Sie wären eigentlich jetzt schon mitten in der Vorbereitung auf den Saisonstart. Durch die Corona-Pandemie sind die DEL-Teams stattdessen zum Warten verdammt. Wie haben Sie die vergangenen Wochen und Monate erlebt?
Es war erstaunlicherweise zu weiten Teilen nicht so viel anders als sonst. Die ersten Wochen, als wir gar nichts machen durften, waren natürlich merkwürdig. Zudem waren die Kindergärten zu und unser Sohn Henry war zuhause. Meine Frau ist Eventplanerin und hatte sogar mehr zu tun als sonst. Also habe ich viel Zeit mit Henry verbracht, das war sehr schön. Dann aber durften wir ja wieder trainieren. Ich war im ersten Trainingsblock noch nicht auf dem Eis, habe lieber im Kraftraum gearbeitet. Dafür tut es jetzt ein bisschen mehr weh (lacht), denn seit einigen Tagen sind wir ja wieder voll im Training.
Wie hat man sich denn in diesen Sommerwochen motiviert, weiter hart zu trainieren, obwohl bald klar war, dass es nicht im September losgehen wird?
Das war teilweise schon schwer. Monatelang im Kraftraum zu sein, ist ungewohnt. Normalerweise sind es zwei bis drei Monate „Trockentraining“, dieses Mal sind es vermutlich eher sechs. Aber Jammern hilft ja nichts. Die anderen Klubs trainieren ja auch, die Konkurrenz schläft nicht, also muss man ran.
Soweit man weiß, sind auch die Spieler der Wild Wings GmbH in Kurzarbeit. Wie muss man sich das vorstellen?
Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht so genau. Wir dürfen ja einige Stunden arbeiten und das deckt sich ziemlich genau mit unserem täglichen Training. Wir trainieren also bislang kaum weniger als in einem „normalen“ Jahr, aber wir haben ja auch keinen Vergleich. Diese Situation ist ja für alle neu.
Finanziell bedeutet Kurzarbeit gewisse Einbußen. Haben Sie oder Ihre Teamkollegen finanzielle Sorgen?
Man hat das schon im Kopf. Dabei geht es ja nicht nur um den Lebensstandard, sondern auch um ganz normale laufende Kosten. Wir zahlen alle Daueraufträge, private Wohnungen oder für die Altersvorsorge. Gerade als Eishockeyprofi ist Letzteres ganz wichtig, denn wir verdienen nicht so viel wie Fußballer. Wenn es dann auf einmal heißt „Kurzarbeit“, ist das nicht so schön.
Hinzu kommen auch die von der DEL geforderten Gehaltsstundungen. Die Spieler erhalten demnach erst einmal nur 75 Prozent ihres normalen Gehalts. Wie schwer war das zu schlucken?
Absolut schwer. Man hat sich sein Gehalt erarbeitet. Dann quasi gezwungen zu werden, auf einen Teil zunächst zu verzichten, ist nicht leicht. Natürlich war es für die Klubs schwierig. Auch sie hatten ja keine Wahl. Es hieß ja: Wenn die Spieler nicht unterschreiben, gibt es keine Lizenz. Das ist dann schon ein Zwang, wir konnten ja nicht anders.
Sie waren einer der Vermittler bei den Wild Wings, haben den Kontakt zu den nordamerikanischen Spielern gesucht, sich dafür stark gemacht, dass alle Teamkollegen die Vereinbarung unterschreiben. Wie war das?
Ich war auch nicht begeistert von der ganzen Sache, aber wir wollten in der Mannschaft keine Unruhe haben. Sonst hätte man am Ende zwei Lager in der Kabine gehabt. Aber nicht nur ich habe mich da engagiert, auch Alex Weiß war dabei. Wir sind vorweg gegangen und haben geschaut, dass alle mitziehen. Wir haben das den Wild Wings zuliebe getan, nicht der Liga zuliebe. Für die Nordamerikaner war es noch schwieriger. Sie bekamen die Infos über den Klub und ihren Agenten. Wir konnten ihnen aber im persönlichen Gespräch zumindest ein bisschen helfen.
