Herr Yahyaijan, wie fällt mit etwas zeitlichem Abstand Ihr Fazit zum DFB-Pokalspiel gegen Schalke aus?
Tatsächlich hat sich bei mir auch durch diesen zeitlichen Abstand nicht viel verändert. Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, sind couragiert aufgetreten und haben die taktischen Vorgaben umgesetzt. Was enttäuschend und ärgerlich war, ist die Tatsache, dass alle vier Gegentreffer hätten vermieden werden können. Dennoch kann ich meine Mannschaft nur loben, wir haben gegen einen extrem abgezockten Gegner verloren.
Eine Szene in der Partie erhitzte die Gemüter. Beschreiben Sie diese einmal aus Ihrer Sicht.
Frederick Bruno blutete sehr stark und ich hatte erwartet, dass der Schiedsrichter unterbricht. Da wir jedoch auf der anderen Spielfeldseite in Ballbesitz waren und unsere Spieler nicht gehört haben, dass sie ihn ins Aus befördern sollen, sahen die Unparteiischen dazu keine Veranlassung. Wie mir der vierte Offizielle anschließend bestätigte, war dies alles regelkonform. Da sie jedoch alle mit Headset ausgestattet waren, hatte ich einen Hinweis erwartet.
Anschließend gab es heftige Diskussionen mit der Schalker Bank.
Da sind kurzzeitig die Emotionen zwischen meinem Vater Arash auf der einen und Gerald Asamoah auf der anderen Seite hochgegangen. Alles aber halb so schlimm, das war auch schnell wieder vergessen.
Wie war insgesamt der Kontakt zu den Schalkern?
Sehr angenehm. Sie haben sich zwar professionell, aber auch extrem kollegial verhalten. Von Überheblichkeit war gar nichts zu spüren.
Es war Ihr erstes DFB-Pokalspiel als Cheftrainer. Wie lautet Ihr persönliches Resumee?
Ich hatte schon Tage zuvor eine große Vorfreude verspürt, konnte das Spiel kaum erwarten. Selbst das große mediale Interesse war spannend. Besonders war ich aber neugierig, wie eine Profi-Mannschaft mit einem Profi-Trainer in bestimmten Situationen reagiert.
Und?
Nehmen wir als Beispiel die Pressekonferenzen vor und nach dem Spiel. Wie gut vorbereitet und mit welcher Professionalität Dimitrios Grammozis diese abgehalten hat, sind Belege dafür. Wobei ich überhaupt sagen muss, dass er sehr nett und auskunftsfreudig war.
Wie war die Stimmung im Anschluss an die Partie in der Kabine?
Wir sind alles Sportler, die möglichst jedes Spiel gewinnen wollen. Egal, wie der Gegner heißt. Deshalb war eine gewisse Enttäuschung zu spüren.
Was kann die Mannschaft und Sie als Coach aus diesem Spiel für die neue Oberliga-Saison mitnehmen?
Das ist schwierig, weil sich ein solches Spiel nicht eins zu eins auf die Oberliga übertragen lässt. Eher schon, wie sich Zweikampfverhalten und Cleverness in die tägliche Trainingsarbeit übernehmen lässt und sich dann auch in den Spielen auswirkt.
Wird es schwer, die Spieler von diesem Highlight wieder auf den Liga-Alltag einzustimmen?
Das ist der Punkt, über den ich mir viele Gedanken mache. Ich kann zwar oft versuchen, den Spielern zu vermitteln, dass Schalke ein Bonusspiel war und es nun in der Oberliga zählt. Doch sagen kann ich viel, die Umsetzung werden wir in den nächsten Wochen sehen.
Konnten Sie sich überhaupt schon mit den gegnerischen Mannschaften in der Oberliga beschäftigen?
Ja, denn damit haben wir im gesamten Trainerteam bereits vor Wochen begonnen. Noch konkreter wird dies allerdings, bevor wir gegen die jeweiligen Teams spielen.
Die Stuttgarter Kickers verloren am ersten Spieltag und Freiberg spielte lediglich unentschieden: Sind die zwei Teams trotzdem Ihre klaren Favoriten?
Absolut. Sowohl von den Bedingungen dort als auch von den Budgets her. Es wird zwar immer wieder Überraschungen geben, doch über eine ganze Saison gesehen sind diese beiden Mannschaften die Titelfavoriten.
Wie sehen Sie die Aufteilung dahinter?
Auch daran hat sich meiner Meinung nach im Vergleich zur vergangenen Saison nicht viel verändert. Zumal die ganz große Fluktuation im personellen Bereich bei fast allen Teams ausgeblieben ist. Wir werden drei bis vier Teams dahinter sehen, dann den großen Rest.
Wo reihen Sie den FC 08 ein?
Wir möchten uns mit Mannschaften wie Göppingen, Bissingen oder Nöttingen messen und im oberen Tabellendrittel festsetzen. Allerdings wird dabei wie immer eine Rolle spielen, ob wir von Verletzungen verschont bleiben. Außerdem muss allen bewusst sein, dass wir keinen Gegner einfach so im Vorbeigehen weghauen werden. Dazu ist die Liga insgesamt zu ausgeglichen.
Villingen hat sechs Neuzugänge. Aufgrund welcher Kriterien wurden diese ausgewählt?
In erster Linie dadurch, dass wir alle schon seit Jahren kennen und deren Weg verfolgt haben. Und dass wir überzeugt davon sind, dass sie uns sportlich weiterhelfen und charakterlich optimal in unser Mannschaftsgefüge passen.
Ein siebter Zugang ist mit Pablo Aguilera schon wieder weg. Was waren die Gründe und suchen Sie nun wieder nach einem Stürmer?
Da spielten familiäre Gründe eine entscheidende Rolle. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass er uns mittelfristig weitergeholfen hätte, doch das Gesamtpaket hat einfach nicht gepasst. Wie wir alle wissen, ist die Suche nach einem Stürmer extrem schwierig. Wenn wir aber etwas Passendes finden, werden wir nochmals nachlegen.
Mit Matthias Uhing haben Sie einen neuen Co-Trainer, mit Toni De Pascalis einen neuen Torwarttrainer und Carsten Neuberth ist nun Jugendkoordinator. Warum diese Wechsel?
Dass Carsten Neuberth in den Jugendbereich wechseln und daneben auch die U17 übernehmen wird, stand schon länger fest. Ebenso, dass Arthur Saager als Torwarttrainer aufhört. Also habe ich mit Matthias, der früher mein Jugendtrainer und mein absoluter Wunschkandidat war, Kontakt aufgenommen. Toni kannte ich zuvor ebenfalls. Wir alle sind im positiven Sinne Fußball-verrückt und ergänzen uns gut.
Unter der Oberliga-Mannschaft wurde aus der U23 die U21. Was waren die Gründe für diese Umbenennung?
Weil wir noch stärker herausheben möchten, dass die Verbandsliga-Mannschaft ein Bindeglied zwischen Jugend- und Aktiven-Bereich ist. Was mir zu denken gegeben hatte, war die Tatsache, dass in den letzten Jahren immer mehr zweite Mannschaften abgemeldet wurden. Dies soll bei uns nicht passieren, wir wollen vielmehr die jungen Spieler an die Herren heranführen. Und dazu haben wir mit Daniel Miletic und Mustafa Gürbüz die optimalen Trainer.