Eishockey: Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen: Die Wild Wings finden langsam aber sicher in die Spur. Das ist aber auch bitter nötig, ebenso wie weitere Verstärkung.
Das erste Viertel der DEL-Saison ist in den Büchern und die Schwenninger verharren auf dem letzten Platz. Der Abstand nach vorne ist ein wenig geringer geworden, wenn auch der Blick auf die Tabelle aufgrund der zuletzt zahlreichen Spielverlegungen ein schiefes Bild ergibt. Hoffnungsfroher dürfte die Verantwortlichen, das Team und die Fans die deutliche Leistungssteigerung in den vergangenen 14 Tagen stimmen.
Besonders am Freitag beim 3:1-Erfolg in Berlin wussten die Schwäne zu gefallen. Die läuferische Qualität, der Kampfgeist, das Zweikampfverhalten und die Effektivität im Abschluss waren auf einem anderen Level als in den Wochen zuvor. Die ein oder andere Umstellung tat offenbar ebenfalls gut. So scheint sich der in der Kritik stehende Verteidiger Niclas Burström neben dem zuletzt immer stärker werdenden Colby Robak wesentlich wohler zu fühlen. Zudem durfte der Schwede im Powerplay den Platz vor dem Tor abgeben. Burström agiert nun höher und kommt damit sichtlich besser zurecht.
Ein wichtiger Faktor war auch am letzten Wochenende Joacim Eriksson. Der Torhüter nähert sich deutlich seiner Form aus dem vergangenen Jahr, trieb vor allem den Top-Sturm der Eisbären zur Verzweiflung. Auch am Sonntag beim 2:3 nach Penaltyschießen gegen Bremerhaven war der Schwede oft zur Stelle. Lediglich der berühmt-berüchtigte Karawanken-Express der Pinguine (Jan Urbas, Miha Verlic, Ziga Jeglic) ließ sich auch von Eriksson nicht bremsen. Dennoch hatten die Schwäne auch in diesem Spiel eine extrem gute Chance auf den Sieg. Ein aberkanntes Tor wegen angeblicher Torwartbehinderung, ein abgepfiffener Angriff, obwohl die Scheibe noch frei war sowie ein nicht gegebener Penalty erhitzten die Gemüter und stellten den Schiedsrichtern kein gutes Zeugnis aus. „Wir dürfen zu diesem Thema nichts sagen“, bemerkte Wild-Wings-Trainer Niklas Sundblad nach dem Spiel lapidar.
Doch der 48-jährige Schwede hatte bei seinem Team auch gute Dinge gesehen. „Seit fünf Spielen haben wir eine sehr positive Entwicklung genommen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir werden daran weiter arbeiten“, bilanzierte Sundblad endlich mal entspannter. Arbeit gibt es durchaus noch. Der Spielaufbau ist weiterhin kaum vorhanden und bei Fünf-gegen-Fünf baut die Mannschaft offensiv wenig Druck auf. Zudem funktioniert meist nur eine Überzahlformation.
Zur Beseitigung dieser Baustellen wäre weitere Verstärkung wünschenswert. Diese hat man seitens der Schwenninger nun schon seit einigen Tagen im Visier, hatte bereits vergangene Woche auf Vollzug gehofft. Doch die „Causa Mark Zengerle“ zieht sich in die Länge. Der US-Amerikaner mit deutschem Pass möchte gerne an den Neckarursprung kommen, ist mit seinem Tribünenplatz bei den Eisbären Berlin mehr als unzufrieden. Zunächst hatte sein derzeitiger Arbeitgeber Verhandlungsbereitschaft signalisiert, doch Mitte letzter Woche überlegte man es sich in der Hauptstadt offenbar anders. Zuletzt äußerte sich Berlins Sportchef Stéphane Richer so: „Mark hat einen Vertrag bei uns. Wir haben momentan keine Verletzten, er wird noch wichtig sein.“
Dennoch ist der Wechsel des Mittelstürmers noch nicht vom Tisch. „Es gibt noch keine Entscheidung“, erklärt Schwenningens Sportdirektor Christof Kreutzer. „Wir sind weiter interessiert, werden auch noch warten, allerdings nicht unendlich. Spätestens bis zur Deutschland-Cup-Pause brauchen wir Klarheit.“ Derzeit dürfte Zengerle ohnehin nicht spielen und auch nicht reisen. Der 32-jährige Stürmer ist laut Mitteilung der Eisbären positiv auf Covid-19 getestet worden und seit letzten Freitag in Quarantäne. Damit fällt Zengerle definitiv auch das kommende Wochenende, an dem die Wild Wings lediglich ein Spiel absolvieren, aus.
Eine Alternative zu Zengerle ist derzeit für die Schwenninger nicht in Sicht. Der „deutsche“ Markt ist leer gefegt, und die letzte Lizenz für einen ausländischen Profi schon jetzt zu vergeben, eher ungünstig. Zumal man am Sonntag gegen Bremerhaven gesehen hatte, wie schnell ein Spieler ausfallen kann. Als John Ramage kurz nach Beginn des Schlussdrittels mit Schmerzen auf dem Eis lag und anschließend in die Kabine geführt wurde, musste man Schlimmeres befürchten. Doch einen Tag später gab es bereits Entwarnung. Der Verteidiger kann vermutlich am nächsten Sonntag wieder eingesetzt werden.