Die Schweizer kaufen gerne im Ausland ein und tun dies immer öfter online. Insgesamt gaben sie im Online-Einkaufstourismus im letzten Jahr rund 1,45 Milliarden Franken aus. Das sind satte 20 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Was Schweizer Kunden gerne kaufen, was sie am Onlinekauf stört – und welcher ausländische Versandhändler für sie der beste ist.
Klar ist: Kunden aus der Schweiz fahren zwar nicht mehr so oft ins Ausland zum Einkaufen, dafür fahren sie auf den Online-Einkauf im Ausland ab. Dies zeigt eine Langzeitstudie des Forschungszentrums für Handelsmanagement der Universität St. Gallen.
Das sind die zehn wichtigsten Fakten zum Online-Einkaufstourismus.
1. Die Zahl der Online-Einkäufe steigt
Vor fünf Jahren kauften die Befragten 3,2 Mal im Jahr online im Ausland ein, im letzten Jahr waren es 3,4 Mal. Das Forschungsteam um Thomas Rudolph stellte aber zugleich fest, dass der Einkaufsbetrag pro Einkauf seit 2017 gesunken ist, und zwar von 187,03 auf 183,17 Franken.
2. Mehr Jüngere kaufen online im Ausland ein
Im Schnitt haben 41,9 Prozent der 3147 Befragten bereits ein Mal Waren bei einem ausländischen Anbieter bestellt. Jüngere kaufen dabei eher als ältere online ein. 47,2 Prozent der unter 25-Jährigen haben bereits online im Ausland geshoppt, bei den 61- bis 69-Jährigen dagegen sind es nur 28,3 Prozent. Allerdings ist der Anteil der Personen, die schon im Ausland bestellt haben, in allen Alterskategorien seit 2017 deutlich angestiegen.
3. Sie lassen sich die Artikel nach Hause liefern
Die Post bringt‘s, heißt es in der Regel: 75,9 Prozent haben sich die bestellten Artikel schon einmal in die Schweiz liefern lassen. 34,3 Prozent gaben zugleich an, dass sie sich schon mindestens einmal die bestellten Waren an ein ausländisches Postfach schicken ließen. Nicht mehr ganz so gefragt ist es, die Waren an Freunde oder Bekannte im grenznahen Ausland liefern zu lassen. Dieser Wert ging in den letzten fünf Jahren von 27,6 auf 19,4 Prozent zurück.
4. Amazon ist die beliebteste Bestelladresse
Der Versandhändler Amazon war bereits 2017 mit Abstand die beliebteste Bestelladresse – und hat seine Dominanz weiter ausgebaut. 22,5 Prozent der Befragten gaben im letzten Jahr an, dass Amazon ihr bevorzugter Internetanbieter im Ausland ist. Auf Platz zwei folgt ein in der Schweiz Altbekannter: Zalando. Diesen Anbieter bevorzugen 8,4 Prozent der Befragten auch im Ausland. In die Top 5 schaffen es zudem Ikea, Wish und Shein. Ein Viertel der Befragten, die bei Amazon einkaufen, haben auch einen Amazon Prime Account.
5. Auch online spielt der Preis eine Rolle
Wie beim stationären Einkaufstourismus spielt der Preis auch beim Online-Einkauf eine wesentliche Rolle. 39,4 Prozent nannten bei der Frage, was ihnen bei der Bestellung im Ausland besonders gut gefalle, dass die Preise günstiger sind als in der Schweiz. Eine wichtige Rolle spielen daneben die größere Auswahl (30,4%), die Bequemlichkeit (9,9%), die schnelle Lieferung (8,8%) und die Tatsache, dass Produkte in der Schweiz nicht erhältlich sind (5,9%).
6. Die Zollabfertigung ist ein Störfaktor
Die Zollabwicklung empfinden 22,6 Prozent jener, die schon mal im Ausland bestellt haben, als größten Störfaktor. Auf die Bestelllaune drücken aber auch die komplizierte und lange Lieferung, die hohen Liefer- und Versandkosten, der Rückgabeprozess – und dass die Händler nicht in die Schweiz liefern.
7. Sportartikel sind am beliebtesten
Sportartikel gehören zu den beliebtesten Produkten, die online im Ausland gekauft werden. 58,9 Prozent jener, die schon mal online im Ausland bestellt haben, ließen sich einen oder mehrere Sportartikel nach Hause liefern. Beliebt sind auch Kleider (54,4%), Einrichtungsgegenstände (53,6%) und Drogerieartikel (26,9%). Immerhin noch jeder Achte hat sich auch schon einmal Lebensmittel aus dem Ausland liefern lassen.
8. Wer Lebensmittel kauft, tut es öfter
Im Schnitt bestellen Leute, die Lebensmittel im Ausland kaufen, 4,1 Mal pro Jahr. Bei den Kleidern sind es 3,8 und bei den Sportartikeln sind es 3,4 Mal. Bei Lebensmitteln geben Onlinekäufer im Schnitt knapp 84 Franken aus – acht mehr als vor fünf Jahren.
9. Der beliebteste Onlinehändler für Drogerieartikel
Der beliebteste Onlinehändler für Drogerieartikel ist ebenfalls Amazon. Er liegt vor dm. Die Drogeriekette konnte allerdings seit 2017 erheblich Boden gutmachen. Unter den Top 5 sind daneben Douglas, Shop Apotheke und Müller. Bei den Kleidern hat dafür Zalando die Nase vorne und verweist Amazon in der Beliebtheitsskala auf Platz zwei. Wer nun aber denkt, bei den Einrichtungsgegenständen muss deshalb Ikea die Nummer eins sein, wird enttäuscht. Hier hat wieder Amazon das Sagen. Allerdings hat Ikea seit 2017 deutlich Boden gutgemacht.
10. So viel geht dem Schweizer Handel dadurch verloren
Die Studienautoren schätzen den Verlust für den Schweizer Handel durch Online-Einkäufe auf insgesamt 1,45 Milliarden Franken. Das sind knapp 20 Prozent mehr als noch 2017. Frankenmäßig am höchsten ist der Verlust bei den Einrichtungsgegenständen. Diesen schätzt das Forscherteam auf knapp 504 Millionen Franken. Ebenfalls hoch ist er bei den Kleidern: Knapp 465 Millionen Franken werden hier im Ausland ausgegeben. Nimmt man den stationären Einkaufstourismus hinzu, fließen rund 8,4 Milliarden Franken pro Jahr ins Ausland. Das sind 7,1 Prozent weniger als 2017.
Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.