Herr Kreutzer, nach einer unbefriedigenden ersten Saisonhälfte stehen die Wild Wings derzeit nicht auf einem potenziellen Abstiegsplatz, sind aber weiterhin in Abstiegsgefahr. Man hatte vor der Saison aber die Playoff-Qualifikation als Ziel ausgegeben. Wie sehen Sie die Entwicklung in den vergangenen Wochen?
Unsere Zielsetzung war angesichts der Qualität der Mannschaft realistisch. Wir haben immer kommuniziert, dass wir mindestens Platz zehn erreichen wollen. Der Start war dann allerdings schlecht, das ist Tatsache. Schließlich war es soweit, dass wir einfach was verändern mussten. Immer nur zu sagen, dass es schon kommen wird, reicht irgendwann nicht mehr. So haben wir uns zum Trainerwechsel entschlossen und das hat schon etwas bewirkt. Aber man sieht, wie schwer es ist, da unten wieder rauszukommen. Zumal die Liga in diesem Jahr extrem ausgeglichen ist.
Was genau hat der Trainerwechsel bewirkt?
Zunächst einmal musste sich in den Köpfen der Spieler etwas verändern. Natürlich wussten wir, dass wir ein gutes Team sind. Aber wir müssen es eben auch auf das Eis bringen. Man kann nicht in ein Spiel gehen und nicht verlieren wollen. Man muss das Spiel gewinnen wollen. Ich denke, dass ich diese Einstellung als Trainer durch mein Engagement auch verkörpere. Natürlich ist das manchmal schwierig, zumal wir dann nach einem guten Beginn nach dem Trainerwechsel auch häufiger Verletzte hatten. Es war gut, dass wir drei weitere Spieler holen und den Vertrag mit Patrik Lundh auflösen konnten. Alle drei Nachverpflichtungen haben eine gewisse Leichtigkeit reingebracht, die uns sehr gutgetan hat.
Würden Sie die Mannschaft noch einmal so zusammenstellen?
Nein. Natürlich ist man hinterher immer schlauer, aber ich hätte bei der ein oder anderen Personalie genauer hinschauen sollen. Nehmen wir Patrik Lundh: Ich war mir sicher, dass man da nichts verkehrt machen kann. Selbst Mannheims Sportdirektor Jan-Axel Alavaara hat mir gesagt, dass er ihn schon haben wollte. Man weiß also um die Qualität des Spielers, aber es hat nicht gepasst. Gewisse Details hätte ich aber im Vorfeld abklären müssen.
Wie sehen Sie die Zugänge zu dieser Saison generell?
Die meisten Zugänge performen solide bis gut. Zum Beispiel Kenny Olimb oder John Ramage, die beide Führungsqualität, Energie und vorbildliche Arbeit reinbringen. Oder Marvin Cüpper, der immer dann da ist, wenn wir ihn brauchen. Sehr gut entwickelt haben sich Alexander Karachun und Peter Spornberger. Die Kurve geht bei beiden auch noch weiter nach oben. Niclas Burström ist schwer in die Saison reingekommen und hat sich dann auch noch schwer verletzt. Aber auch er hatte zuvor gezeigt, wofür wir ihn eigentlich geholt haben und wurde immer besser in der Rolle des Spielmachers. Insgesamt war und ist es also bei den meisten Spielern okay, aber mit Luft nach oben.
Nicht so gut waren hingegen die Leistungen einiger Spieler, die bereits vergangenes Jahr bei den Wild Wings waren. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Wir haben doch gedacht, dass der ein oder andere Spieler noch mal einen Schritt nach vorne machen kann oder aber zumindest auf dem selben Level spielt, wie das Jahr davor. Das ist bei manchen nicht so eingetreten. Vielleicht hatten wir eine Zeit lang ein bisschen zu viel Wohlfühlatmosphäre in der Mannschaft. Wenn man sich immer wieder sagt, „das wird schon“ oder „wir sind ein gutes Team“, muss man das eben auch irgendwann mal zeigen. Der stärkere Konkurrenzkampf durch die Nachverpflichtungen hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass der ein oder andere mehr Gas gegeben hat.
Was macht Sie zuversichtlich, dass die Wild Wings auch in der nächsten Saison der DEL spielen werden?
Mich stimmt zuversichtlich, wie die Mannschaft auftritt und zusammenhält. Wir haben auch Spaß miteinander und ich habe nicht den Eindruck, dass das Team um den Klassenerhalt zittert. Die Einstellung im Spiel und im Training stimmt absolut.
Für 2022/2023 wurde ein neuer Trainer verpflichtet. Wie haben Sie Harold Kreis nach Schwenningen gelotst?
Generell nimmt man in der DEL deutlicher wahr, dass sich hier in Schwenningen etwas entwickelt. Jeder sieht, wie sich das Stadion und auch die weiteren Strukturen verändern. Harold Kreis kennt zudem den Standort Schwenningen natürlich seit vielen Jahren und weiß, welches Potenzial es hier gibt. Wir müssen uns auch vom Etat her nicht verstecken. Man kann hier viel bewegen. Das sieht er. Und er hat immer noch das Feuer, als Trainer etwas entwickeln zu wollen.
Wie sehr wird der neue Coach bei der Zusammenstellung des neuen Kaders mitreden?
Für Harold Kreis ist klar, dass ich als Sportdirektor die Entscheidungen treffe. Aber es hat viel Erfahrung und natürlich werden wir über jeden Spieler reden. Dennoch gibt es Dinge, die ich aus dem letzten Jahr gelernt habe und die ich anders machen werde. Zudem ist Harold auch bis Ende dieser Saison in erster Linie noch Trainer der Düsseldorfer EG.
Auf welchen Spielerpositionen sehen Sie für nächste Saison Handlungsbedarf?
Ich werde zunächst einmal auf jeden Spieler im aktuellen Kader schauen, der noch keinen Vertrag hat. Ich möchte eigentlich nicht zu viel verändern, aber einiges müssen wir verändern. Unser größtes Manko ist die Chancenverwertung. Da müssen wir uns verbessern. Wir haben einen gewissen Stamm und den möchte ich auch so behalten. Jeder andere Spieler hat die Chance, sich zu empfehlen.