Tina Fröhlich

Herr Sundblad, wie waren die vergangenen Wochen und Monate beruflich und persönlich für Sie?

Gut, es ist alles okay. Ich war die meiste Zeit in Deutschland, am Anfang vor allem in unserem Haus bei Köln. Als Reisen wieder erlaubt waren, bin ich für einige Zeit nach Schweden gefahren zu meinen Eltern und war auch ein bisschen angeln. Hauptsächlich aber habe ich mich um die Planung für die neue Saison gekümmert, war die meiste Zeit hier vor Ort. Jetzt im Sommer haben wir mit der halben Mannschaft schon auf und neben dem Eis trainiert. In diesen fünf Wochen haben die Jungs toll gearbeitet, waren sehr fleißig.

Mittlerweile ist der Schwenninger Kader komplett. Die Mannschaft wurde unter nicht ganz gewöhnlichen Umständen zusammengestellt. Manager Christof Kreutzer und Sie durften ja nicht reisen und sich keine Spieler anschauen. Wie sind Sie also vorgegangen?

Wir haben viel, viel Video geschaut und viel, viel geredet. Zum Glück ist die Videotechnologie inzwischen sehr weit. Es gibt verschiedene Portale, auf denen man ganz gezielt ausführliche Videos zu einem Spieler anschauen kann. Man sieht dabei im Zusammenschnitt die Spiele aus den letzten vier Jahren, man kann sich da wirklich jeden Wechsel anschauen. Natürlich ist live besser, aber es hat ganz gut funktioniert. Zudem kannten wir einige Neuzugänge auch schon vorher.

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Tatsächlich ist es sehr auffällig, dass entweder Christof Kreutzer oder Sie mit rund der Hälfte der zehn Neuzugänge bereits gearbeitet haben.

Ja, das ist schon ein Vorteil. Die Spink-Brüder zum Beispiel waren bei mir in Schweden, Travis Turnbull kenne ich aus Ingolstadt und Darin Olver ist ohnehin schon lange in der Liga. Man weiß, was man von diesen Spielern erwarten kann und sie wissen es von mir.

Was waren die weiteren Kriterien für die Zusammenstellung des Teams?

Wir haben schon kräftig umgebaut. Wir wollen vor allem eine schnellere Mannschaft haben. Wir sind in der Offensive zwar ein bisschen kleiner als vorher, dafür aber eben auch schneller und spritziger. Die Stürmer sollten vor allem auch technisch sehr gut ausgebildet sein. Wir wollten zudem einen Neuanfang auf der Torhüterposition und haben zwei neue Keeper geholt. Wir hatten das Gefühl, dass es da in eine neue Richtung gehen sollte.

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Können Sie die Neuzugänge kurz charakterisieren?

Will Weber ist groß und kräftig. Das hilft uns hinten sehr, gerade weil wir im Sturm etwas kleinere Spieler haben. Die Spink-Brüder bringen viel Energie mit, sind schnell und bissig. Aber sie können auch Punkte und Tore machen. Das hat man vor allem in Schweden gesehen und in der dortigen Liga ist es nicht so einfach, Tore zu schießen. Beide hatten letztes Jahr eine gute Saison in Finnland. Auch Darin Olver ist immer noch unglaublich schnell, sehr leichtfüßig und ein extrem guter Schlittschuhläufer. Er wird uns als Spielmacher sicher helfen. Er wird Center spielen und ist auch gut beim Bully. Außerdem warer schon erfolgreich mit einem Verein in der DEL. Diese Erfahrung bringt er mit. Travis Turnbull kenne ich aus Ingolstadt. Auch er wird uns helfen mit seiner Erfahrung, seiner Energie, seiner Härte – er ist ein Führungsspieler. Wir haben insgesamt unsere deutsche Fraktion sehr verbessert.

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Stichwort Mentalität. Wurde auch darauf geachtet, dass man etwas mehr positive Energie in die Mannschaft bekommt?

Ja, genau. Es hat sich auch in der ganzen Organisation viel verändert. Mit Christof Kreutzer gibt es einen neuen Manager. Wir haben einen neuen Pressesprecher, mit Mark Bassen einen neuen Mannschaftsbetreuer und mit Gunnar Leidborg einen neuen Co-Trainer. Alle bringen neue Energie rein. Wir schauen jetzt nach vorne. Auch bei den Spielern ist es wichtig, dass sie aus einem erfolgreichen Umfeld kommen. Wir wollen diese ,letzte-Platz-Mentalität‘ loswerden. Ich habe da ein sehr positives Gefühl, was den gesamten Klub angeht.

