Kürzlich wurde an der Haustür Geld eingesammelt. Für einen guten Zweck. „Schönen guten Morgen, ich komme vom Zirkus“, sagte ein Mann und hielt mir eine Geldbüchse vor die Brust. „Unsere Tiere benötigen dringend etwas zu fressen, da wollte ich fragen, wie viel Sie spenden möchten.“

Ich finde es gut, wenn Tiere im Winter nicht hungern müssen. „Da engagiere ich mich gerne“, sagte ich deshalb: „Welche Nahrung muss ich kaufen, und wo kann ich die Tiere füttern?“

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Meine Antwort schien den Mann mit der Geldbüchse nicht recht zu befriedigen. Ein wenig verlegen ließ er die Münzen klimpern und erklärte: „Das Problem ist ja nicht, dass die Tiere zu wenig zu fressen haben. Im Gegenteil: Weil wir sie ernähren müssen, fehlt uns das Geld, um den Riss im Zelt zu flicken, den der Sturm hinterlassen hat.“

Wie gut, dass ich einen Zeltbauer zum Freund habe. „Ich rufe ihn gleich an“, versprach ich: „Dann fahren wir zusammen hin und reparieren die Sache. Ist doch Ehrensache, dass ich die Kosten übernehme!“

Nein, nein, wehrte der Mann heftig ab. Das sei gar nicht nötig. „Es geht vielmehr darum..., schauen Sie, ich meine...: Die Reparatur ist ja schon in vollem Gange“, stieß er schließlich mit einem Anflug von Erleichterung hervor. „Wir kommen ums Bezahlen gar nicht mehr herum!“

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Da bot ich ihm doch gerne an, die Rechnung zu begleichen. „Sagen Sie dem Handwerker, er soll die Rechnung an mich schicken, ich überweise das, dann können Sie ruhigen Gewissens Ihre Tiere füttern.“

Die Geldbüchse war jetzt kaum noch zu sehen, fast schien es, als wolle der Besucher sie verstecken. „Ich glaube...“, sagte er: „Ah, da fällt mir ein: Mein Chef sagte heute morgen, die Rechnung ist längst bezahlt!“

„Na, sehen Sie“, sagte ich: „Die Arbeit ist bezahlt, und das Tierfutter auch. Da können Sie doch glücklich sein, in einem so profitablen Unternehmen zu arbeiten, das alle seine Rechnungen begleichen kann!“

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Ja, ja, beeilte der Mann, mich zu bestätigen: „Sehr gutes Unternehmen.“ Er schielte jetzt Richtung Straße, als wolle er schon aufbrechen. „Und wenn Sie jetzt noch Ihrem Chef den Tipp geben, dass er fürs Zelt eine Versicherung gegen Sturmschäden abschließen sollte, haben Sie bei ihm einen Stein im Brett“, sagte ich. „Ja, ja“, sagte der Mann erneut und wiederholte etwas abwesend: „Stein im Brett...“

So ist der Mann mit der Geldbüchse als Bettler gekommen, aber als Weiser gegangen: Ich glaube, ich habe ihn glücklich gemacht.