Fußball: Was bereits auf Profi-Ebene beschlossen ist, ist nun auch im Amateurfußball angekommen: Die rasche Ausbreitung des Coronavirus sorgt für eine Pause des Spielbetriebs sämtlicher Ligen und Altersklassen vorerst bis zum 31. März. „Die Gesundheit der Mitglieder im Südbadischen Fußballverband steht an erster Stelle. Insbesondere die derzeit unübersichtliche und diffuse Situation führt zu großer Verunsicherung bei unseren Vereinen. Das Lagebild werden wir täglich neu bewerten“, sagt Thomas Schmidt, der Präsident des Südbadischen Fußballverbandes..

In der SÜDKURIER-Umfrage nehmen die Trainer und Verantwortlichen der oberklassigen Vereine im Schwarzwald Stellung zur Entscheidung des Verbandes und wägen mögliche Konsequenzen auf den weiteren Saisonverlauf und die Finanzen der Clubs ab.

Oberliga

Arash Yahyaijan (Sportvorstand FC 08 Villingen): „Die vorübergehende Aussetzung der Spiele ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung, weil man die aktuelle Lage sehr ernst nehmen sollte. Fußball ist zwar wichtig, aber es gibt noch wichtigere Dinge im Leben. Zwei Wochen lang kein Fußball ist kein Weltuntergang. Entscheidend ist, dass alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden, um die Lage zu entschärfen und Panik zu vermeiden. Wir hätten unser Heimspiel am Samstag ohnehin abgesagt, weil wir eine Verantwortung für die Gesellschaft tragen und es im Kontaktsport Fußball gefährlich werden kann. Wir werden im gesamten Verein den Trainingsbetrieb vorerst bis Montag einstellen und dann nochmals entscheiden, wie es weiter geht. Was den finanziellen Aspekt anbelangt, mache ich mir keine Gedanken, weil es ja nicht nur den FC 08, sondern alle Vereine trifft. Ich glaube nicht, dass die Verbände und Regierungen es zulassen werden, dass es nach dieser Phase keine Vereine mehr geben wird.“

Verbandsliga

Thomas Wild (Spielausschussvorsitzender DJK Donaueschingen): „Die Aussetzung der Spiele ist die absolut richtige Maßnahme, vor allem vor dem Hintergrund, dass bei uns in der Stadt Donaueschingen bereits zwei bestätigte Corona-Fälle gibt. Es wäre schwer zu schaffen, zum Beispiel in der Umkleidekabine alles sauber zu halten. Zudem hätte die DJK am Samstag ein Auswärtsspiel beim FC Auggen an der französischen Grenze, also mitten im Risikogebiet, bestritten. Es ist gut, dass die Fußballverbände mit einer klaren Linie vorgehen. Fußball ist für uns ein Hobby, für die Wirtschaft hat dieses Virus viel gravierendere Folgen. Die DJK Donaueschingen wird durch die Spielausfälle finanziell sicherlich nicht ins Wanken kommen. Im Zeitraum der Spielaussetzung bis Ende März hätten wir nur ohnehin ein Heimspiel gehabt. Der Trainingsbetrieb im gesamten Verein wird bis Ende März eingestellt.“

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Landesliga

Volkhard Ohnmacht (Vorsitzender FC Gutmadingen): Lieber mit Kanonen auf Tauben schießen, anstatt ein völliger Kontrollverlust der Situation. Daher befürworte ich diese Maßnahme. Es ist gut, dass sich der Fußball solidarisch mit den anderen Sportarten zeigt. Es geht darum, die Ansteckungsgefahr im Clubheim, auf der Toilette, in den Kabinen und Duschen zu verringern. Wir werden die Spieler nicht zum Training zwingen, sondern ihnen die Entscheidung überlassen, ob sie kommen oder nicht. Uns werden die Einnahmen von mindestens einem Heimspiel aus Eintritt und Clubheim fehlen. Das wären in etwa 1000 Euro. Sollte die komplette Saison ausfallen, würde dies für uns einen finanziellen Schaden von 3000 bis 5000 Euro bedeuten. Dieser wird uns nicht umwerfen, sondern das werden wir aus unserem Geschäftsbetrieb finanzieren können. Eine gute Maßnahme des Verbandes wäre, die Schiedsrichter-Kosten für die Vereine in Höhe von etwa 2500 Euro zu stornieren. Das ist unsere größte Ausgabe.“

Uli Bärmann (Trainer FC Löffingen): „Es wäre sehr kurios, wenn der Südbadische Verband nicht mitziehen und die Spiele austragen würde. Ich finde die Situation allerdings etwas komisch. Entweder verheimlicht man uns etwas und das Virus ist schlimmer als bekannt, sodass wir gerade wirklich ein Problem haben, oder das Ganze ist reine Panikmache. Dann halte ich die ganzen Maßnahmen für übertrieben. Aus sportlicher Sicht finde ich die Situation sehr schade. Das Wetter ist gerade optimal und die Stimmung innerhalb meiner Mannschaft sehr gut, sodass wir die kommenden Spiele sehr gerne bestritten hätten. Gegen höhere Gewalt kann man sich allerdings nicht wehren. Sollte die Saison abgebrochen werden, fände ich das eine Farce. Es ist allerdings auch schwer, eine gerechte Entscheidung für alle Mannschaften zu finden. Was den Trainingsbetrieb beim FC Löffingen betrifft, werden sich die Verantwortlichen zeitnah zusammensetzen und mit den amtlichen Empfehlungen sowie mit dem gesunden Menschenverstand eine Entscheidung fällen.“