Mittlerweile sind auch alle ausländischen Spieler vor Ort. Sind alle gesund und fit und wie waren die ersten Trainingseinheiten?

In diesen Tagen stehen die Medizin-Checks an und die weiteren organisatorischen Dinge werden geregelt. Wir haben die ersten persönlichen Gespräche geführt. Alles Weitere muss man dann sehen. Im Moment trainieren wir noch nicht, die ausländischen Spieler trainieren nur freiwillig und für sich. Es hängt derzeit alles am 2. Oktober, den die DEL als nächste Frist gesetzt hat. Aber soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, sieht es bei allen Spielern sehr gut aus. Und wenn wir endlich loslegen dürfen, sind wir topfit.

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Wie sieht die Planung für die nächsten Wochen aus?

Die ändert sich eigentlich ständig (lacht). Ich habe schon fünf verschiedene Pläne gemacht. Alle müssen abwarten. Wir alle warten auf die nächste Gesellschafterversammlung. Wir sind flexibel und werden das Beste aus der Situation machen. Das Wichtigste ist, dass wir wieder spielen dürfen. Alles andere können wir anpassen.

Neu wird auf jeden Fall die kleinere Eisfläche in der Schwenninger Helios Arena sein. Wird sich das Training ändern im Vergleich zur bisherigen Spielfläche?

Das ist eine sehr gute Frage. Es ist interessant, denn auch ich trainiere das erste Mal auf einer kleineren Eisfläche. Ich kenne das nur als Spieler. Es wird natürlich nach einigen Wochen völlig normal sein, aber man muss sich daran gewöhnen. Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass man aus allen Winkeln schießen kann, die Schussbahn wird kürzer. Das werden wir natürlich trainieren. Wir wollen den Raum hinter dem Tor viel nutzen und sicher auch mehr über die Verteidiger spielen. Das muss man üben. Alles wird enger und schneller und auch intensiver. Ich denke, es wird für die Fans, aber auch für Spieler und Trainer, sehr attraktives Eishockey sein.

Die anderen Klubs haben allerdings immer noch die große Eisfläche.

Ja, das wird spannend. Es ist auch für das Coaching eine Herausforderung. Ich glaube nicht, dass wir da Schwierigkeiten bekommen. Genauso wird aber auch unser Heimvorteil nicht so übertrieben groß sein, denn die meisten Teams in der Deutschen Eishockey Liga spielen mit vielen Nordamerikanern und die kennen die kleine Fläche bereits von Kindheit an.

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Welche Rolle wird Co-Trainer Gunnar Leidborg spielen?

Er bringt vor allem unglaublich viel Erfahrung mit. Er kennt Deutschland und die Liga. Er wird sich hier vor allem um die Verteidiger kümmern und die Torhüter. Er war selbst Goalie und ist ausgebildeter Torwarttrainer. Ich kenne Gunnar Leidborg zwar schon lange, habe aber auch noch nie mit ihm gearbeitet. Es wird also auch für mich interessant, ich bin schon sehr neugierig. Und er hat auch eine Verbindung zu Schwenningen, war ja Trainer hier. Das ist sehr gut, denn er will unbedingt, dass der Klub Erfolg hat.

Gehen wir mal davon aus, dass ab 13. November gespielt werden kann. Was erwarten Sie von dieser Saison?

Ich erwarte eine Top-Saison. Alle sind gut vorbereitet, wollen unbedingt loslegen. Es wird viel Eishockey, eine sehr kompakte Saison mit vielen englischen Wochen. Wir brauchen allerdings unbedingt Fans. Natürlich müssen wir dafür aber den richtigen Weg finden. Nicht nur, aber eben auch für den Sport und für das Eishockey im Speziellen.

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Sie sprechen den dicht gedrängten Terminplan an. Ist der Schwenninger Kader dafür tief genug mit derzeit sieben Verteidigern und 13 Stürmern?

Das wissen wir aktuell noch nicht. Aber es sind eben Corona-Zeiten, wir können nicht einfach Spieler ohne Ende kaufen. Wir werden das dauernd überprüfen und im Zweifelsfall versuchen, zu reagieren.

Was soll man in der kommenden Saison über die Schwenninger Wild Wings sagen, was soll die Mannschaft auszeichnen?

Eine schnelle, fitte Mannschaft, ganz schwierig, gegen sie zu spielen. Das ist unser Ziel, wir wollen für alle ein schwieriger Gegner sein.