Mehr als sieben Monate, 364 Hauptrunden- und 43 Playoff-Partien reichten nicht aus, um in der Saison 2013/14 einen Deutschen Eishockey-Meister zu küren. Es kam zum alles entscheidenden Spiel sieben der Finalserie, in dem 60 Minuten über den Champion entschieden. Als Trainer des ERC Ingolstadt damals in der Hauptrolle: Niklas Sundblad, heute Head Coach der Schwenninger Wild Wings. Er sollte dabei den größten Moment seiner Karriere erleben.

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Dass der ERC Ingolstadt 2014 überhaupt bis ins Finale kam, glich einer Sensation. Als Sundblad vor der Saison seine erste Station als Cheftrainer antrat, träumte man in Oberbayern insgeheim vom Halbfinale. Favoriten auf die Meisterschaft waren aber andere.

Nach einem starken Auftakt legte ein Magendarmvirus fast die komplette Mannschaft lahm, die Folge war eine sportliche Talfahrt im Januar. „Das war ein ganz wichtiger Moment der Saison“, erinnert sich Sundblad. „Wir sind aus diesem Loch gekommen und haben als Team zusammengehalten.“ Der ERC erreichte mit Mühe als Neunter die Playoff-Qualifikationsserie. Dort wartete mit den Eisbären Berlin der amtierende Meister. Im entscheidenden dritten Spiel gewann Ingolstadt in der Verlängerung. Der Grundstein für einen bis dato beispiellosen Marsch durch die Playoffs war gelegt.

Die Panther pflügen durch die Playoffs

Im Anschluss warfen die Panther Krefeld und den Topfavoriten Hamburg souverän raus und standen plötzlich im Finale. Gegner waren die Kölner Haie, die bereits in der Saison davor im Finale verloren hatten und den ersten Titel seit 2002 wollten. Damals als Spieler mit dabei: Niklas Sundblad. Der Schwede war vor seinem Engagement in Ingolstadt fast vier Jahre lang Co-Trainer bei den Haien gewesen, für ihn war es ein Wiedersehen mit dem Team, das er in- und auswendig kannte. „Beide Teams haben das gleiche System gespielt“, sagt Sundblad.

Schachspiel auf dem Eis

Folglich entwickelte sich die „best of seven“-Serie zum taktischen Schachspiel. Die Haie holten sich die ersten beiden Duelle, Ingolstadt glich aus und gewann das Schlüsselspiel fünf mit 4:3 in der Verlängerung. Siegtorschütze war damals der heutige Wild Wings-Kapitän Travis Turnbull. „Ab diesem Moment hatten wir das Gefühl, dass wir Meister werden konnten“, erzählt Sundblad.

„Die Erwartungen vor Spiel sechs waren enorm.“
Niklas Sundblad

Vor eigenem Publikum hatte der ERC in Spiel sechs bereits den ersten Matchball. „Die Erwartungen vor diesem Spiel waren enorm“, sagt der Trainer. „Es war ein enges Duell, das in beide Richtungen hätte gehen können.“ Am Ende verlor Ingolstadt mit 0:1 nach Verlängerung.

Köln erzwingt Spiel sieben

Die Feierlichkeiten wurden somit vorerst auf Eis gelegt, die Serie wanderte ein letztes Mal in die Kölner Lanxess-Arena – für die größtmögliche Zuspitzung der Dramatik, Spiel sieben. Es war das erste für Niklas Sundblad. „Manche Trainer haben in ihrer gesamten Karriere nicht die Chance, in solch einem Match zu sein. Ich wollte es einfach genießen“, erinnert sich der Schwede.

„Manche Trainer haben in ihrer gesamten Karriere nicht die Chance, in einem Spiel sieben zu sein.“
„Manche Trainer haben in ihrer gesamten Karriere nicht die Chance, in einem Spiel sieben zu sein.“ | Bild: Schwenninger Wild Wings

Vor mehr als 18 000 Zuschauern war es ein typisches „Game seven“: viel Anspannung, wenige Torchancen. Ingolstadt ging mit dem Druck besser um und hatte zudem den breiteren Kader. Nach dem Führungstor erhöhte John Laliberté anfangs des Schlussdrittels auf 2:0. „In diesem Moment wusste ich, dass wir gewinnen werden. Wir haben sehr gut verteidigt, zudem ist die Zeit schnell vergangen“, erzählt Sundblad.

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Er sollte recht behalten: Köln blieb torlos, der ERC jubelte über seine erste Meisterschaft und krönte den Husarenritt durch die Playoffs. „Es war das wichtigste, aber auch spaßigste Spiel, das ich jemals hatte. Ich habe mich einfach nur für alle gefreut, die daran beteiligt waren“, erinnert sich der 48-Jährige.

Niklas Sundblad wurde mit dem Titel 2014 übrigens der erste, der sowohl als Spieler als auch als Trainer die Deutsche Meisterschaft gewann. Und das in einer Saison, in der niemand mit dem Titel gerechnet hatte. Er kam, sah und siegte. Und ging danach wieder. Nach dem größten Spiel seiner Karriere.