Längst nicht alle Schweizer Weihnachtstraditionen sind denen in Deutschland ähnlich. Außerdem gestalten sich einige der Bräuche regional unterschiedlich: von der deutschsprachigen zur französischsprachigen Schweiz, von Kanton zu Kanton – und wie überall natürlich auch von Familie zu Familie. Wir schaffen an dieser Stelle einen Überblick über die wichtigsten Traditionen unserer Schweizer Nachbarn rund um das Weihnachtsfest und zeigen, wie sie sich von denen in Deutschland unterscheiden.

Die meisten Schweizer Weihnachtstraditionen sind denen bei uns sehr ähnlich, aber nicht alle.
Die meisten Schweizer Weihnachtstraditionen sind denen bei uns sehr ähnlich, aber nicht alle. | Bild: Patrick Seeger

Wer bringt eigentlich in der Schweiz die Weihnachtsgeschenke?

In der deutschsprachigen Schweiz ist es meistens das Christkind (“Chrischtchindli“), ähnlich wie im Süden und Westen Deutschlands. Im französischsprachigen Teil der Schweiz spielt wiederum der Weihnachtsmann (“Père Noël“) eine zentrale Rolle, vergleichbar zu Nord- Mittel- und Ostdeutschland. Die Tradition der Bescherung wird wie bei uns in Deutschland ausgeübt: in der Regel findet sie am Heiligabend statt, in manchen Familien aber auch am ersten Weihnachtstag.

Das Christkind wohnt sogar in der Schweiz

Ja, das stimmt wirklich: Weil es in der Nähe von St. Gallen einen kleinen Ort mit dem Namen Wienacht gibt, und dies im Schweizerdeutschen das Wort für Weihnacht ist, schicken jedes Jahr viele Kinder aus aller Welt Briefe mit ihren Weihnachtswünschen an das Christkind unter folgender Adresse: 9405 Wienacht-Tobel.

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Dieses Christkind war bis 2019 der ehemalige Poststellenleiter von Wienacht, Willi Würzer. Der konnte zwar die Wünsche der Kinder nicht erfüllen, beantwortete aber über 35 Jahre hinweg jeden Brief – mit Grüßen vom Christkind unterschrieben und mit einem eigens zu diesem Zweck gestalteten Sonderstempel und Umschlag. Seitdem Willi Würzer mit 80 Jahren in Christkind-Pension gegangen ist, beantwortet sein Nachfolger Robert Zellweger die Briefe.

Und was ist mit dem Nikolaus?

Der heißt in der Schweiz „Samichlaus“ und hat vor allem in der Deutschschweiz eine große Bedeutung. Da seine Figur ebenfalls auf den historischen Nikolaus von Myra zurückgeht, liegt der Unterschied zum Nikolaus aber vor allem im Namen.

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Mit seinem Esel und dem Begleiter „Schmutzli“ (unser Knecht Ruprecht) verteilt auch der Samichlaus als Beschützer der Kinder am 6. Dezember Süßigkeiten und kleine Geschenke. Der Samichlaus-Tag ist in der Schweiz eine wichtige Tradition und gilt vor allem als ein Tag der Familie. In einigen Regionen der Schweiz finden sogar Samichlaus-Umzüge statt.

Samichlaus-Umzüge: Von Iffelen und Chlausgeisseln

Der größte und wohl bekannteste Umzug dieser Art ist das so genannte „Klausjagen“ in der Gemeinde Küssnacht am Rigi: Dort werden am Abend des 5. Dezembers alle Lichter ausgeschaltet und der Samichlaus zieht gemeinsam mit traditionell kostümierten Begleitern durch den Ort.

Besonders auffällig sind dabei die „Iffeleträger“, die große Kopflaternen in Form einer Bischofsmütze tragen. Ein wenig anders gestalten sich die Samichlaus-Umzüge in den Gemeinden des Bezirks Lenzburg im Kanton Aargau: Hier werden mit Peitschen (“Chlausgeisseln“) laute Knalle erzeugt, die den Samichlaus aufwecken sollen.

Mit seinem Esel und dem Begleiter Schmutzli verteilt der Samichlaus am 6. Dezember Süßigkeiten und kleine Geschenke.
Mit seinem Esel und dem Begleiter Schmutzli verteilt der Samichlaus am 6. Dezember Süßigkeiten und kleine Geschenke. | Bild: Thomas Meier-Löpfe

Adventsfenster: Wenn das Haus zum Kalender wird

Sehr verbreitet sind in der Schweiz auch Adventsfenster – eine Tradition, bei der die Menschen ein Fenster ihres Hauses im Stil eines Adventskalenders-Türchens schmücken. 24 Fenster ergeben einen ganzen Adventskalender und jedes Öffnen eines Adventsfensters wird von einem feierlichen Akt begleitet bei dem gesungen, gegessen und getrunken wird. So lernen sich die Menschen in einem Dorf oder einem Stadtteil näher kennen und haben einen Grund zum Feiern. Manchmal werden sogar ganze Häuser als Adventskalender dekoriert.

Manchmal werden sogar ganze Häuser mit Adventsfenstern dekoriert und bilden so einen eigenen Adventskalender.
Manchmal werden sogar ganze Häuser mit Adventsfenstern dekoriert und bilden so einen eigenen Adventskalender. | Bild: Claudia Gempp

Adventsfenster werden zwar auch in Südbaden und dem restlichen Deutschland, in Österreich und Frankreich immer beliebter, der Ursprung dieser noch relativ jungen Weihnachtstradition liegt aber definitiv in der Schweiz: Wahrscheinlich wurden in den 80er Jahren im Kanton Aargau die ersten Fenster als Adventskalender-Türchen dekoriert. Mittlerweile wird dieser Brauch in der gesamten Schweiz gepflegt, vor allem in kleineren Städten und Dörfern im deutschsprachigen Teil des Landes.

