aufsteiger TC RW Tiengen.
Der Neue: Der Albbrucker Justin Schlageter stößt vom TK GW Mannheim zum Badenliga-Aufsteiger TC RW Tiengen. | Bild: Welte, Gerd

Der Jüngste aus dem Tiengener Trio ist Justin Schlageter, der vor einem Jahr ein Business-Studium an der Uni in Oklahoma begonnen hat. „Ich hab noch drei oder vier Jahre in den USA vor mir“, sagt der 19-jährige Albbrucker, der der einzige Neue im Team des TC RW Tiengen ist. Schlageters Stammverein ist der TC Dogern. Der zweifache deutsche Jugendmeister stößt vom TK GW Mannheim, dessen Teams in der Ersten Bundesliga und in der Regionalliga spielen, zum Badenliga-Aufsteiger.

Kämpfer-Typ: Marvin Kromer, einer der Tiengener Tennis-Studenten in den USA, machte im Juli 2019 mit seinem Sieg im Einzel den Aufstieg ...
Kämpfer-Typ: Marvin Kromer, einer der Tiengener Tennis-Studenten in den USA, machte im Juli 2019 mit seinem Sieg im Einzel den Aufstieg in die Badenliga perfekt. | Bild: Gerald Edinger

Schlageter genießt derzeit ebenso seinen Urlaub in heimischen Gefilden wie Marvin Kromer, dessen Familie in Dogern zu Hause ist. Der 23-Jährige war im Juli 2019 einer der erfolgreichen Tiengener Jungs, die den Aufstieg in die Badenliga auf und neben dem Platz feierten. Etwas mehr als die Hälfte seines Business-Studiums an der Uni von Southern Indiana in den USA hat er bereits hinter sich gebracht.

Erfolgs-Duo: Tennis-Student Dominik König (links) mit Trainer Christoph Back vom TC RW Tiengen.
Erfolgs-Duo: Tennis-Student Dominik König (links) mit Trainer Christoph Back vom TC RW Tiengen. | Bild: privat

Der Dritte im Bunde der Tiengener US-Tennisstudenten ist Dominik König, Sohn von Teamchef Peter König. Der 23-Jährige musste sich 2019 einer Hüft-OP unterziehen. Das hat ihn in seinem Studium genauso ausgebremst wie ein Uniwechsel zu Beginn des Jahres. „Das hat mich ein Jahr gekostet“, sagt er. Management und Unternehmensberatung studiert er nun in Indianapolis.

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König ist schon seit Anfang November wieder zurück in Offenburg, wo er die meiste Zeit lebt. Seine frühe Rückkehr ist den hohen Zahlen von Covid-19-Infizierten in den USA geschuldet. „Schon vor Corona gab es Online-Unterricht. Jetzt läuft natürlich noch mehr digital ab“, sagt er. Das Home Office ganz nach Deutschland zu verlegen, funktioniere aber nicht: „Am 7. Januar muss ich zurück sein – mit einem negativen Corona-Test, der höchstens zehn Tage alt sein darf.“

Von Januar bis Mai dauert für das Tiengener Trio das Semester und die Tennis-Saison in ihren jeweiligen Universitäten, bevor sich die dreimonatigen Semesterferien bis August anschließen, die auch mit Badenliga-Tennis beim TC RW Tiengen gestaltet werden.

Fragezeichen wegen Corona

Ob das kommende Semester in den USA ein normales werden wird? Dominik König ist skeptisch: „Ich befürchte, dass alles auf wackligen Füßen steht. Wir müssen uns wöchentlich einmal testen lassen. Wenn der Test eines Teamkollegen oder der eines Spielers der gegnerischen Mannschaft positiv ist, könnte alles abgeblasen werden.“

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Sicherheit und Hygienemaßnahmen werden an ihren Unis groß geschrieben – da sind sich alle einig. Justin Schlageter wurde und wird alle zwei Wochen getestet. In Training und Spiel sei die Maske sogar beim Seitenwechsel zwingend vorgeschrieben. „Die Regeln an der Uni sind sehr streng“, bestätigt er.

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In der Öffentlichkeit außerhalb von Uni-Gelände und abseits des College-Tennis sehe es aber ganz anders aus. „Draußen ist alles viel lockerer“, weiß Schlageter. Auch Marvin Kromer stimmt zu: „Indiana ist ein republikanischer Bundesstaat. Die Beschränkungen in Gastronomie und auf öffentlichen Plätzen sind nicht so rigoros.“

Auch Dominik König kann nur schmunzeln: „Bei uns in Indianapolis sind die Clubs noch offen. Es gibt auch viele House-Partys. Die Leute feiern – wie selbstverständlich ohne Maske. Stress mit der Polizei gibt es nicht.“ Deswegen wundere es ihn auch nicht, dass die Infektionszahlen in den USA so hoch sind.

Jubel grenzenlos: Im Juli 2019 feierte Marvin Kromer (Mitte) mit seinen Teamkollegen Leon Back (links) und Simon Glöckner den ...
Jubel grenzenlos: Im Juli 2019 feierte Marvin Kromer (Mitte) mit seinen Teamkollegen Leon Back (links) und Simon Glöckner den Meistertitel in der Oberliga und Aufstieg in die Badenliga. | Bild: Gerald Edinger

Ob sich die drei eine Zukunft in ihrer zweiten Heimat vorstellen können? Keiner aus dem Trio will die gesammelten Erfahrungen in den USA missen. Sprachlich habe er sich enorm verbessern können, sagt Marvin Kromer. Eine völlig andere Kultur dürfe er in den USA kennen lernen, stimmt auch Justin Schlageter zu. „Die Menschen sind offener, aber auch oft viel oberflächlicher“, meint Dominik König, der seine Zukunft auf keinen Fall in den USA sieht. Auch seine beiden Tenniskollegen tendieren dazu, wieder in die Heimat zurück zu kehren.

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Und dann dieses Essen. „Nur Fast Food kannst du dir finanziell leisten. Im Restaurant ist es extrem teuer. Dagegen ist das Essen in einem Schweizer Restaurant ein Schnäppchen. Wir kochen immer selber“, so König.

Deswegen freuen sich alle auf Weihnachten in Deutschland. Im engen Familienkreis feiern alle. Ganz still. Und Fast Food gibt es auch nicht. Wie schön.