Endlich Probenbeginn auf der Seebühne in Bregenz: Zumindest von oben scheint es jetzt endlich trocken zu bleiben. Doch die Inszenierung, die sich Philipp Stölzl für das Spiel auf dem See, Carl Maria von Webers „Der Freischütz“, ausgedacht hat kommt alles andere als trocken und harmlos daher.
Jetzt haben die Proben auf der gewaltigen Bühne begonnen und auch bei fast sommerlichen Temperaturen fröstelt es einen beim Blick auf das Bühnenbild. Gleich in den ersten Szenen baumelt ein Stuntman über dem Wasser, Samiel wandelt gespenstisch durch das verschneite, halb versunkene Dorf, die Stimmung ist morbide.

Das Bühnenbild, so Festspiel-Sprecherin Babette Karner, ist inzwischen so gut wie fertig – bis auf ein paar wenige Details. Neben Baumgerippen, einer Kutsche, gezogen von einem Pferdeskelett, besteht das marode Dorf aus acht windschiefen Häusern und einer halb versunkenen Kirche, die an die Kirchturmspitze des gefluteten Dorfes im italienischen Reschensee erinnert. Ein schneebedeckter Hügel ergänzt die Kulisse, über dem ein fahler Vollmond schwebt.

Bewusst wurde das Bühnenbild so gebaut, dass es bis zur ersten Sitzreihe reicht. „Dadurch zieht es das Publikum richtig in die Geschichte hinein. Man bekommt das Gefühl, mit den Leuten aus dem Dorf gemeinsam in diesem schrecklichen Sumpf zu sitzen“, erklärt Philipp Stölzl seine Inszenierung.

Für den „Freischütz“ werden 80 Sängerinnen und Sänger, Stuntleute, Tänzerinnen und Tänzer, sowie Statistinnen und Statisten auf der Bühne zu sehen und zu hören sein. An den ersten Probetagen gab es allerdings noch keine Musik, laut Babette Karner folgt diese ab dem 8. Juli, dann sind auch die Wiener Symphoniker in Bregenz. Bis dahin muss erst einmal ausprobiert werden, ob alles, was Philipp Stölzl sich ausgedacht hat, auf der Bühne mit allen Akteuren wie geplant funktioniert.
Geschaffen hat Philipp Stölzl eine Art dunklen Sumpf: Dieser ist ein künstliches, schwarz verkleidetes Wasserbecken, etwa 1400 Quadratmeter groß und mit rund 500.000 Litern Seewasser gefüllt. Dank ausgefeilter Bühnentechnik kann das Riesengewässer blubbern, leuchten, rauchen und sogar brennen, verrät Stölzl schon ein paar Spezialeffekte.
„Wir sind sehr froh, dass wir jetzt endlich auf der Seebühne proben können, auch wenn uns der hohe Wasserstand des Bodensees nicht beeinflusst hat“, erklärt Festspiel-Sprecherin Babette Karner. Bei schönem Wetter finden bis zum 5. Juli täglich von 10 bis 13 Uhr und von 19 bis 22 Uhr Proben statt.

Vom 8. bis zum 13. Juli stehen dann die sogenannten Bühnenorchester-Proben an, bei denen die Akteure teilweise schon in Kostümen auftreten werden. Premiere für das Spiel auf dem See ist dann am 17. Juli.
Auch wenn in Philipp Stölzls „Freischütz“ eisiger Winter im Hochsommer herrschen wird, muss sich zeigen, ob die Akteure auf der Bühne bei den Proben und den Aufführungen von den Mücken arg gequält werden. „Hier zählt der individuelle Schutz. Allerdings ist die Intensität der Mückenplage von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Mal sind es mehr, mal fast gar keine. Mal sehen, wie es dieses Jahr wird“, so Babette Karner.