Herr Walker, Sie sind von den Kollegen, sportlichen Leitern und Mannschaftskapitänen der Deutschen Eishockey-Liga zum „DEL-Trainer des Jahres“ gewählt worden. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Es ist eine große Ehre – sowohl Tom Pokel (Straubing) als auch Thomas Popiesch (Bremerhaven) hätten diese Auszeichnung verdient gehabt. Ich sehe diese Einzelauszeichnung in einem Mannschaftssport eher als Auszeichnung für das gesamte Team, vor allem für die Spieler. Als Trainer hat man einen Plan, aber die Spieler führen diesen aus. Natürlich ist es schön, wenn man wahrgenommen wird, vor allem da es eine Wahl durch die Kollegen und sportlichen Leiter ist. Aber es haben so viele Leute hier an diesem Erfolg mitgearbeitet. Stefan Wagner hat an mich geglaubt, der gesamte Trainerstab hat einen großen Beitrag geleistet, sie alle verdienen diese Auszeichnung. Es ist eine Ehre und lässt mich bescheiden werden; wenn ich mir einen Trophäe aussuchen dürfte, wäre es aber eine andere (lacht).
Sie erhalten die Auszeichnung nach Ihrer ersten Saison als DEL-Cheftrainer. Was haben Sie in diesen Monaten gelernt?
Ich habe festgestellt, dass ich mehr im Fokus der Medien stehe. Die Pressearbeit nimmt mehr von meiner Zeit in Anspruch, das kannte ich als Co-Trainer so eher nicht. Generell beanspruchen mehr Leute mehr Zeit. Und man muss sich mehr mit negativen Dingen auseinandersetzen. Wenn ich mich an die ersten Wochen, an die Vorbereitung erinnere, habe ich da wenig positive Dinge zu hören bekommen – eine Herausforderung. Wir haben an uns geglaubt, uns nicht ablenken lassen. Die Zweifel sind aber schnell verflogen. Ich habe gelernt, an meinem Plan festzuhalten und mir treu zu bleiben.
Seit mehr als zwei Wochen steht die direkte Qualifikation für das Viertelfinale fest. Wie haben Sie die letzten Tage erlebt?
Diese beiden Wochen waren unheimlich gut für die Mannschaft. Wir hatten ja zuvor auch schwerere Zeiten, unsere Playoff-Zeit hat schon mit dem Spiel in Mannheim angefangen. Es waren Tage unter Hochdruck, denn es stand viel auf dem Spiel. Am Ende haben wir noch mal drei Siege eingefahren, das gibt ein gutes Gefühl. Und wir haben gelernt, uns nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, wenn es mal nicht so läuft. Auch in den Playoffs kann man 0:2 zurückliegen, damit muss man umgehen können. Dass wir Platz sechs etwas früher festgemacht haben, war für die ganze Organisation richtig gut, und wir konnten es genießen. Ich habe den Spielern auch das Feiern nicht verboten, denn es war eine tolle Hauptrunde – das ist eine Leistung. Gerade hier in Schwenningen, wo es die vergangenen Jahre nicht so gut lief, war und ist es wichtig, bei einem solchen Erfolg diese Tage jetzt auch zu genießen.
Das erste Viertelfinalspiel steht am kommenden Samstag an. Wie bereiten Sie sich und die Mannschaft darauf vor?
Man bereitet sich auf verschiedene Szenarien vor. In den vier Spielen der regulären Saison kann sich der Gegner immer auch etwas an dich anpassen, jetzt schon schauen wir noch mehr auf die Details. Wir sehen uns an, wann der Gegner typischerweise was tut, wie er in verschiedenen Situationen normalerweise reagiert. Wir werden uns jeden Tag einen kleinen Ausschnitt davon auf Video anschauen. Wir halten die Aufmerksamkeit hoch, stellen uns darauf ein, was uns erwartet und wie wir darauf reagieren.
Sie konzentrieren sich jetzt also mehr auf den Gegner als sonst?
Ich denke, die Spieler fühlen sich in und mit unserem Spielsystem sicher. Manche Gegner haben auf unsere Art und Weise zu spielen, mit bestimmten Dingen reagiert. Man schaut sich als Trainer genau diese Dinge an. Erstaunlicherweise haben wir gegen Straubing mit unsere meisten Powerplaytore geschossen, obwohl sie das beste Unterzahlspiel der Liga haben. Man fügt seinem eigenen Spiel Details hinzu, die helfen könnten, ändert Kleinigkeiten. Nach so vielen Spielen gegeneinander ist man berechenbar, man kann also nicht immer dasselbe tun.
Wie gut kennen Sie Straubings Trainer Tom Pokel, der ja auch eine Schwenninger Vergangenheit hat?
Gut bis sehr gut (lacht). Ich habe gegen ihn zwar noch nie in den Playoffs gespielt, aber sonst natürlich schon oft. Er ist ein großartiger Trainer, sie werden super vorbereitet sein. Straubing ist vielleicht sogar eines der besten Teams der Liga, wenn man sich nur schon ihre Über- und Unterzahlstatistik, die Torhüter und die beiden Top-Verteidiger, die sie haben, anschaut, sie sind ein toll aufgebautes Team. Sie haben keine Schwäche. Sie werden ein wirklich schwieriger Gegner sein.
Was macht die Playoffs insgesamt so speziell?
Jetzt beginnt die Saison richtig. Wenn ich sehe, wie aufgeregt und voller Vorfreude die Spieler sind, lebe ich das voll mit ihnen. Ich spüre sozusagen ihre Schmetterlinge im Bauch und ihre Lust auf die nächsten Wochen. Ich möchte, dass sich meine Mannschaft von der besten Seite zeigt, und ich glaube daran. Es ist für die gesamten Schwenninger Wild Wings, die Stadt und vor allem die Fans eine total aufregende Zeit.
Was ebenfalls auf Sie zukommen wird, sind lange Busfahrten, die Sie bekanntermaßen nicht besonders mögen.
Nun ja, es könnte weiter sein. Es könnte Wolfsburg sein oder Bremerhaven. Wenn in der nächsten Runde Bremerhaven unser Halbfinal-Gegner sein sollte, nehme ich die lange Busfahrt gern in Kauf (lacht). Im Ernst: ich versuche mich zu entspannen. Ich hasse es, im Bus zu arbeiten. Ich schaue eher Filme oder ein Golfturnier an, ab und zu auch mal ein Eishockeyspiel.
Worauf freuen Sie sich denn im Gegensatz dazu am meisten?
Ich weiß, wir sehr sich unsere Spieler darauf freuen. Sie haben die letzten Monate dafür so hart gearbeitet. Ich sehe ihr Lachen, wie gut sie drauf sind, und das liebe ich. Manche haben das ja noch nie mitgemacht. Aber jetzt sind wir in den Playoffs, und jeder hat eine Chance, auch auf die Meisterschaft. Mir geht es darum zu sehen, wie gut diese Mannschaft sein kann. Werden wir gut genug sein? Ich denke, wir können es. Darauf freue ich mich am meisten.