Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist der Autor und Regisseur KristoSagor an der Reihe.
Hoffen Sie auf ein Jenseits?
Ein Danach. Ja. Und ich hoffe nicht darauf, ich glaube daran. In welcher Form auch immer.
Welche Probleme löst eine gute Ehe?
Die Unvereinbarkeit von Sicherheit und Freiheit. Aber ich beantworte gerade eher eine Variante der Frage, in der „Liebe“ steht und nicht „Ehe“.
Verändert sich im Alter der Humor?
Ja. Kinder lachen über Pupsen, Wiederholungen und Erwachsene, die über ihre eignen Beine stolpern. Erwachsene lachen über Ironie, Anspielungen und die Wahrheit.
Die Saurier überlebten 250 Millionen Jahre; wie stellen Sie sich ein Wirtschaftswachstum über 250 Millionen Jahre vor?
Ungebremstes Wachstum ist die Definition für bösartigen Krebs. Vieles an unserer heutigen Weltwirtschaftsordnung hat Verwandtschaft mit einem Schneeballsystem.
Wann hat die Technologie begonnen, unsere menschliche Existenz nicht mehr zu erleichtern (was ursprünglich der Zweck von Geräten ist), sondern eine außermenschliche Herrschaft über uns zu errichten?
Spätestens mit Ford war ein Punkt überschritten. Später dann der Erste Weltkrieg mit seiner Massenvernichtung. Aber es wäre naiv, das auf einen Punkt zu reduzieren.
Können Sie sich eine menschliche Existenz (das heißt: die Erste Welt) überhaupt noch vorstellen ohne Computer?
Klar. Essen, schlafen, reden, Liebe. Aber ohne Copy and Paste längere Texte zu schreiben, wäre schon unerfreulich.
Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger wären oder meinen Sie‘s noch?
Klugheit ist nicht Intelligenz. Intelligenz lässt sich einigermaßen messen. Soziale Intelligenz, sexuelle Intelligenz, intellektuelle Intelligenz. Und, ja, klar, ich bin intelligenter als die einen und die anderen sind intelligenter als ich. Aber klüger?
Was gefällt Ihnen am Neuen Testament?
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie sich, dass es dazu nie gekommen ist?
Mit dem Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Nächsten gelebt zu haben.
Was fehlt Ihnen zum Glück?
Die Lösung für die drei Geißeln der Menschheit: die Unvereinbarkeit von Sicherheit und Freiheit, die Dialektik von Ursache und Wirkung, das Dilemma von Mittel und Zweck.