Tina Fröhlich

Er ist bislang der jüngste Neuzugang der Wild Wings. Gerade einmal 22 Jahre alt ist Johannes Huß, der von der Düsseldorfer EG in den Schwarzwald kam. Doch hat er schon eine ziemlich bewegte Karriere hinter sich.

Mit Höhe- und Tiefpunkten kennt sich Johannes Huß nun wirklich aus. Schaut man sich nur die letzte Saison an, zieht man unwillkürlich die Augenbrauen hoch. 29 Spiele hat der junge Verteidiger in der DEL absolviert und damit gut die Hälfte der Partien der abgebrochenen Saison. Im Jahr zuvor waren es ebenso viele. Einerseits wurde der gebürtige Bad Tölzer von einigen Verletzungen geplagt, andererseits war er eben meist Verteidiger Nummer sieben und damit oft überzählig. „Das war keine befriedigende Situation“, berichtet Huß nüchtern. Emotionaler wird er, als es um seinen bisher schwersten Moment geht. Nach einem mächtigen Durchatmen legt er sich schließlich fest. „Der absolute Tiefpunkt war das Wintergame 2019 zwischen Düsseldorf und Köln. Ich habe keinen einzigen Wechsel bekommen, durfte also nicht spielen. Ich hatte mich extrem darauf gefreut, denn so viele Chancen, ein solches Spiel zu bestreiten, hat man als Profi nicht. Ich war sehr enttäuscht, habe es aber nach drei Tagen abgehakt und nie wieder darüber nachgedacht.“

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Dies scheint offenbar eine gute Methode, die schwierigen Zeiten durchzustehen. Noch im gleichen Monat, kurz nach dem für ihn so enttäuschenden Wintergame, verletzte sich der Bayer schwer. Mit einem Abriss der Labrums in der Schulter war die Saison für ihn beendet. Neben dieser unschönen Episode laborierte er des öfteren an einem Muskelfaserriss im Hüftbeuger, auch in der vergangenen Spielzeit fiel er zwei Mal mit dieser Verletzung aus. „Es war jedes Mal wie ein Schlag ins Gesicht, denn ich habe wirklich alles dafür getan, dass es nicht mehr passiert“, erklärt Huß. „Ich habe entsprechend trainiert, habe mich noch gesünder ernährt. Und dann passiert es wieder. Da verliert man schon ein bisschen den Glauben.“

Immerhin klappte es aber im Februar doch noch mit seiner Teilnahme an den ersten beiden Länderspielen. Bereits im Jahr zuvor hatte Bundestrainer Toni Söderholm den Youngster zum „Top-Team Peking“ eingeladen, damals musste Huß verletzungsbedingt absagen. Gemeinsam mit weiteren Perspektivspielern für die Olympischen Spiele 2022 in China trat der DEB zwei Mal gegen die Schweiz an. „Es war ein tolles Gefühl, für sein Land zu spielen“, beschreibt der Defensivakteur seinen bisherigen Karrierehöhepunkt.

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In Schwenningen sollen und dürfen nun gerne weitere Highlights folgen. Nach den durchwachsenen Jahren am Rhein ist der Neckarursprung auch so etwas wie ein Neustart. „Ich habe sehr, sehr viel gelernt in den letzten vier Jahren und bin um einiges erwachsener geworden“, meint der 1,85 Meter große Athlet. „Seit ich hier bin habe ich keine Schmerzen mehr gehabt, mir geht es richtig gut. Ich fühle mich mit dem Training hier sehr wohl, so darf es gerne weitergehen.“

Nicht nur auf dem Eis und im Kraftraum hat sich der Linksschütze schon richtig gut eingelebt. Auch seine neue Umgebung lernt er immer besser kennen. Mit tatkräftiger Unterstützung der neuen Kollegen. „Ich kannte Max Hadraschek schon etwas länger und er hat mich am Anfang gleich ordentlich mitgezogen. Aber auch die anderen Jungs zeigen mir viel. Das sind alles super Typen. Bis jetzt habe ich einen sehr guten Eindruck von der Stadt, dem Klub, der Mannschaft und dem Training,“ berichtet der „Neue“ von seinen ersten drei Monaten in Schwenningen und zeigt sich durchaus glücklich über seinen Wechsel. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass Huß Sportdirektor Christof Kreutzer ebenfalls schon länger kennt. Kreutzer holte den damals 17-Jährigen seinerzeit nach Düsseldorf. „Schwenningen kam sehr früh auf mich zu und die Gespräche waren extrem gut. Christof und auch Trainer Niklas Sundblad haben mir ihre Pläne vermittelt und mir dabei eine gute Perspektive aufgezeigt. Es liegt jetzt also an mir, das Beste daraus zu machen, den nächsten Schritt zu gehen und die Chance zu nutzen.“

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Der nächste Schritt soll dabei derjenige zum Stammspieler sein. Huß will sich „in die Mannschaft reinbeißen“, wie er sagt. Und etwas offensiver agieren möchte er gerne. „Schließlich war ich bis zu meinem 16. Lebensjahr Mittelstürmer und mein Vater hat mir immer einen ordentlichen Scoringtouch attestiert“, erzählt er lachend. Die Signale der Verantwortlichen sind auch in dieser Richtung positiv. Womit dann dem nächsten Schritt eigentlich nichts mehr im Wege steht.