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Jürgen Schmidt (Sportlicher Leiter FC Schonach): „Ich halte es für die richtige Entscheidung, den Spielbetrieb ruhen zu lassen. Man sieht es ja an den Meldungen zum Profifußball, dass es immer schlimmer statt besser wird. Es sollen ja Spieler und auch schon ein Trainer betroffen sein. Daher wird das Virus auch auf den Amateurfußball übergreifen. Auch auf lokaler Ebene gibt es immer eine Ansammlung von Menschen, sei es in der Kabine oder auf dem Sportplatz. Ich fürchte, dass diese Epidemie eher schlimmer als besser wird und es sehr schwierig wird, die ausgefallenen Spiele irgendwie aufzuholen. Wie es mit dem Trainingsbetrieb weitergeht, kann ich momentan noch nicht sagen. Finanziell wird dem FC Schonach natürlich einiges fehlen. Wir sind allerdings mit unseren Sponsoren sehr breit aufgestellt, sodass wir dies abfangen können.“

Thomas Losch (Sportlicher Leiter FC Bad Dürrheim): „Wenn dadurch die Ausbreitung eigeschränkt werden kann, dann halte ich die Entscheidung des Verbandes definitiv für richtig. Geisterspiele finde ich nicht gut, daher aus meiner Sicht lieber ganz absagen. Wie es nach der vorübergehenden Pause weitergeht, ist eine gute Frage. Ich kann mir vorstellen, dass man die eingerichteten Ausweichtermine wie zum Beispiel an Ostern verwendet, um Spiele nachzuholen. Zudem müsste unter der Woche gespielt werden. Wenn die Pause allerdings nochmal verlängert wird, wird es allerdings schwierig, die ganzen Spiele aufzuholen. Natürlich werden uns die Zuschauereinnahmen vorerst fehlen.“

Mustafa Gürbüz (Trainer FC Furtwangen): „Wenn man die Medienberichte verfolgt, dann halte ich es für die richtige Entscheidung, den Betrieb zu pausieren. In Furtwangen werden Schulen geschlossen und Familien sind in Quarantäne. Daher müssen wir alles tun, um die Verbreitung des Virus zu verhindern. Was ist, wenn sich ein Spieler beim Spiel angesteckt hätte, daraufhin seine Oma besucht und diese dann vom Virus betroffen ist? Das wäre eine Riesenkatastrophe und würde einen gewaltigen Rattenschwanz nach sich ziehen. Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Fußball. Den FC Furtwangen könnten die Spielabsagen besonders treffen, weil wir gegen den Abstieg kämpfen. Wenn wir für zwei, drei Wochen den Trainingsbetrieb einstellen, andere Mannschaften in der Liga aber isoliert weiterarbeiten, haben diese dann einen Vorteil, wenn der Spielbetrieb weitergeht, weil sie fitter sind. Daher sollten alle Trainer und Vereine gleich denken und die Situation nicht ausnutzen, sondern ein gemeinsames Ziel verfolgen. Ich halte es für sinnvoll, vorerst nicht mehr zu trainieren. Eine endgültige Entscheidung wird allerdings der Vorstand treffen.“

Marcel Yahyaijan (Sportdirektor und U23-Trainer FC 08 Villingen): „Auch ich halte es für das Beste, die Spiele auszusetzen. Die Gesundheit geht vor. Wir haben eine Verantwortung nicht nur für die Spieler und Zuschauer, sondern auch für ältere Menschen, die von diesem Virus besonders betroffen sein könnten. Ich hoffe, dass diese Maßnahme den gewünschten Effekt erzielt. Was die finanziellen Auswirkungen angeht, sehe ich es im unteren Amateurbereich nicht so dramatisch. Da wird kein Verein Konkurs anmelden müssen. Ab Oberliga aufwärts können die Folgen schwerwiegender sein, da geht es um viel Geld und Existenzen. Ein Abbruch der Saison wäre für die U23, die derzeit Tabellenführer ist, natürlich schade, weil wir viel Energie in unser Ziel Aufstieg stecken. Es würde zwar weh tun, wäre aber auch kein Beinbruch. Ich halte es für am realistischsten, dass mit Englischen Wochen die ausgefallenen Spiele aufgeholt werden.“

Zeljko Cosic (Trainer FC Neustadt): „Ich schließe mich den Trainerkollegen an und befürworte diese Maßnahme. Sollte die Pause allerdings noch fünf, sechs Wochen länger dauern, wird es schwierig, die Saison zu Ende zu bringen. Ich hoffe dann auf eine faire Lösung, mit der alle Vereine leben können. Wir werden vorerst weiterhin dienstags und donnerstags trainieren. Allerdings kann jeder Einzelne entscheiden, ob er daran teilnehmen möchte oder nicht.“