Eishockey: Der Kreis ist illuster, in dem sich Zach Senyshyn seit nunmehr einigen Wochen bewegt. An der Spitze aber ist es richtig eng, genau genommen ist es eine „Doppelspitze“. Zach Senyshyn führt gemeinsam mit Berlins Ty Ronning im Moment die Liste der Top-Torschützen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) an. Schon seit Wochen steht der Stürmer der Wild Wings mitten unter Stars wie Gabriel Fontaine oder Daniel Schmölz, liegt inzwischen vor Chris DeSousa oder Leo Pföderl.
Ganze 14 Mal in 24 Spielen hat der Kanadier bisher getroffen und damit häufiger als in der gesamten letzten Saison. In eben jener, seiner ersten Spielzeit in Europa, hat Zach Senyshyn etwas „Anlauf“ gebraucht. „Es war schon ein wenig beängstigend. Alles war neu und unbekannt, die Stadt, die Liga und ein Großteil der Mannschaft. Ich musste mich einfach erst anpassen“, erinnert sich der 27-Jährige heute lächelnd.
„Habe mich sofort in die Schwenninger Fans verliebt“
Sportlich hat diese Phase tatsächlich ein wenig länger gedauert, gegen Ende der letztjährigen Hauptrunde aber war der Kanadier in Fahrt und kam schließlich auf insgesamt 33 Punkte. Was deutlich schneller gelang, war die Integration in die Mannschaft und am neuen Wohnort. „Ich habe mich sofort in die Schwenninger Fans und in diese Eishockeystadt verliebt. Und ich habe wahnsinnig schnell richtig gute Freunde gefunden. Einige Jungs aus dem Team haben mich sofort an die Hand genommen und daraus haben sich Freundschaften fürs Leben entwickelt. Aber generell ist die Mannschaft letzte Saison immer näher zusammengerückt“, erklärt Senyshyn.
Ein Verhältnis untereinander, das auch in der laufenden Spielzeit fortbesteht. Für den Außenstürmer ist diese enge Beziehung in der Mannschaft die Basis für seine zuletzt beeindruckende Leistung. Dreimal hat Senyshyn das „Tor der Woche“ in der DEL geschossen, im Oktober und November wurde jeweils ein Treffer von ihm zum „Tor des Monats“ gewählt. „Das liegt einfach an meinen Mitspielern. Zudem kenne ich die Liga, das System und habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Trainern. Ich weiß jetzt, dass ich nicht überlegen muss, ob ich fragen darf“, berichtet der Ex-NHL-Spieler, der im Alter von nur 18 Jahren von den Boston Bruins an 15. Stelle in der ersten Runde gedraftet worden war.
Er spielt besser, wenn er sich wohlfühlt
Die Vorschusslorbeeren waren in den ersten Jahren also enorm, gerecht werden konnte Senyshyn diesen selten. „Ich wurde so oft weitergeschoben, bin nie irgendwo angekommen. Hier habe ich mich sofort wohlgefühlt. Ich spiele besser, wenn ich mich wohlfühle. Deutschland, die Stadt und der Klub sind mir eine zweite Heimat geworden. Und wir haben die beste Kabine in der ganzen Liga“, sagt die Nummer 89 der Wild Wings.
Für den Wohlfühlfaktor sorgen mittlerweile nicht mehr nur die Teamkollegen, sondern auch seine Verlobte Ship, die inzwischen mit in der Doppelstadt lebt. Die Familie komplettiert Hund Winston. Zudem sind die Eltern Melissa und Paul für eine Woche zu Besuch – im Augenblick passt für Zach Senyshyn ziemlich viel ziemlich gut.
Viele Veränderungen
Da fallen auch Umstellungen leichter, obwohl „ich ein Typ bin, der Veränderungen nicht mag“, wie der Rechtsschütze lachend erzählt. In dieser Saison aber musste er einige Veränderungen mitmachen: Die so formidable Sturmreihe mit Alexander Karachun, Kyle Platzer und ihm wurde von Trainer Steve Walker mehrfach voneinander getrennt. Nun spielt Senyshyn an der Seite von Mirko Höfflin und Karachun. „Das zeigt einfach nur, wieviele gute Spieler wir haben und, dass wir alle miteinander spielen können. Diese Reihenwechsel gehören dazu und es geht darum, in jeder Reihe die maximale Energie zu haben“, sagt der Rechtsaußen. Und gesteht mit einem Augenzwinkern und breitem, schelmischem Grinsen: „Aber natürlich vermisse ich meinen Kyle. Manchmal muss ich aber eben ein bisschen von meiner Kyle-Zeit abgeben.“
Gemeinsam mit den Schwenninger Mannschaftskollegen steht auch für Zach Senyshyn der Teamerfolg über allem. Wohin der Weg in dieser Saison noch führen wird, darüber denkt der Mann aus Ontario nicht nach. „Wir wollen weiter wachsen, besser werden. Ich schaue nur von Woche zu Woche“, sagt Senyshyn. Auch was die noch fernere Zukunft angeht, hat der Kanadier für sich noch keine Entscheidung getroffen. „Ich bin sehr gerne hier und würde hier auch gerne eine Zukunft haben. Ich habe aber noch nichts entschieden, überlasse das auch meinem Agenten. Aber ich sehe hier eine positive Zukunft.“