Die Bindung zwischen Mannschaft und Fans ist bei den Wild Wings seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, etwas Besonderes. Rund 2000 Zuschauer kommen Sommer für Sommer zum ersten Eistraining. Stimmt der Einsatz, wird der Mannschaft selbst bei Niederlagen applaudiert – so wie Anfang Oktober beim 2:4 gegen München. Dies hebt den Eishockey-Standort Schwenningen gegenüber anderen ab. Was die Nähe zu Fans betrifft, ist der jährliche Sonderzug das Saisonhighlight. Über 600 Wild Wings-Anhänger fuhren am Sonntag mit diesem Sonderzug nach Nürnberg. Zu der geplanten, gemeinsamen Rückreise mit der Mannschaft kam es jedoch nicht. Die Fan-Beauftragten trafen diese Entscheidung nach dem Spiel. Es war zwar „nur“ eine Vorsichtsmaßnahme, aber zugleich auch ein fatales Signal. Eine gut gemeinte und beliebte Aktion wurde abgesagt, weil man befürchtete, dass die Spieler im direkten Umfeld mit ihren Anhängern nicht sicher sind. Selbst wenn es lediglich das Verhalten weniger Fans war, das zu dieser Entscheidung führte, ist das Ganze beängstigend. Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Fans bewegt sich derzeit auf dünnem Eis. Die Risse werden größer. Schon die Tatsache, dass Manager Jürgen Rumrich vor knapp drei Wochen seinen Abschied am Saisonende nicht mit dem sportlichen Misserfolg begründete, sondern damit, dass er das Umfeld, sprich das Fan-Lager beruhigen wolle, geht in eine bedenkliche Richtung. So groß darf der Einfluss der Anhängerschar nicht sein. Andere Klubs in der Deutschen Eishockey Liga blickten bislang neidisch auf die Fan-Kultur in Schwenningen. Bei der aktuellen Entwicklung ist zu befürchten, dass diese Sichtweise bald der Vergangenheit angehört.

christof.kaltenbach@suedkurier.de

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