Herr Kaiser, war es Ihr Plan, „Marathon“ zu einem musikalisch und inhaltlich so breit gefächerten Album zu machen?

Ja, ich habe wirklich versucht, so viele unterschiedliche musikalische Richtungen abzubilden wie möglich. Interessant war für mich auch, dass wir ein wichtiges Thema wie Achtung und Respekt nicht auslassen. Dieses Lied ist mir im vergangenen Sommer angeboten worden. Da wusste noch niemand, dass bald darauf die Regierungskoalition scheitern würde. Das Stück ist ein Appell an uns alle, auch an mich, daran zu denken, unsere Gegenüber mit Respekt und mit Anstand zu behandeln.

Sind Sie denn zuversichtlich, dass wir den Weg zurück zu Werten wie Achtung und Respekt finden?

Ja. Da bin ich mir sicher. Und das gilt auch für unsere Politiker.

Wo Sie es ansprechen – Sie sind Sozialdemokrat. Wie intensiv verfolgen Sie das derzeitige politische Geschehen?

Natürlich sehr intensiv. Und ich denke immer wieder, dass sich die Politiker daran erinnern sollten, ihr Gegenüber so zu behandeln, wie sie es wünschen würden, selbst behandelt zu werden. Das würde ja schon reichen.

Sie spielen in der Musikwelt seit über 50 Jahren eine tragende Rolle. Ist Ihnen im Rückblick bewusst, wie Sie es geschafft haben, so lange durchzuhalten?

Alle, die wir in diesem Beruf beginnen, wissen nicht, ob wir einen Sprint hinlegen, einen Mittelstreckenlauf oder eben gar einen Marathon. Die Entscheidung darüber trifft letztendlich das Publikum. Ich bin dankbar und glücklich darüber, dass ich einen Marathon laufen darf. Ich bin ein glücklicher Mensch, dass mir dieser Lauf – bis hierher und hoffentlich noch weiter – gewährt wurde von meinem Publikum.

Sie haben gesagt, Sie wähnen sich ungefähr bei Kilometer 30?

Vielleicht auch schon bei 32. (lacht)

Roland Kaisers neues Album heißt „Marathon“ – der Titel steht sinnbildlich für die lange Karriere des Schlagerstars.
Roland Kaisers neues Album heißt „Marathon“ – der Titel steht sinnbildlich für die lange Karriere des Schlagerstars. | Bild: Sony Music/dpa

Machen Sie selbst Ausdauersport?

Ich mache täglich eine Stunde Sport zu Hause in Münster in meinem Fitnessraum. Dort trainiere ich am Rudergerät, auf dem Laufband und dem Fahrrad. Auch da muss man Durchhaltevermögen haben. Und das habe ich, auch generell im Leben. Die Dinge zu Ende zu bringen, das halte ich für eine Tugend, die wichtig ist im Leben.

Wobei das Schöne an Ihrer Karriere ja ist, dass sie kein Ende kennt, oder?

Ich denke über das Ende nicht nach. Ich bin gesund und mir macht mein Beruf großen Spaß. Solange noch Zuschauer in meine Konzerte kommen, muss ich auch nicht darüber nachdenken, diesem Beruf nicht mehr nachzugehen.

Sänger Roland Kaiser hat nach wie vor großen Spaß an seinem Beruf – auch an den Live-Auftritten.
Sänger Roland Kaiser hat nach wie vor großen Spaß an seinem Beruf – auch an den Live-Auftritten. | Bild: Hendrik Schmidt/dpa

Es scheinen ja sogar immer noch mehr Menschen von Roland Kaiser angezogen zu werden. Das letzte Album „Perspektiven“ war auf Platz eins in Deutschland, viele Konzerte sind ausverkauft. Wie gelingt es Ihnen, die Leute zu locken?

Indem ich das, was ich tue, so tue, dass die Menschen es mir abnehmen. Sie sehen, wie viel Freude mir meine Auftritte machen und dass ich ihnen keine Rolle vorspiele. Besonders schön finde ich, dass auch so viele junge Menschen kommen. In den Konzerten stehen Leute zwischen 18 und 80, und das ist für mich ein großes Geschenk.

Was mögen junge Menschen an Ihnen?

Meine Tochter ist 25. Sie sagte mal zu mir, dass ihr und ihrer Generation gefällt, dass ich mich nicht anbiedere. Ich stehe nicht mit Jeans und T-Shirt auf der Bühne, sondern selbst bei 35 Grad im Dreiteiler mit Krawatte. Sie meint: „Du verlässt dich nicht. Du bist immer du selbst.“ Es kann gut sein, dass die Menschen das mögen, wenn man, egal, wo man ist, verlässlich erscheint und nicht immer versucht, irgendwelchen Strömungen nachzueifern.

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Sie haben den Rosenstolz-Hit „Liebe ist alles“ neu aufgenommen. Wie kommt‘s?

Peter Plate, der Co-Komponist, rief mich an und schlug mir vor, „Liebe ist alles“ noch mal neu aufzunehmen. Das habe ich sehr gern gemacht. Wir haben versucht, einen neuen Zugang zu dem Lied zu finden, und ich denke, das ist gut gelungen. Ich bin ein Fan des Songs.

Ist die Liebe denn wirklich alles?

Ich glaube, dass man Dinge, die man liebt, nicht zerstört. Das kann eine Beziehung sein, auch die Beziehung zur Welt. Was ist denn Lebensqualität? Saubere Luft, sauberes Wasser. Und nicht das dritte Auto vor der Tür. Ich denke, Liebe per se, die Liebe zu Menschen und die Liebe zur Welt, kann viele Probleme lösen. Die Liebe ist eine große Triebfeder, keinen Unfug zu machen.

Sie waren Anfang 2024 mit Ihrer Frau auf viermonatiger Kreuzfahrt um die Welt. Wie war die Reise denn eigentlich?

Großartig. Wir haben beide festgestellt, dass wir nicht der Nabel der Welt sind, dass unsere Form zu leben nicht überall hin übertragbar ist, und bei unserer Rückkehr nach Deutschland ist uns klar geworden, dass wir in einem wunderbaren Land leben, auf dem schönsten Kontinent der Welt. Deswegen sollten wir nicht immer alles zerreden, sondern die schönen Dinge unseres Landes und unseres Lebensraums erkennen und auch wahren und schützen.