Fußball: Seit fast einem Jahrzehnt dümpelt der SV Überauchen in den unteren Fußballligen herum. Schon in der vierten Saison spielen die Überauchener aktuell in jener Liga, in der es keinen Absteiger mehr gibt. Dabei gab es in Überauchen Zeiten, in denen die erste Mannschaft die Schlagzeilen im Fußball-Bezirk Schwarzwald mit bestimmte. Es waren jene Zeiten zu Beginn des neuen Jahrtausends, als in Überauchen sogar Promis wie Mario Basler oder Guido Buchwald den Weg in das damals so genannte Belliberg-Stadion fanden. Die ganz große Show hat dem SV Überauchen jedoch ausgerechnet der deutsche Rekordmeister FC Bayern München vermasselt.
Goldene Zeiten in der Landesliga
Seit einigen Jahren versucht der SV Überauchen zumindest den Sprung in die Kreisliga A zu schaffen. Bisher erfolglos. Woran sich heute nur wenige erinnern, in der Saison 2006/07 stand die damalige Elf kurz davor, sich den Titel des inoffiziellen Herbstmeisters der Landesliga zu sichern.
„Wir hatten in jener Zeit eine großartige Elf. Jedoch haben wir das letzte Spiel vor der Winterpause bei der DJK Villingen verloren und verpassten die Herbstmeisterschaft“, erinnert sich Sigurd Bickmann, langjähriger Betreuer und heute 2. Kassierer im Verein.
Ralf Hellmer, heute Trainer der Verbandsliga-Elf des FC 08 Villingen, war damals verantwortlicher Trainer beim SVÜ. „Der Zusammenhalt der Jungs in Überauchen war der Wahnsinn und die Grundlage für alle unsere Erfolge. Die Niederlage bei der DJK tat damals richtig weh. Jedoch haben wir die dritte Halbzeit im Vereinsheim der DJK ganz deutlich für uns entschieden“, schmunzelt Hellmer.
Gastgeber für den SC Freiburg II und Eintracht Trier
Von 2006 bis 2009 hielt sich Überauchen in der Landesliga. Ein Jahr vor dem Aufstieg gab es den ersten großen Höhepunkt. Überauchen empfing im Verbandspokal den SC Freiburg II, der im Bus der Profis anreiste und mit Harry Decheiver den bekanntesten Spiel mitbrachte. Einige hundert Besucher verfolgten die Partie, in der sich die Breisgauer durchsetzten.
Auf die ganz große Kulisse hofften die Überauchener im Jahr 2009, als sich der damalige Regionalligist Eintracht Trier zu einem Freundschaftsspiel am 20. Juli angemeldet hatte. Trier war zu jener Zeit im Trainingslager in Kirchen-Hausen.
Vor allem ein Mann bei Trier galt als Publikumsmagnet: Mario Basler. Der mehrfache deutsche Nationalspieler war in Trier als Trainer angestellt. Im Team von Trier spielte damals Markus Anfang, später Bundesliga-Trainer, unter anderem in Köln, Bremen und Kaiserslautern. Die Verantwortlichen in Überauchen freuten sich über den Coup, gegen das Basler-Team spielen zu dürfen. Bei der 2:3-Niederlage schlug sich Überauchen achtbar.
Vom FC Bayern, dem VfB Stuttgart und Ratinho
Die Hoffnung auf die ganz große Kulisse in der Partie gegen Trier vermasselte den Überauchenern übrigens ausgerechnet der FC Bayern München. „Die Bayern waren damals erstmals im Trainingslager im Donaueschinger Öschberghof und hatten am gleichen Nachmittag ein öffentliches Training im Donaueschinger Anton-Mall-Stadion angesetzt. Da kamen 5000 Zuschauer, während es bei uns gerade 500 waren“, erinnert sich Bickmann.
Zwei weitere Höhepunkte in der Überauchener Fußballgeschichte waren zudem eine Partie gegen die Traditionself des VfB Stuttgart mit Guido Buchwald oder 2008 eine Begegnung gegen das brasilianische Team Operátio Ferroviário EC, damals Gast beim Jugendturnier in Oberndorf. Auch die Brasilianer waren auf der Trainerbank mit Ratinho prominent besetzt: Ratinho war zuvor über sieben Jahre ein Publikumsliebling auf dem Betzenberg in Kaiserslautern.
Abstiege über Abstiege
Ab 2018 ging fuhr der Fahrstuhl mit dem SV Überauchen nur noch bergab. In jenem Jahr war der Abstieg aus der Bezirksliga nicht mehr zu vermeiden und 2022 war auch die Kreisliga A nicht mehr zu halten. Nun startet der fünfte Anlauf, um sich wieder aus der Kreisliga B zu verabschieden.
Die ganz großen Fußball-Leckerbissen zeichnen sich auch in der gerade begonnen Saison nicht ab und die Bayern werden Überauchen sicherlich nicht so schnell noch einmal die Show stehlen. Es wird in deutlich kleineren Etappen gedacht. Die Erinnerung an einst tolle Spiele auf dem Fußballplatz, der auch nicht mehr Belliberg-Stadion genannt wird, werden jedoch bleiben.