Eishockey: Kaum steht die Verbindung, sorgt der Gesprächspartner auch schon für einen Riesenschreck. Das Video-Gespräch mit Will Weber beginnt mit einer Information, die nicht schön ist und längere Zeit nicht bekannt war. Neben den sechs bereits gemeldeten Spielern ist auch der Neuzugang der Schwenninger Wild Wings an Covid 19 erkrankt. „Ich wurde vor etwa zwölf Tagen positiv getestet und hatte einige Symptome. Ich habe meinen Geruchs- und Geschmackssinn verloren, aber sonst geht es mir mittlerweile wieder sehr gut“, berichtet Will Weber.
Damit ist der Verteidiger der siebte Spieler der Neckarstädter, der sich mit dem Corona-Virus infiziert hat. Somit muss auch er etwas länger pausieren als die gesunden Teamkollegen sowie spezielle Belastungstests absolvieren. Die Deutsche Eishockey Liga sieht für an Covid 19 erkrankte Spieler eine Sonderregelung vor, die sich unter anderem auf die empfohlene Pause vor der Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb bezieht. „Bisher weiß ich noch nicht genau, was auf mich zukommt. Aber ich werde alles genauso machen, wie man es mir sagt“, so Weber.
Zum Glück für den Familienvater ist Ehefrau Gibson negativ getestet worden und auch dem 13 Monate alten Söhnchen Wyatt geht es gut. Gerade von seinem Sohn hat der Deutsch-Amerikaner in den letzten Tagen doch Abstand gehalten, was sicher keine einfache Situation war, zumal die Familie komplett in Quarantäne war. „Wir konnten natürlich nicht viel machen die letzten Tage, das war schon anstrengend. Dennoch bin ich erst einmal froh, dass es meiner Frau und meinem Sohn gut geht“, so Weber.
Bis zu diesem Schreckmoment war die Familie Weber gut in der neuen Heimat angekommen. Zunächst waren sie übergangsweise in Trossingen untergebracht, mittlerweile haben sie aber eine Wohnung in der Villinger Färberstraße bezogen. Ihre Nachbarn sind die Spink-Zwillinge, Tyson und Tylor. „Wir können nur Gutes sagen. Die Stadt ist toll, die Leute sind so nett und die Umgebung ist genau das, was wir gesucht haben“, ist der Defensiv-Verteidiger voll des Lobes über seine neue Wirkungsstätte. „Wir haben vor ein paar Jahren einige Zeit in Colorado verbracht, und der Schwarzwald erinnert uns ein wenig daran. Das ist wunderbar, denn wir gehen sehr gerne nach draußen, bewegen uns gerne in der Natur.“
Tatsächlich war die etwas ruhigere Gegend ein Grund für den Wechsel des 32-Jährigen zu den Wild Wings, aber nicht der entscheidende. Es gab deutlich gewichtigere Argumente dafür, von den Fischtown Pinguins Bremerhaven in den Süden der Republik zu ziehen. „Ich habe den Sommer über einige Male mit Trainer Niklas Sundblad telefoniert. Das wichtigste Thema dabei war für mich die Identifikation aller Beteiligten mit dem Klub. Ich habe nicht nur beim Trainer, sondern auch beim Manager und den anderen Verantwortlichen sofort gespürt, wie sehr sie sich engagieren, wie sehr sie den Erfolg wollen. Das hilft einem als Spieler sehr“, erklärt der 1,93 Meter-Mann, der 2007 in der zweiten Runde vom NHL-Klub Columbus Blue Jackets gedraftet wurde. Weber sprüht dabei geradezu vor Zuversicht, und das wiederum entspricht genau seinem Naturell. „Ich bin von Natur aus ein absoluter Optimist.“
Webers Naturell tut seinem neuen Team sicherlich gut. Auch dem Neuling ist in den vergangenen zwei Jahren, in denen er mit den Pinguins häufig gegen Schwenningen gewann, einiges aufgefallen. „Die Mannschaft sah auf dem Papier oft sehr, sehr gut aus. Ich kannte auch ein paar der Spieler und habe eine gute Mannschaft erwartet. Aber irgendwie haben sie es nicht zusammengebracht“ , analysiert der Linksschütze, dessen Großvater aus Deutschland stammt.
Das soll sich in den nächsten Wochen und Monaten gravierend ändern. Die Wild Wings sollen auf dem Eis wieder eine Macht und vom Gegner gefürchtet sein. Die Voraussetzungen sind vielversprechend. Die Auftritte beim Magent-Sport-Cup machten bis zum frühen Corona-bedingten Ausscheiden der Schwenninger viel Spaß. Auch Weber ließ erkennen, was man in Zukunft von ihm erwarten kann: Hartes, kompromissloses Zweikampfverhalten, ohne dabei viele Strafzeiten zu verursachen, und jede Menge Erfahrung sowie Führungsqualitäten. Diese Eigenschaften brachten dem 103 Kilogramm schweren Hünen den Ruf ein, einer der besten Defensiv-Verteidiger der DEL zu sein.
Viel wichtiger als dieses Kompliment ist für Weber jedoch der Teamgeist. Und der ist offenbar richtig gut bei den Schwenningern. „Wir mögen uns alle untereinander. Es gibt keinen Spieler, der da nicht hinein passt oder passen will“, sagt der Mann mit der Rückennummer 78, dessen Vater William ebenfalls Eishockey spielte. Mit dieser Einstellung sollte in der kommenden Saison einiges möglich sein. Weber: „Wir wollen die Identität der Wild Wings ändern. Wir wollen ein Siegerteam werden und den Klub auf einen neuen Kurs bringen.“ Wäre da nicht die verflixte Virusinfektion, würde er wohl am liebsten sofort loslegen.