Eishockey: Ein erstaunliches Wochenende liegt hinter den Schwenninger Wild Wings. Nicht nur, dass sie sich über sechs Punkte und den Sprung auf Platz sieben freuen durften. Auch und besonders der Sieg gegen Bremerhaven war ebenso überraschend wie wild.

Sechs Tore gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven – das war den Schwenningern in den bisherigen Aufeinandertreffen in der DEL noch nie gelungen. Noch spezieller wird diese Tatsache, wenn man bedenkt, dass die Norddeutschen mit Abstand die beste Verteidigung der Liga stellen. Nur 72 Gegentore hatte die Defensive der Pinguine vor der sonntäglichen Partie am Neckarursprung zugelassen, macht einen Schnitt von 1,9 pro Spiel. In der Helios Arena setzte es für die „Fischstädter“ schon nach 20 Minuten vier Gegentreffer, zwei folgten im zweiten Abschnitt.

Momentum geholt

Dass Bremerhavens Trainer Alexander Sulzer mit der Leistung seines Teams dennoch gefühlt zufriedener war als sein Schwenninger Gegenüber passt mindestens ebenso gut zu diesem wilden 6:4-Erfolg der Schwäne. „Unser Start war nicht gut, wir haben die ersten beiden Gegentore zu einfach kassiert. Mit dem schnellen Ausgleich haben wir das Momentum auf unsere Seite geholt und die Halle hinter uns gebracht“, erklärte SERC-Cheftrainer Steve Walker das erste Drittel mit gleich sechs Toren.

Sechs Tore ein Grund zum Feiern

Dass weitere vier dazu kommen würden, hatte im Vorfeld des Spiels wohl kaum jemand erwartet. Die bisherigen Partien gegen die Küstenstädter waren bislang von wenigen Toren, wenigen Torraumszenen und wenig Tempo geprägt. „Wir hatten ja ohnehin ein Spiel mit vielen Toren vorhergesagt, wie wir das gegen Bremerhaven immer erwarten“, witzelte Walker deshalb nach dem Sieg. „Und sechs Tore gegen sie dürfen wir schon heute ein bisschen feiern. Der Sieg schmeckt süß, denn in den vergangenen Jahren haben wir gegen diesen Gegner wenig geholt. Aber es ist auch nur ein weiterer Schritt auf unserem Weg“, fügte der Headcoach an.

Bremerhavens Trainer hadert

Bremerhavens Cheftrainer hingegen haderte ein wenig mit Glücksgöttin Fortuna. „Wir hatten einen guten Start und haben über 60 Minuten ein solides Spiel gezeigt. Schwenningen hat schnell die Räume eng gemacht. Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Auftritt meiner Mannschaft, heute lief einfach einiges gegen uns“, meinte Sulzer und sprach damit zumindest zwei recht glückliche Treffer der Wild Wings an.

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Dies dürfte die Schwenninger aber kaum interessieren. Schließlich haben sich die Schwaben dieses Spielglück in den vergangenen Wochen durchaus erarbeitet. Auch am Freitag in Augsburg waren sie über zwei Drittel richtig gut gewesen, das Nachlassen in den letzten 20 Minuten wäre aber beinahe noch bestraft worden. „Es zeigt sich wieder, dass man immer auf der Höhe sein muss. Sobald man weniger macht, verliert man“, beschrieb Torhüter Joacim Eriksson den am Ende noch knappen 4:2-Sieg bei den Panthern, nachdem er in den 60 Minuten 28 Schüsse entschärft hatte.

Angesichts von vier beziehungsweise sechs Toren folgte am Sonntag dann für beide Goalies ein eher verrückter Nachmittag. „Beide Mannschaften haben uns Torhütern sehr gut die Sicht genommen, wir mussten hart arbeiten, um etwas zu sehen. Es waren nicht viele Schüsse, aber die waren sehr gut. Es war vor allem mental ein schweres Spiel. Man hat das Gefühl, dass man gut spielt und trotzdem gehen die Scheiben rein“, erläuterte Eriksson seine Gefühlswelt.

Erikssons Lob an die Vorderleute

Doch der Schwede lobte auch seine Vorderleute, die seit einiger Zeit einen richtig guten Job machen. „Wir bekommen die Scheiben Richtung Tor und haben dann dort Leute stehen, die vor dem Tor arbeiten. Alle waren im Spiel und wir haben uns gegenseitig sehr geholfen“, beschrieb Eriksson die Stärken seines Teams und nannte damit auch gleichzeitig die Gründe für einen gesunden Optimismus, was das letzte Viertel der Hauptrunde betrifft.

Bereits am Mittwoch geht es in Düsseldorf weiter, am Freitag kommen die Adler Mannheim in eine wieder ausverkaufte Helios Arena und am Sonntag reisen die Schwenninger erneut nach Augsburg. Anschließend folgt eine zweiwöchige Pause, bevor es dann in den Endspurt mit den letzten zehn Spielen bis zum 8. März geht. „Wir müssen weiter die kleinen Details richtig machen und weiter punkten. Alle Mannschaften rücken jetzt noch enger zusammen, man muss ständig wachsam bleiben. Aber es geht auch darum, Spaß zu haben und Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen demütig bleiben und dürfen nicht zu weit vorausdenken“, gibt der immer besser werdende Torhüter die Marschrichtung vor.

Die Personalplanung läuft

Im Hintergrund läuft derweil die Planung für die nächste Saison auf Hochtouren weiter. Allerdings passiert dies in Schwenningen eher hinter verschlossenen Türen. Doch auch die anderen DEL-Klubs geben derzeit wenige Personalien für die Zukunft bekannt. „Die gesamte Liga macht das häppchenweise und ich denke, auch wir fahren damit gut. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass wir mehr Ruhe in der und um die Mannschaft haben, wenn wir das Thema mit den Vertragsverlängerungen nicht so sehr aufkommen lassen“, sagt Geschäftsführer Stefan Wagner.

Doch der Sportliche Leiter lässt auch durchblicken, dass man während der anstehenden Pause einige Personalentscheidungen bekannt zu geben gedenkt. „Wir sind sehr viel weiter, als wir nach außen kommunizieren. Die Fans brauchen keine Angst zu haben, wir werden auch nächste Saison eine Mannschaft auf dem Eis haben“, so Wagner mit einem Augenzwinkern.