Herr Keller, wissen Sie schon, wie und wo Sie Ihren 60. Geburtstag feiern?
Ganz ehrlich: nein. Ich habe an dem Tag zwei Termine mit RTL, das ist sicher. Aber alles andere lasse ich auf mich zukommen. Ich denke, ich werde entweder in Köln oder Frankfurt sein an dem Tag und lasse alles auf mich zukommen.
Wenn Sie die vergangenen 60 Jahre Revue passieren lassen, was geht Ihnen da durch den Kopf?
Dass ich einfach mein kleines Glück gefunden habe. Ich bin unheimlich dankbar, dass ich mit dem, was ich einfach so gerne tue, mein ganzes Leben habe finanzieren können, auch wenn es nicht immer leicht war. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, aber das gehört zum Leben.
Sie haben mit acht Monaten Ihre Mutter verloren. Wie schwer war Ihre Kindheit?
Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen und mein Vater kümmerte sich um mich. Wir hatten nicht viel, aber ich hatte aus heutiger Sicht eine sehr schöne Kindheit in Überlingen.
Sie haben ja sehr früh den Weg zur Musik gefunden. Wann wurde das interessant für Sie?
Schon sehr früh. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich in meinem Zimmer Schallplatten laufen ließ, vor einem Spiegel stand und mit einem Mikrofon in der Hand Songs von Dean Martin und Elvis Presley nachgesungen habe. Ich musste dabei immer das Fenster zumachen.
Warum?
Weil sich mein damaliger Nachbar beschwerte. Er sagte, dass ich zuerst mit zehn Jahren Schlagzeug wie ein Verrückter gespielt und später dann nach der Schule fast jeden Tag eine Stunde gesungen habe. (lacht)

Es hat sich aber offensichtlich gelohnt. Können Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt erinnern?
Aber natürlich. (lacht) Das war 1981 in der Bar „Dingsbums“ in einem Torkelkeller in Überlingen mit meiner Band. Kurz darauf habe ich sogar einen Talentwettbewerb in Bregenz und dann noch einen in Hamburg gewonnen. Und 1985 hat mich dann Hermann Stengele für die Sparkassen-Show-Band verpflichtet.
Was passierte bis 1989, als Sie in der Rudi-Carrell-Show entdeckt wurden?
Wir haben uns 1986 in „Kir Royal“ umbenannt und sind dann damals schon richtig viel unterwegs gewesen in ganz Deutschland und unter anderem auch Portugal. Das war eine super Zeit. (lacht) Dann bin ich als Leadsänger zur Big Band der Bundeswehr gegangen. Und das, jetzt kann ich es ja verraten, obwohl ich zunächst den Kriegsdienst verweigert hatte. (lacht)
1991 kam dann mit „Sterne des Südens“ sogar noch der Durchbruch als Schauspieler. Warum gingen Sie zum Film?
Meine Mutter wollte immer zum Film gehen. Da sie aber viel zu früh gehen musste, habe ich mir vorgenommen, dies für sie zu tun. Ich denke, das ist mir schließlich auch gelungen.
Und wie! Zuerst den Weg zu „Alarm für Cobra 11“ und dann ab 2008 die Kult-Rolle als Dr. Kahnweiler in „Der Bergdoktor“. Aber gab es auch Tiefpunkte?
Mit Sicherheit. Das war sicher 2000 mit der Filmproduktion „I love you baby“. Ich habe das alles finanziert und es wurde ein Mega-Flop. Zumal die Produktionskosten deutlich teurer waren als geplant. Es endete schließlich im Fiasko, was für mich aber auch ein Glück war.

Inwiefern?
Wenn ich das nicht miterlebt hätte, hätte ich meine Kinder nicht so intensiv aufwachsen sehen. Und ich hätte sicherlich nicht so eine innige Bindung zu ihnen. So wendet sich vieles im Leben eigentlich zu etwas Gutem. Deshalb spreche ich auch immer wieder von meinem kleinen Glück.
Und heute sind Sie nach Ihren Auftritten in „The Masked Singer“ und „Let‘s Dance“ wieder ganz obenauf und haben sich das schönste Geburtstagsgeschenk gleich selbst gemacht?
So kann man das durchaus sehen. Mit „Songs Of My Life“ ist drei Tage vor meinem Geburtstag mein neues Album erschienen. Und es handelt komplett von meinem Leben. Darauf sind Lieder, die mich mein ganzes Leben schon begleiten. Und das mit einem Sinfonieorchester und Chor arrangiert.
Und mit einem ganz neuen Song, „60 Sommer“.
Oh ja! Da habe ich sogar selbst mitgeschrieben. Ich singe ihn mit meinen Söhnen Aaron und Joshua. Es geht um mich als Vater und die beiden als Söhne. Viel authentischer geht es eigentlich nicht mehr. (lacht)