Tina Fröhlich

Eishockey: „Ich muss mir unbedingt noch eine Isomatte besorgen. Ich hatte nur ein Kissen dabei. Gute Kopfhörer brauche ich auch noch“, sagt Emil Kristensen lachend. Er zieht damit ein etwas ungewöhnliches Teil-Fazit nach den ersten beiden Spielen mit seinem neuen Team. Insgesamt fast 30 Stunden hatte der Däne mit den durchweg neuen Kollegen am vergangenen Wochenende mit den Partien in Berlin und München im Bus verbracht. „Das ist für mich schon neu, dass es so lange Reisen gibt. Gerade letzte Saison waren die Reisen viel, viel kürzer“, erklärt Kristensen. Angesichts der Tatsache, dass er bis März in der Schweiz für den EV Zug Academy in der zweitklassigen Swiss League gespielt hat, wundert das natürlich nicht.

Die DEL aber war schon lange das Ziel des Verteidigers. Geboren und aufgewachsen in Esbjerg, war der dortige EfB sein Ausbildungsclub, bevor es dann im Alter von 21 Jahren nach Schweden ging. Seinerzeit war Kristensen bereits mehrfacher U-Nationalspieler und hatte auch bereits die ersten beiden Länderspiele für die A-Nationalmannschaft absolviert. Mittlerweile steht der 28-Jährige bei 147 Länderspielen, darunter fünf WM-Teilnahmen und das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2018.

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Die Karriere des 1,84 m großen Defensivspielers ging weitestgehend stetig bergauf. In Schweden schaffte er es bis in die Top-Liga zu Rögle und Linköping, auch in Finnland spielte er für KooKoo in der höchsten Klasse. Die zweite Saison in der ersten finnischen Liga aber wurde zum Alptraum, über den der Schwenninger Neuzugang nicht mehr so gerne reden möchte. Kristensen erlitt damals eine schwere Gehirnerschütterung, konnte nur sechs Partien bestreiten und fiel dann monatelang aus. Auch in der vergangenen Saison waren nur gerade 24 Spiele möglich. Das aber ist für ihn kein Thema mehr, die Verletzung ist vollständig auskuriert.

Und so hat sich zu dieser Saison der Wunsch nach einem Engagement in der DEL erfüllt. Die Vorzeichen waren allerdings nicht einfach. „Natürlich war es irgendwie komisch, in eine neue Stadt und zu einem neuen Club zu kommen, wenn man sich nicht ganz frei bewegen darf“, so Kristensen. „In den letzten Wochen haben wir aber viel trainiert und so bin ich ohnehin ziemlich müde, wenn ich heim komme und will mich nur noch ausruhen.“

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Einige Informationen über seine neue Arbeitsstätte hat Kristensen dabei aus berufenem Munde erhalten. Sein Agent Morten Green spielte von 2013 bis 2015 in Schwenningen und hat seinem Schützling nur Gutes mit auf den Weg gegeben. „Ihm hat es hier sehr gefallen und er hat mir versichert, dass es bei mir genauso sein wird“, erzählt Kristensen. Das neue Zuhause befindet sich in Villingen, das er mit Freundin Line immerhin schon ein bisschen erkunden konnte. „Eine hübsche Stadt“, findet er. Die restliche Freizeit aber verbringt der Hobby-Tennisspieler eben daheim. „Sicher würde ich gerne etwas mehr von der Umgebung sehen. Aber meine Freunde sind meine Teamkollegen und mit ihnen verbringe ich meine Zeit, deshalb stört mich das gar nicht so.“ Tatsächlich bewegen sich die Wild Wings seit zwei Wochen weitestgehend in einer „Blase“, beschränken ihre Kontakte auf ein Minimum. Ziel ist es, alle Profis weiterhin gesund zu haben und dann vermutlich am 18. Dezember in die reguläre Saison starten zu können.

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Zuvor aber gilt es, sich weiter im Magenta-Sport-Cup zu beweisen. Die ersten beiden Spiele wurden gewonnen, was auch mannschaftsintern mit leichter Überraschung quittiert wurde. „Ein bisschen schon“, gibt Kristensen lachend zu. „Ich weiß nicht, wie aussagekräftig diese beiden Spiele sind. Die Siege tun gut, natürlich. Das Wichtigste ist aber, dass wir das umgesetzt haben, was wir im Training erarbeitet haben.“

Auch der Mann mit der Rückennummer 82 hält in punkto Zielsetzung die Scheibe schön flach. Er hat natürlich mitbekommen, wie schwer die Zeiten für die Schwarzwälder in den vergangenen zwei Spielzeiten waren. „Wir alle wollen das ändern und es ist ein guter erster Schritt, das auch sofort zu zeigen. Berlin und München sind Top-Teams und wir sollten generell nicht zu viel Respekt vor diesen Mannschaften zeigen, wir konnten mehr als mithalten“, so Kristensen. Er hofft natürlich, dass es auf diesem Weg weitergeht. Immerhin wurde der strohblonde Däne bereits davon in Kenntnis gesetzt, wie wichtig eine Verbesserung der Lage am Neckarursprung ist. „Ich hoffe, wir können die Träume der Fans erfüllen. Ich werde auf jeden Fall versuchen, meinen Teil dazu beizutragen“, sagt der Verteidiger. Eine gute Schlafunterlage im Bus dürfte dafür ziemlich unverzichtbar sein.

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