Eishockey: Was für eine Achterbahnfahrt. Die Schwenninger Wild Wings präsentieren sich, wie übrigens die gesamte Deutsche Eishockey Liga (DEL), derzeit in konstant inkonstanter Form. Am vergangenen Wochenende beendeten sie ihre zweite große Auswärtsreise mit den Partien in Wolfsburg und Berlin mit einer eigenartigen Niederlage und einem wohltuenden Sieg.
„Wir waren nicht wach und klar genug. Die ersten vier Minuten waren so, wie wir uns das vorgestellt haben. Danach haben wir einige ganz schlechte Entscheidungen getroffen, gerade auch was die Wechsel angingen. Wir haben uns heute selbst geschlagen“, lautete die ebenso treffende wie verärgerte Analyse von Schwenningens Cheftrainer Steve Walker nach dem Spiel gegen die Grizzlys Wolfsburg.
Unnötige Strafen ärgern Wild Wings
Tatsächlich startete sein Team gut in die Partie, besser sogar als die Gastgeber. Die Niedersachsen kamen zwar nach diesen angesprochenen vier Minuten etwas auf, doch gerieten die Gäste selten in Not. In diese brachten sie sich allerdings ab der elften Minute dann selbst. Zunächst kassierten sie eine Strafe für zu viele Spieler auf dem Eis, anschließend hatte Will Weber seinen Stock zu hoch. Die beste Powerplay-Mannschaft der DEL schlug selbstverständlich eiskalt zu.
„Dann liegst du 0:2 hinten und rennst halt wieder hinter her. Bei Fünf gegen Fünf hatten wir ab und zu ganz gute Sequenzen, haben aber nicht wirklich zum Tor gefunden, eher harmlos außenrum gespielt. Dazu haben wir Wolfsburg weiter Chancen in Überzahl gegeben“, nahm auch SERC-Stürmer Mirko Höfflin nach dem 1:4 kein Blatt vor den Mund.
Erstaunlich war dabei am Ende sicher nicht das Ergebnis, bei den sehr gut gestarteten Wolfsburger kann und darf man verlieren. Allerdings war es die dritte Partie in Folge, in der sich die Schwäne durch knapp nacheinander kassierten, unnötigen Strafzeiten selbst aus dem Konzept brachten.
„Wir haben uns in die Situation gebracht, dass die Schiedsrichter Strafen gegen uns pfeifen können. Wir haben darauf nicht gut reagiert, haben nicht mehr zu unserem Spiel gefunden. Dazu sind wir auch nicht gut ins zweite und dritte Drittel gekommen. Wir müssen nach so einem Spiel mal wieder hart in den Spiegel schauen“, ergänzte Verteidiger Dominik Bittner die Analyse der dritten Saisonniederlage.
Zeit zu hadern lässt der DEL-Spielplan selten. In diesem Fall zum Glück. „Es gibt eben diese Spiele und wir werden daraus lernen“, schob auch Walker schon wenig später hinterher. Der Headcoach sollte Recht behalten. Was gegen die Grizzlys noch deutlich zu bemängeln war, sah in Berlin plötzlich ganz anders aus. Die Wild Wings waren von Beginn an hellwach, agierten konzentriert, verteidigten gut und schalteten gut um. Kurzum, sie spielten schlicht ihr Spiel.
Platzer mit gelungenem Comeback
Und sie hatten am Ende auch das nötige Quäntchen Glück. Als Kyle Platzer 45 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 1:1 alleine auf das Eisbären-Gehäuse zulief, war Höfflin auf der anderen Seite mitgegangen. Das allerdings etwas zu schnell, womit Höfflin doch recht deutlich im Abseits stand. Die Schiedsrichter aber pfiffen nicht und so zählte der feine Treffer zum 2:1-Sieg. Platzer, der zum ersten Mal nach seiner Sperre von drei Spielen wegen eines Stockschlags wieder dabei war, strahlte. Und seine Teamkollegen mit ihm.
Der Matchwinner an diesem Nachmittag an der Spree war aber Joacim Eriksson. Der Schwede im Schwenninger Kasten hielt schlicht überragend. Nach 45 Paraden und einer Fangquote von 97,8 Prozent hatte somit auch der Goalie Grund zur Freude. „Ich habe mich da draußen richtig gut gefühlt. Aber die Jungs haben vor mir sehr eng gestanden und richtig gut gespielt. Ich freue mich für Platzer, dass er bei seinem Comeback das Tor gemacht hat. Und ich freue mich natürlich für das Team“, meinte Eriksson nach dem dritten Saisonsieg.