Ihr Geduldsfaden ist ganz schön strapaziert. „Es ist einfach nur frustrierend“, sagt Valentin Güntert, Präsident des Mumpfer Boots-Clubs. Und er spricht damit wohl vielen Club-Mitgliedern aus dem Herzen.
Seit über eineinhalb Jahren ist der Rheinuferweg bei Mumpf nun gesperrt. Gleich zwei Mal war zuvor ein Teil des Hangs abgerutscht. Betroffen von der Sperrung sind nicht nur Wanderinnen und Wanderer, sondern eben auch der Boots-Club: Dessen Stege und Anlegestellen sind seit November 2022 teilweise nur noch erschwert oder gar nicht mehr zugänglich.
„Es ist mittlerweile die zweite Saison, in der wir für die betroffenen Mitglieder Notlösungen finden müssen“, sagt Güntert. Und das, obwohl der Club seine Konzession für die Benutzung des Rheins auch in den vergangenen beiden Jahren jeweils in voller Höhe gezahlt hat. Mehrere tausend Franken sind das jeweils. Auch die Betroffenen haben ihren Mitgliederbeitrag an den Boots-Club normal bezahlt. Beides „zähneknirschend“, wie Güntert sagt.
Hat der viele Regen den Hangrutsch ausgelöst?
Beim Kanton weiss man um den Unmut: „Natürlich können wir das verstehen. Das würde jedem von uns gleich gehen“, sagt Susette Burger, Sektionsleiterin bei der zuständigen kantonalen Abteilung Landschaft und Gewässer. Die Federführung für die Maßnahmen liege jedoch nicht beim Kanton. Dieser müsse die vorgeschlagenen Möglichkeiten nur prüfen und bewilligen. Als Kraftwerksbetreiber ist die Naturenergie Holding AG für den Unterhalt am Ufer zuständig. Das Unternehmen hat inzwischen einen Geologen beauftragt, die genauen Ursachen für die Hangrutsche und Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Hangrutsche zu eruieren.
Beim Kanton geht man derweil davon aus, dass die „über Tage und Wochen sehr starken und andauernden Niederschläge“ im November und Dezember 2022 zu einer Durchnässung der Böschung geführt haben, welche den Rutsch ausgelöst hat. „Das ist ein natürlicher Prozess, der hie und da an solch steilen Flussböschungen passiert“, sagt Burger. Das weitere Vorgehen ist dabei noch offen. Kanton und Naturenergie verweisen diesbezüglich auf die laufenden Abklärungen. „Es ist das Anliegen des Kantons, die Böschung möglichst mit ‚grünen‘ Maßnahmen zu stabilisieren, das heißt mit Bepflanzung oder Einbau von natürlichen Materialien“, sagt Burger.
Für die Mumpfer Bootfahrer fast wichtiger als die Fragen nach dem Wie und dem Warum, ist die Frage nach dem Wann – nämlich, wann der Rheinuferweg und damit der Zugang zu den Stegen wieder eröffnet werden kann. Eine Antwort gibt es derzeit allerdings noch nicht. „Das wird erst klar, wenn die Maßnahmen definiert sind. Falls die Rutschmasse entfernt werden kann, ohne dass eine weitere Gefährdung daraus entsteht, kann der Weg auch früher wieder geöffnet werden“, sagt Susette Burger.
Kanton stellt Gebührenerlass in Aussicht
Es wird also noch etwas Geduld brauchen seitens des Boots-Clubs. Für Präsident Valentin Güntert ist dabei eines besonders mühsam: „Weder von Kanton noch vom Kraftwerksbetreiber erhalten wir konkrete Angaben, ob und wann sich an der Situation irgendetwas ändern wird. Wenn wir nachfragen, werden wir nur vertröstet.“
Die Thematik bleibt somit weiterhin ganz oben auf der Tagesordnung für die nächsten Sitzungen – und auch die Frage, wie es bezüglich der Nutzungsgebühr weitergehen soll. Immerhin diesbezüglich hat der Kanton eine erfreuliche Nachricht für die Mumpfer Bootsbesitzer. Eine Reduktion oder ein Erlass ihrer Konzession könne „geprüft werden, wenn der Boots-Club dies beantragt“, sagt Burger.
Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.