Leckeres zur Schweizer Weihnacht: Schüfeli und Fondue

Das eine, typische Schweizer Weihnachtsgericht gibt es nicht – das würde zu diesem vielsprachigen und multikulturellen Land auch gar nicht passen. Definitiv gibt es aber große Unterschiede zu Deutschland, auch wenn wir das Fondue und das Raclette von unseren Nachbarn übernommen haben und auch die Schweizer Gänsebraten, Würstchen und Kartoffelsalat mögen.

Traditionelle Schweizer Weihnachtsgerichte sind unter anderem diese:

  • Schüfeli (wie badisches Schäufele, Schweineschulter)
  • Rollschinken
  • Raclette
  • Fondue Chinoise (Brühfondue; Feuertopf)
  • Fondue Bourguignonne (Fettfondue mit Rind)

Je nach Kanton gibt es auch regionale Spezialitäten:

  • Aargau: Pastetli mit Milken (Kalbspasteten)
  • Tessin: Ravioli in Brodo (Ravioli in Brühe)
  • Westschweiz: Truthahnbraten
Fondue Chinoise und Fondue Bourguignonne sind in der Schweiz als Weihnachtsessen sehr beliebt.
Fondue Chinoise und Fondue Bourguignonne sind in der Schweiz als Weihnachtsessen sehr beliebt. | Bild: Christin Klose

Schweizer Weihnachtsgebäck: Plätzchen? Ne, Guetzli!

Auch Gebäck spielt während der Weihnachtszeit auch in der Schweiz traditionell eine sehr große Rolle. Was bei uns die Plätzchen, sind bei den Schweizern die „Guetzli“.

Hier einige typische und beliebte Weihnachtsguetzli:

  • Chräbeli (unförmiges Gebäck mit Anis-Aroma)
  • Spitzbueben (Doppelkekse mit Marmeladenfüllung und Vanille)
  • Brunsli (Mandeln, Schokolade, Zimt)
  • Totenbeinli (Haselnuss-Stangen mit Zimt)
  • Mailänderli (Kleine Kekse in verschiedenen Formen mit Zitronen-Aroma)
  • Wiiguetzli (mit Rotwein und Sandelholz; Schaffhauser Spezialität)
  • Leggerli (Honig-Lebkuchen)
  • Grittibänz (Hefeteig-Mann wie der Weckenmann, Krampus oder Stutenkerl)

Auch bei der Bezeichnung des Weihnachtsgebäcks kommen in der Schweiz regionale Unterschiede zum Tragen: Das Guetzli stammt ursprünglich aus den grenznahen Kantonen wie Thurgau und Basel und ist der mittlerweile am häufigsten verwendete Sammelbegriff für Plätzchen. Aber je nach Region und Sprache bzw. Dialekt gibt es auch „Güezi“, „Gutzi“, „Biscuits“, „Chröömli“ und „Chräpfli“.

Guetzli werden in der Weihnachtszeit gerne verschenkt, manche Schweizer verpacken sie dafür sehr aufwendig.

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Die Schweizer Weihnachtsmärkte

Weihnachtsmärkte sind in der Schweiz genauso beliebt wie in Deutschland. Neben dem auch hier allgegenwärtigen Glühwein sind heiße Maronen ein kulinarischer Dauerbrenner. Einige der bekanntesten Weihnachtsmärkte in der Schweiz sind der Bô Noël in Lausanne, der Christkindlmarkt in Zürich, der Noël au Quai in Genf, der Winterzauber in Baden und der Weihnachtsmarkt beim Berner Münster.

Weihnachtsmärkte in der Grenzregion zu Deutschland:

  • Der Weihnachtsmarkt in der historischen Altstadt in Märlistadt Stein am Rhein ist besonders märchenhaft.
  • Immer in der Adventszeit macht eine besondere Lichtchoreografie die St. Galler Altstadt zur Sternenstadt und taucht den dortigen Weihnachtsmarkt in eine ganz besondere Atmosphäre.
  • Der Basler Weihnachtsmarkt in der Altstadt ist einer der größten und schönsten Weihnachtsmärkte der Schweiz.
  • In Zürich gibt es gleich sechs verschiedene Weihnachtsmärkte, unter anderem den überdachten Christkindelmarkt im Hauptbahnhof und den mit dem Markt im Niederdorf in der Altstadt den ältesten Weihnachtsmarkt Zürichs. Das Weihnachtsdorf am Sechseläutenplatz und der Weihnachtsmarkt auf dem Münsterhof sind bekannt für ein großes regionales Angebot an Kunsthandwerk und kulinarischen Genüssen.
  • Auch der Weihnachtsmarkt in Winterthur in der historischen Altstadt ist sehr beliebt und eine Reise wert.

Alle deutschen Weihnachtsmärkte in der Region zwischen Bodensee, Schwarzwald und Hochrhein finden Sie hier im Überblick!

Weihnachtsmarkt in Basel
Weihnachtsmarkt in Basel | Bild: Schweiz Tourismus

Auf Kufen durch die Weihnachtszeit

Was man in Deutschland auch, aber nicht ganz so häufig sieht, hat in der Schweiz Tradition: Während der Weihnachtszeit werden in vielen Städten Schlittschuhbahnen aufgebaut, häufig auch auf den Weihnachtsmärkten.

Die letzte Kerze am Heiligabend

Wie bei uns in Deutschland gibt es auch in der Schweiz die Tradition des Adventskranzes. Allerdings wird die letzte Kerze nicht am 4. Advent, sondern immer erst am 24. Dezember angezündet.