Mr. Radcliffe, Ihr neuer Film „Guns Akimbo“ ist ein ziemlich wilder, recht brutaler Ritt, der sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Was reizte Sie daran?
Ich wurde ehrlich gesagt schon neugierig, als mir das Drehbuch geschickt und in der E-Mail so zusammengefasst wurde: ein Mann, dessen Hände mehr oder weniger durch automatische Waffen ersetzt wurden. Da wollte ich gleich mehr wissen. Und spätestens, als ich dann die Szene las, wo meine Figur zum ersten Mal mit diesen an seinen Händen festgeschraubten Waffen aufs Klo muss, war ich begeistert. Das war einfach so irre und in der Mischung aus düster und brutal, aber auch albern und selbstironisch so aufregend, dass ich da einfach mitmachen musste.
Peinlich oder unangenehm durfte Ihnen in dieser Rolle sicherlich nichts sein, oder?
In dieser Hinsicht bin ich sowieso abgehärtet. Gucken Sie sich mal meinen Film „Swiss Army Man“ an, dagegen ist „Guns Akimbo“ nun harmlos. Und viele Szenen sind ja zum Glück beim Drehen nicht halb so eklig, wie sie später auf der Leinwand wirken. Der Hot Dog, der hier im Film zum Beispiel in der dreckigen Gasse auf dem Boden liegt, ist natürlich in echt nicht der gleiche, den ich dann auch im Mund hatte. Aber tatsächlich gibt es übrigens auch Dinge, die nie nicht unangenehm sein werden. Vor versammelter Filmcrew auf dem Klo zu sitzen, fühlt sich jedenfalls bis heute peinlich an. Selbst wenn ich noch eine Unterhose anhabe.
Es geht im Film um Online-Videospiele, das Internet und soziale Netzwerke. Ist das eine Welt, in der Sie sich zu Hause fühlen?
Nicht so wirklich. Social Media nutze ich nicht. Und in Videospielen war ich schon früher schlecht, auch wenn mir „Call Of Duty“ oder andere Spiele viel Spaß gemacht haben. Aber nach ein paar Stunden reichte es mir immer, weil ich nicht weiterkam und ich dann doch wieder lieber nach draußen gegangen bin. Als ich jung war, gab es allerdings auch noch nicht diese Online-Spiele in ihrer heutigen Form. Wäre ich heute zwölf Jahre alt, würde ich vermutlich tagelang gar nicht mehr raus kommen aus dem Internet.
Warum meiden Sie eigentlich Twitter, Instagram und Co.? Haben Sie schlechte Erfahrungen damit gemacht?
Nein, ich habe es nie versucht. Weil ich immer wusste, dass mich das früher oder später verrückt machen würde. Als Teenager habe ich mal den Fehler gemacht, Online-Kommentare über mich zu lesen. Hätte ich nicht machen sollen, das war zum Teil echt unschön. Das reichte mir, um mich von den sozialen Netzwerken fernzuhalten. Was andere Leute bei Twitter schreiben, kann ich auch so lesen. Und wirklich verpassen tue ich auch nichts, denn meine Freunde halten mich natürlich auf dem Laufenden, was online so los ist.

Heutzutage hängen wir ja ohnehin alle viel zu viel an unseren Telefonen und im Internet, oder?
Ach wissen Sie, ich muss da immer daran denken, wie schon vor 500 Jahren irgendwelche Mönche klagten, die Menschen würden zu viel Zeit mit dem Lesen von Büchern verbringen. Sicherlich wissen wir noch nicht genau, welche Langzeitfolgen das Internet für die Menschheit haben wird. Aber diese dauernde Sorge, die Gesellschaft als Ganzes würde dadurch auf die schiefe Bahn geraten, erscheint mir immer etwas übertrieben. Klar, gewisse Gepflogenheiten ändern sich, aber doch nicht unsere menschliche Natur. Das heißt nun nicht, dass ich alles an neuen Entwicklungen toll finde. Ein Phänomen wie Twitch zum Beispiel ist mir ein Rätsel, weil ich nicht verstehe, warum ich anderen Leuten dabei zusehen sollte, wie sie Computerspiele spielen. Aber trotzdem habe ich keine Lust, plötzlich zum grummeligen Großvater zu werden, der sich darüber aufregt, was für einen Mist die jungen Leute machen. Ist doch schön, wenn sie Spaß dabei haben!
Nächstes Jahr ist es 20 Jahre her, dass Sie das erste Mal als „Harry Potter“ zu sehen waren. Haben Sie in den zehn Jahren, die Sie diese Rolle spielten, eigentlich alles an Spielzeug und Merchandise aufgehoben, was es mit Ihrem Konterfei gab?
Um Gottes Willen, nein. Das eine oder andere habe ich sicherlich noch irgendwo. Vor allem die Actionfiguren. Aber das meiste, was ich zur Verfügung gestellt bekam, habe ich an Freunde mit Kindern verschenkt. Eine Sammlung meiner selbst in meinen eigenen vier Wänden zu haben, würde sich dann doch etwas befremdlich anfühlen.

Man findet Sie bis heute noch in Spielzeugläden.
Inzwischen habe ich damit meinen Frieden gemacht und erinnere mich eigentlich auch schon kaum mehr daran, wie es war, bevor ich in Spielzeug- und anderen Geschäften auf der ganzen Welt zu finden war. Vor allem weil es mittlerweile ja noch sehr viel Seltsameres gibt.
Nämlich?
Ich meine vor allem den „Harry Potter„-Bereich in den Freizeitparks der Universal Studios. Dort gibt es mich als Hologramm, für immer konserviert in meiner Gestalt als 19-Jähriger. Daran werde ich mich mit ziemlicher Sicherheit nie gewöhnen.