Fußball-Oberliga: Die Corona-Pandemie legt den Oberliga-Spielbetrieb zumindest bis zum 19. April lahm. Wie es nach den Osterferien weitergeht, weiß zum jetzigen Zeitpunkt noch keiner. Der ruhende Ball hat für die Vereine nicht nur sportliche, sondern auch finanzielle Folgen. Den Klubs brechen Einnahmen weg, aber die Kosten laufen weiter. In diesem Dilemma steckt auch der FC 08 Villingen. Um die Krise schadlos zu überstehen, werden wohl auch die Nullachter um drastische Sparmaßnahmen nicht herumkommen.
Arash Yahyaijan, Vorstand Sport beim FC 08, klingt ernst bei diesem Thema, sehr ernst. In ein paar Tagen sind die Märzgehälter für die Spieler und Trainer fällig. Die Personalkosten für die Mannschaft sind ein gewaltiger Brocken im Etat aller Vereine. Sie sind allerdings auch der Hebel, mit dessen Hilfe Einsparungen möglich sind.
Bleibt die Frage: Spielen die Spieler auch mit? Yahyaijan jedenfalls hofft auf Solidarität. „In schwierigen Zeiten müssen alle zusammenhalten. Wir als Verein sollten den Spielern zur Seite stehen, umgekehrt aber auch die Spieler dem Verein. Wir müssen für beide Seiten eine vernünftige Lösung finden.“ Solidarität bedeutet in diesem Fall finanzielle Einschränkung. Yahyaijan: „Ohne Gehaltsverzicht wird es schwierig. Wenn die Spieler auf ihre Verträge pochen, haben wir wohl keine Chance. Wenn jedoch ein Verein Insolvenz anmelden muss, ist auch keinem geholfen. Wir hoffen auf das Verständnis der Spieler. Schließlich wollen wir alle auch nach der Krise noch Fußball spielen.“
Vorstandskollege Andreas Flöß, zuständig für Infrastruktur und Technik, blickt ebenfalls mit Sorge auf die kommenden Wochen. Auch ihm ist klar, dass unpopuläre Maßnahmen notwendig sein werden. „Mit den Spieltags-Einnahmen, wie Ticketverkauf und Catering, brechen uns zwei wichtige Säulen weg. Wir sparen während der fußballfreien Zeit zwar Kosten, wie beispielsweise die Fahrten zu den Auswärtsspielen, aber das gleicht die Verluste bei Weitem nicht aus“, sagt Flöß. Und fügt hinzu: „Wir sind auf jeden Euro angewiesen.“
Ob die Saison zu Ende gespielt oder abgebrochen wird, hat möglicherweise auch Einfluss darauf, wie es mit den Spielerverträgen auch in rechtlicher Hinsicht weitergeht. Flöß: „Die Stadt hat die Plätze gesperrt. Wir haben kein Betretungsrecht, können also auch nicht auf dem Gelände trainieren. Den Spielern fehlt damit quasi der Arbeitsplatz. Was die März-Gehälter angeht, sind wir guter Dinge. Danach müssen wir allerdings schauen, wie es weitergeht.“
Wie es für jeden einzelnen Kicker weitergehen könnte, hängt nicht zuletzt von seinem persönlichen Status ab. Flöß: „Wir haben fest angestellte und nicht fest angestellte Spieler.“ Kann ein Student eher auf sein Gehalt verzichten als einer, der ausschließlich vom Fußball lebt? „Um das herauszufinden, werden wir versuchen, bei jedem Spieler individuell eine Lösung zu erarbeiten. Wir wollen keinen enttäuschen“, ergänzt Yahyaijan.
Die Finanzen beim FC 08 Villingen ruhen Flöß zufolge zwar „auf einem soliden Fundament“, sind aber nicht auf Rosen gebettet. „Wir sind nicht der FC Bayern München, der auf hohe Rücklagen zurückgreifen kann. Wir müssen auch ohne Corona jedes Jahr Klimmzüge machen, um dem Publikum guten Oberligafußball präsentieren zu können. Es geht bei uns immer ans Eingemachte. Unsere Kalkulation läuft in einer Saison normalerweise null auf null.“
Deshalb glaubt auch der Architekt, dass es ohne Zugeständnisse der Mannschaft nicht geht. Flöß: „Die Spieler werden sich auf finanzielle Einbußen einstellen müssen, sonst wird es kaum funktionieren. Wir werden innerhalb der nächsten zwei Wochen Gespräche führen.“ Hier werden besonders Arash und sein Sohn Marcel Yahyaijan, Trainer der 2. Mannschaft, gefordert sein. Flöß: „Sie leisten hervorragende Arbeit, nicht nur in dieser prekären Situation. Wir sind froh, dass wie die beiden haben.“
Gut möglich, dass Arash Yahyaijan bei seiner schwierigen Mission auf Verständnis trifft. „Noch hat niemand mit uns gesprochen. Aber wenn der Verein auf uns zukommt, werden wir uns Gedanken machen und sicherlich eine Lösung finden“, sagt FC 08-Trainer Jago Maric.
Die Spieltags-Einnahmen und Bewirtung der Zuschauer sind zwar ein nennenswerter Anteil, um einen Verein am Leben zu erhalten. Eine noch wichtigere Säule ist indes das Sponsoring. Hier hat Flöß gute Nachrichten: „Bei den Sponsoren sind wir zum Glück breit aufgestellt. Deren Geschäftsfelder sind breit gefächert und repräsentieren viele Branchen. Sie bleiben uns treu und halten ihre finanziellen Zusagen auch ein.“ Wie das in ein, zwei Jahren aussieht, weiß allerdings auf auch der Architekt nicht zu sagen: „Solch eine Prognose gleicht einem Blick in die Glaskugel.“
Eine Frage, die sich alle stellen: Wann rollt der Ball endlich wieder? Die Antwort von Andreas Flöß fällt skeptisch aus: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir in dieser Saison nicht mehr spielen werden. Außerdem befürchte ich, dass einige Vereine die Krise nicht überstehen. Doch es gibt Wichtigeres als Fußball. Ich bin mit meinen Gedanken bei jenen Menschen, die schwer unter der Pandemie leiden.“