Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist der Rocksänger und Liedermacher Heinz Rudolf Kunze an der Reihe.

Möchten Sie das absolute Gedächtnis?

Ja, wenn ich dann entscheiden kann, was ich lösche und was nicht.

Wie viel Geld möchten Sie besitzen?

So viel, dass ich nie darüber nachdenken muss, was ich ausgebe.

Was tun Sie für Geld nicht?

Das kommt auf den Preis an. (lacht)

Heinz Rudolf Kunze: „Werdegang“, Meadow Lake (2 CDs und buch), 53,99 Euro.
Heinz Rudolf Kunze: „Werdegang“, Meadow Lake (2 CDs und buch), 53,99 Euro. | Bild: Cover

Was gefällt Ihnen am Neuen Testament?

Weniger als am Alten.

Was könnten Sie sich nicht verzeihen?

Das Scheitern meiner ersten Ehe, auch wenn meine zweite ein Erfolg ist.

Welche Staatsmänner halten Sie für moralisch?

Privat bestimmt mehr, als man denkt.

Braucht die Moral eine Polizei oder umgekehrt?

Natürlich umgekehrt.

Wissen Sie in der Regel, was Sie hoffen? Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?

Ich halte immer noch wie irrsinnig an der aufgegebenen Hoffnung fest, ewig zu leben.

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Können Sie ohne Hoffnung denken?

Ja.

Hoffen Sie auf ein Jenseits?

Unbedingt.

Was ertragen Sie nur mit Humor?

Das ganze Leben.

Kennen Sie Tiere mit Humor?

Ich kenne Tiere, die spielen, da vermute ich Humor dahinter.

Die Saurier überlebten 250 Millionen Jahre; wie stellen Sie sich ein Wirtschaftswachstum über 250 Millionen Jahre vor? (Stichworte genügen.)

Das ist nur denkbar, wenn wir weit über diesen Planeten hinauskommen.

Können Sie sich eine menschliche Existenz (das heißt: die Erste Welt) überhaupt noch vorstellen ohne Computer?

Schwer, aber ich fände es immer noch wünschenswert.

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Wann hat die Technologie begonnen, unsere menschliche Existenz nicht mehr zu erleichtern (was ursprünglich der Zweck von Geräten ist), sondern eine außer-menschliche Herrschaft über uns zu errichten und die Natur, die sie sich unterwirft, uns zu entwenden?

In dieser Frage sind sehr viele Vorannahmen enthalten. Wenn ich mir diese zu eigen mache würde ich sagen, mit dem Ersten Weltkrieg, dem Ende des langen 19. Jahrhunderts.

Wenn es Ihnen um die Erfindung eines Gerätes geht, das öffentliche Lügen unmöglich macht: Wen können Sie sich als Geldgeber für Ihre kühne Forschung denken?

Niemand, weil keiner Interesse daran hat.

Wie alt möchten Sie werden?

So alt, wie ich möchte.

Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?

Frank Kafka, David Bowie, Romy Schneider

Wen hingegen nicht?

Die anderen.

Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden oder meinen Sie‘s noch? Angabe des Alters.

In Teilbereichen meine ich es noch und ich bin jetzt 64 Jahre alt.

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Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?

Glück gehabt.

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Tatsächlich jeden Tag etwas anderes.

Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?

Ja, die habe ich, seitdem ich denken kann.