5,32 Millionen Menschen waren im März dabei, als der seit dem Jahr 2007 ungelöste Mord am 27-jährigen Ägypter Karm Ahmed in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ nachgespielt wurde. Der Mann war mit Schusswunden und einem 30 Kilo schweren Betonelement im Thurgauer Barchetsee versenkt worden – etwa zehn Autominuten von Gailingen am Hochrhein entfernt.

Der Ägypter Karm Ahmed lebte in Schaffhausen und wurde nur 27 Jahre alt.
Der Ägypter Karm Ahmed lebte in Schaffhausen und wurde nur 27 Jahre alt. | Bild: Kantonspolizei Thurgau

Nun, fast 15 Jahre nach dem Mord, dürften die zahlreich eingegangen Hinweise aus der Bevölkerung wesentlich zur Festnahme eines Tatverdächtigen beigetragen haben. Wie die Kantonspolizei Thurgau mitteilte, konnte sie am Freitagnachmittag einen dringend tatverdächtigen Schweizer Staatsbürger verhaften.

Von Tengener Stadtgebiet eingereist

Intensive Ermittlungen, neue Spuren, die ausgewertet wurden, sowie Hinweise von Auskunftspersonen, unter anderem nach Ausstrahlung von ‚Aktenzeichen XY ungelöst‘, hätten zu dem 62-Jährigen geführt. „Eine Kombination aus verschiedenen Punkten hat zur Festnahme geführt“, sagt Claudia Brunner von der Kantonspolizei.

Die Behörden hätten gewusst, dass der in der Schweiz wohnhafte Tatverdächtige früher oder später wieder in sein Heimatland einreisen würde, allerdings nicht wann und wo.

Mit diesem Bild von einem Betonelement suchte die Kantonspolizei Thurgau nach Hinweisen.
Mit diesem Bild von einem Betonelement suchte die Kantonspolizei Thurgau nach Hinweisen. | Bild: Kapo Thurgau

Wie Brunner dem SÜDKURIER sagte, hielten zunächst Mitarbeiter des neu geschaffenen Schweizer Bundesamts für Zoll- und Grenzsicherheit den 62-Jährigen bei einer Routinekontrolle am kleinen Grenzübergang von Bargen im Kanton Schaffhausen an. Der Mann dürfte zuvor vom Tengener Ortsteil Wiechs am Randen im Landkreis Konstanz kommend in die Schweiz eingereist sein.

U-Haft für Verdächtigen beantragt

Bei der Personenkontrolle wurde seine Identität festgestellt. Beim Abgleich mit der Fahndungsdatenbank gab es einen Treffer, da die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen gegen den Verdächtigen einen Haftbefehl im Mordfall Barchetsee ausgestellt hatte. Aus diesem Grund wurde die zuständige Kantonspolizei Thurgau verständigt, die den 62-Jährigen verhaftete.

Die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen hat eine Strafuntersuchung gegen den Mann eingeleitet und wird bei Gericht Untersuchungshaft gegen den Tatverdächtigen beantragen.

Keine Blut- und Schleifspuren am Barchetsee

Steht der Mordfall nach 15-jährigen Ermittlungen nun kurz vor der Aufklärung? „Die Ermittlungen laufen weiter. Der Fall ist für uns mit der einen Festnahme nicht erledigt“, sagt Claudia Brunner von der Kantonspolizei. Die Ermittler gehen davon aus, dass weitere Personen an der Tat beteiligt waren.

Mit diesem auffälligen Pkw war das 27-jährige Tötungsopfer auch im süddeutschen Raum unterwegs.
Mit diesem auffälligen Pkw war das 27-jährige Tötungsopfer auch im süddeutschen Raum unterwegs. | Bild: Kapo Thurgau

Wie die Polizei bereits vor einigen Monaten bekannt gab, konnten am Fundort Barchetsee keine Kampf- oder Blutspuren und auch keine Patronenhülsen gefunden werden. Außerdem gab es vom Parkplatz bis zum See auch keine Schleifspuren.

Wie viele Haftbefehle ausgestellt?

Das bedeutet, das Opfer muss nach seiner Ermordung mit einem Auto zum See gefahren und das letzte Stück getragen worden sein. Hierfür seien mindestens zwei Täter nötig. „Wir müssen geduldig sein, bis die weiteren Ermittlungen Resultate zeigen“, sagt Kapo-Sprecherin Brunner.

Eine SÜDKURIER-Anfrage, wann der aktuelle Haftbefehl und womöglich weitere gegen konkrete Zielpersonen ausgestellt wurden, wollten weder die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen noch die Kantonspolizei Thurgau bekannt geben, um die weiter laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Für den 62-jährigen Verhafteten gilt die Unschuldsvermutung.