Andreas Maurer

Ein Strahlenschutzfachmann des Atomkraftwerks Leibstadt hatte die Aufgabe, mobile Strahlungsmessgeräte zu kontrollieren. Damit werden Behälter vor dem Abtransport ins Zwischenlager Würenlingen überprüft. Der Mitarbeiter ließ drei Halbjahreskontrollen aus und fälschte mehr als 200 Protokolle. In den Checklisten trug er Fantasiezahlen ein – bis ihm ein Vorgesetzter auf die Schliche kam.

Dafür wurde der AKW-Mitarbeiter von der Bundesanwaltschaft per Strafbefehl verurteilt. Er hat die Kontroll- und Dokumentationspflicht des Kernenergiegesetzes verletzt und muss eine Strafe von 3000 Franken sowie Verfahrenskosten von 1000 Franken zahlen.

Verantwortliche bemühen sich, Fall herunterzuspielen

Normalerweise steht in einem Strafbefehl, wie gefährlich eine Tat war. In diesem Fall steht aber hauptsächlich, wie harmlos sie gewesen sei. Den halbjährlichen Konstanzprüfungen käme innerhalb des Sicherheitsdispositivs von Atomkraftwerken eine untergeordnete Bedeutung zu, so die Bundesanwaltschaft. Die Messgeräte seien „außerordentlich robust und zuverlässig“. Die fehlenden Kontrollen hätten keinen direkten Einfluss auf die nukleare Sicherheit. Aus „Bequemlichkeitsgründen“ habe der Mitarbeiter die Kontrollen nicht richtig ausgeführt, weil er sie nicht für wichtig gehalten habe. In einem Kernkraftwerk könnten aber selbst unwichtige Kontrollen eine Bedeutung haben, weshalb der Fall sehr ernst genommen werde.

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Ein Vorgesetzter entdeckte die fehlenden Kontrollen. Er wurde stutzig, als er die Checkliste überprüfte und die Zahlen nicht die übliche Streuung aufwiesen. Der Mitarbeiter war also offenkundig zu faul, um sich unverdächtige Ziffern auszudenken. Das Kernkraftwerk Leibstadt meldete den Fall im Jahr 2019 dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi). Dieses erstattete dann Strafanzeige.

Abweichungen bei acht Messgeräten

Das KKW Leibstadt überprüfte danach, wie gut die Messgeräte tatsächlich funktionieren. Bei acht Geräten wurden Abweichungen festgestellt. Der Mitarbeiter hatte Glück. Es waren Abweichungen nach oben. Die Geräte gaben also eine zu hohe Strahlung an, was kein Sicherheitsproblem darstellt.

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Dennoch sieht das Nuklearsicherheitsinspektorat die Sicherheitskultur im KKL kritisch. In den vergangenen Jahren sei es zu einer Reihe von Vorfällen aufgrund menschlichen Fehlverhaltens gekommen. Das Kraftwerk ergriff daraufhin diverse Maßnahmen. Die Aufsicht wurde verstärkt, Mitarbeiter wurden geschult und für Kontrollen wurde eine Jobrotation eingeführt.

Der faule Mitarbeiter hat seine Stelle inzwischen nicht mehr. Das Arbeitsverhältnis wurde aufgelöst, heißt es beim AKW. Wer gekündet hat, ist nicht bekannt. Er hat danach umgehend einen neuen Job gefunden in einer anderen Branche. 

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