Eishockey: Sowas nennt man einen Einstand nach Maß. Brett Pollock, seines Zeichens Neuzugang bei den Wild Wings, hätte sich einen besseren Start in Schwenningen kaum wünschen können. In seinen ersten drei Partien für seinen neuen Klub verbuchte der Kanadier drei Tore und zwei Vorlagen. „Es ist natürlich schön, wenn man so starten kann“, sagt Pollock grinsend. Wohl wahr. Allerdings war ihm der neue Wohn- und Arbeitsort nicht ganz fremd. Der Flügelspieler stand in der vergangenen Saison beim DEL-Konkurrenten Nürnberg Ice Tigers unter Vertrag, war also bereits vier Mal am Neckarursprung. „Ehrlich gesagt bekommt man da gar nichts mit. Ich wusste nicht viel über die Stadt oder den Klub“, erklärt der Stürmer.
Nur gut, wenn man im neuen Team einen „alten“ Bekannten hat. Colby Robak dürfte seinem ehemaligen und nun wieder aktuellen Mannschaftskollegen einige Dinge mit auf den Weg gegeben haben. „Klar, hatte ich zu Brett Kontakt. Er ist ja schon eine Weile hier, und das macht es natürlich etwas einfacher“, berichtet Pollock.
Allerdings war es für den 25-Jährigen ohnehin nicht schwer, quasi alleine irgendwo neu anzufangen. Geboren in Regina in der Provinz Saskatchewan, ging der junge Brett im Alter von zwölf Jahren nach Sherwood Park zu den Leafs in die Jugendliga, 800 Kilometer von zuhause entfernt. Nach erfolgreichen Juniorenjahren in Edmonton wurde Pollock 2014 von den Dallas Stars im NHL-Draft an 45. Stelle gezogen.
Für den Sprung in die beste Eishockey-Liga der Welt hat es bislang nicht gereicht. So entschied sich der Angreifer im vorletzten Sommer für einen Wechsel nach Europa. Pollock absolvierte mit den Nürnbergern 38 Partien und brachte es auf 25 Scorerpunkte. Nach der Spielzeit lief allerdings irgendetwas schief. „Ich wollte gerne in der DEL bleiben, aus verschiedenen Gründen hat das nicht geklappt“, will Pollock auf die genauen Umstände nicht eingehen.
Es zog den Linksschützen schließlich nach Schweden zu Södertälje SK in die zweite Liga. Nach 25 Punkten in 28 Spielen reifte ein wenig der Gedanke, es doch eher wieder höherklassig zu versuchen. „Und plötzlich ergab sich die Gelegenheit. Der ganze Deal ging innerhalb von zwei Tagen über die Bühne. Ich musste nicht lange überlegen. Es war wirklich nett von Södertälje, mir den Wechsel nach Schwenningen zu ermöglichen. Die Zeit in Schweden war schön. Ich wollte aber in der höchstmöglichen Liga spielen, das will jeder Eishockeyprofi“, erzählt Pollock.
Nun ist er seit dem 30. Dezember im Schwarzwald und ständig im Stress. „Ich musste meine Wohnung klar kriegen, Wäsche waschen. Zudem hatten wir seither ja auch noch vier Spiele“, lacht der Mann mit der Rückennummer 29. Den Booster-Termin der Wild Wings hat er auch noch gleich mitgemacht. „Ich hoffe natürlich schon, dass dies einige Dinge noch einfacher macht. In Schweden war zuletzt alles offen, es gab kaum Restriktionen. Hier ist es mehr wie in Kanada, aber trotzdem muss man sich wieder umgewöhnen“, so Pollock über einen Vereinswechsel in Pandemie-Zeiten. Es blieb also naturgemäß sehr wenig Zeit, die neue Umgebung kennenzulernen, was sich der passionierte Golfspieler für die Zukunft vorgenommen hat. „Ich habe auch noch keine Pläne für die Olympia-Pause, möchte aber schon gerne mehr von Europa sehen. Da ergibt sich bestimmt etwas.“
Davor und danach geht es aber vor allem auf dem Eis um viel. Noch stecken die Schwenninger im Tabellenkeller. Tore und Vorlagen des 1,91 Meter großen und 88 Kilogramm schweren Stürmers sind für das weitere Vorwärtskommen hilfreich und willkommen. „Ich bin erst ein paar Tage da, aber unsere Offensive funktioniert zur Zeit ganz gut. Mein Job ist es, für Verkehr vor dem gegnerischen Tor zu sorgen, Scheiben zum Tor zu bringen, aber eben auch mit nach hinten zu arbeiten. Ich möchte mich jeden Tag beweisen und dem Team helfen, Spiele zu gewinnen“, lautet Pollocks Job für die kommenden Wochen. Das ist ihm in den ersten drei Partien schon hervorragend gelungen.