Wie schwierig war für Sie die Überzeugungsarbeit?
Ich musste mich erst einmal selbst überzeugen. Ich war sicher einer derjenigen Spieler, die am skeptischsten waren und die Vereinbarung am kritischsten sahen. Aber ich habe keinen anderen Ausweg gesehen und ich wollte mich nicht gegen meinen Klub stellen.
Torwart Timo Pielmeier vom ERC Ingolstadt hat nicht unterschrieben und wurde anschließend quasi entlassen. Wie stehen Sie dazu?
Ich kann ihm nicht verübeln, dass er nicht unterschreiben wollte. Ich kenne ihn ganz gut. Timo baut gerade ein Haus, hat Verpflichtungen. Man muss eben auch die Hintergründe sehen. Er hatte einen gültigen Vertrag und wollte nicht auf Gehalt verzichten, das ist sein gutes Recht. Dass er am Ende als der Bösewicht dargestellt wird, ist absolut nicht in Ordnung.
Da hätte eventuell eine Spielergewerkschaft helfen können. Diese wurde vom Kölner Moritz Müller und Nürnbergs Patrick Reimer vor Kurzem ins Leben gerufen. Wie sehen Sie diese Idee?
Auch schwierig. Diese Geschichte mit den Gehaltsstundungen ist zwar sehr fragwürdig abgelaufen, aber ich weiß nicht, ob es gleich eine Gewerkschaft sein muss. Es ist aber sicherlich nicht schlecht, wenn sich die Spieler zusammenschließen und auch ein gewisses Mitspracherecht einfordern.
Wie empfinden Sie generell die Informationspolitik seitens der DEL? Haben die Spieler eine konkrete Ahnung, was derzeit hinter den Türen besprochen wird?
Ich weiß, wann Saisonstart sein soll (lacht). Das ist aber auch alles. Lediglich am Anfang, als es um die Gehaltsstundung ging, wurde von jedem Klub ein Spieler ausgewählt, der bei mehreren Videokonferenzen mit der DEL-Geschäftsführung und den Klubvertretern dabei war. Für Schwenningen war ich das. Da wurden wir aber quasi vor vollendete Tatsachen gestellt. Die weitere Kommunikation läuft seither über die Wild Wings. Gerade Alex Weiß und ich waren in den vergangenen Wochen häufig bei unserem Sportdirektor Christof Kreutzer im Büro.
DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke forderte zuletzt mehr Unterstützung seitens der Politik. Wie nehmen die Spieler das wahr?
Es ist schon traurig, wie man da ignoriert oder fast schon fallen gelassen wird. Wir sind auch nur Menschen, die arbeiten wollen. Ich war mit meiner Familie gerade im Urlaub in Griechenland. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass im Flugzeug die Menschen mit Maske direkt nebeneinandersitzen dürfen und in Eisstadien oder Basketballhallen geht das nicht.
Dennoch will man ab 13. November spielen. Die Hauptrunde soll am 3. April beendet sein, was in etwa alle zweieinhalb Tage ein Spiel bedeuten würde. Ganz schön heftig, oder?
Ich finde es gut, dann müssen wir weniger trainieren (lacht). Nein, im Ernst, das wird natürlich sehr intensiv. Es bedeutet tatsächlich weniger Training und mehr aktive Erholung. Man muss jetzt im Training in der Vorbereitung die wichtigen Grundlagen legen. Wir wären sicherlich alle froh, wenn es losgeht und wir dann alle zweieinhalb Tage spielen dürfen.
Das Team der Wild Wings ist noch nicht komplett. Was erwarten Sie in dieser Hinsicht noch?
Es ist ja noch Zeit, man muss da auch ein bisschen geduldig sein. Christof Kreutzer ist schon lange im Geschäft und der wird das schon machen. Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Mannschaft haben werden.
Was erwarten Sie generell von der nächsten Saison?
Es wird bestimmt eine etwas andere Saison. Die Zuschauer werden wahrscheinlich Masken aufhaben, dürfen vielleicht nicht singen. Es gibt noch sehr viele Fragezeichen.