Der Tierbestand des Zoos Zürich befindet sich im Wandel. In Zukunft sollen nur noch gefährdete oder forschungsrelevante Arten im Zoo leben, berichtet der Zoo in einer Mitteilung. Dieser Anspruch gilt prinzipiell auch für das Zoolino. Weil hier domestizierte Nutztiere leben, liegt der Fokus statt auf gefährdeten Arten auf seltenen Nutztierrassen.

Dafür arbeitet der Zoo mit ProSpecieRara zusammen. Die Stiftung wirbt dafür, dass für den erfolgreichen Erhalt seltener Rassen auch deren Nutzung notwendig ist.

Seit Ende Juni durchwühlen zwei neue Bewohner den Boden des Zoolinos. Es sind Schwarze Alpenschweine. Diese Schweinerasse weist – wie es der Name bereits verrät – eine besondere Färbung auf. Statt in Schweinchenrosa präsentieren sich die beiden Säue pechschwarz.

Das Bündner Oberländer Schaf ist eine Art der Pro Specie Rara.
Das Bündner Oberländer Schaf ist eine Art der Pro Specie Rara. | Bild: Fabio Sueess

Die Rasse hätte es laut Mitteilung fast nicht mehr gegeben. Früher waren verschiedene robuste Bergschweinrassen im Alpenraum für die Beweidung und als Fleischlieferanten weit verbreitet. Im Zuge der Industrialisierung wurden diese aber weitestgehend verdrängt, auf Schweizer Boden starben sie sogar komplett aus.

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2013 wurde in Italien dann ein Zuchtprogramm zur Rettung des Bergschweins ins Leben gerufen, nachdem Forscher auf noch einige Exemplare einer alten Bergschweinrasse gestoßen waren. Im Rahmen des Programms wurden daher die letzten noch verbliebenen, zuchtfähigen Tiere der noch existierenden Linien zusammengeführt. Daraus entstand das Schwarze Alpenschwein, in welchem die alte Genetik der verschiedenen Bergschweinrassen heute weiterlebt.

Kurzer Körper und lange Beine

Das Schwarze Alpenschwein vereint mehrere Eigenschaften auf sich, welche es zum idealen Alpenraum-Bewohner machen. Es hat einen kurzen Körper und lange Beine und ist dadurch auch im steilen Gelände sicher unterwegs. Die dunkle Pigmentierung der Haut und der Borsten schützt vor Sonnenbrand durch intensive Sonneneinstrahlung in den Bergen. Zudem sind Schwarze Alpenschweine wenig anspruchsvoll bei der Nahrungswahl.

Mit der Haltung und künftigen Zucht der Schweine – Ende des Jahres wird noch ein Eber im Zoolino einziehen – beteilige sich der Zoo Zürich nicht nur am Erhalt der Rasse, sondern will diese auch bekannter machen.

Hier können die Schweine bewundert werden

Die Schweine können tagsüber im Zoolino beobachtet werden und wechseln jeweils am späten Nachmittag und für die Nacht auf die Weide oberhalb der Lewa Savanne. Schwarze Alpenschweine sind Weideschweine. Auf der Wiese können sie wühlen und lockern so den Boden auf und trainieren im abschüssigen Gelände zudem ihre Kondition. Die Nachzuchten gehen künftig an weitere interessierte Halter, auch zurück auf die Alp.

Nicht die einzige seltene Rasse

Neben den Schwarzen Alpenschweinen leben noch vier weitere ProSpecieRara-Rassen im Zoo Zürich. Das Schweizerhuhn (Gallus gallus ssp.), das Appenzeller Barthuhn (Gallus gallus ssp.), das Schweizer Dreifarben-Kleinscheckenkaninchen (Oryctolaguscuniculus ssp.) und das Bündner Oberländer Schaf (Ovis gmelini aries).

Das Appenzeller Barthuhn gehört zu den seltenen Nutztierarten im Zoo Zürich.
Das Appenzeller Barthuhn gehört zu den seltenen Nutztierarten im Zoo Zürich. | Bild: Fabio Sueess

Sie alle sind Nutztiere, die langfristig nur erhalten werden können, wenn sie auch genutzt werden, denn sonst verlieren sie ihren Bestimmungszweck. Sei es als Arbeitskraft, als Lieferant für Rohstoffe wie Wolle oder als Nahrung.

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So werbe ProSpecieRara beispielsweise mit den Slogans „Fördern durch Nutzen“ und „Erhalten durch Aufessen“. Dies unterstütze der Zoo, indem er die Nachzuchten nicht nur an geeignete Züchter abgibt, sondern auch als Nahrung für die Fleischfresser im Zoo nutzt.