Nicole, Ihr neues Album und Ihre Tournee im November haben Sie unter das Motto „Carpe Diem“ gestellt. Wieso?
Man sollte sich bewusst machen, dass unser Leben endlich ist, und dass man einfach jeden Tag genießen soll, so gut es geht. Man weiß nicht, was morgen ist, deshalb sollte man im Hier und Jetzt leben. Ich versuche das, auch wenn es nicht immer leicht ist.
„Ich gratuliere mir“ heißt das Lied, mit dem Sie an Ihren Erfolg beim ESC erinnern. Seit „Ein bisschen Frieden“ sind 42 Jahre vergangen. Wie kommt Ihnen die lange Zeit im Rückblick vor?
Die Zeit ist unfassbar schnell vergangen. Für mich ist es, als wäre es erst gestern gewesen. Ich habe vor Kurzem mit Ralph Siegel telefoniert und ihm zu seinem 79. Geburtstag gratuliert – am gleichen Tag wurde Bernd Meinunger, der damals den Text von „Ein bisschen Frieden“ geschrieben hat, 80 Jahre alt. Und auch bei mir steht ein runder Geburtstag an. Ich frage mich manchmal schon: Wo ist die Zeit geblieben?
Nach Ihrem Sieg beim ESC haben Sie als Künstlerin unglaublich viel erlebt.
Ich erinnere mich an jeden Augenblick, speziell an diesen 24. April 1982, als ich als letzte Teilnehmerin auf die Bühne gegangen bin. Das läuft dann bei mir ab wie in einem Film – und zwar jedes Jahr zur ESC-Zeit. Es ist ein Moment für die Ewigkeit, den man nie vergisst.

Sie sind immer im Saarland geblieben. Konnten Sie trotz Karriere und vieler Reisen Schulfreundschaften pflegen?
Ja. Unser Jahrgang 1964 ist der Beste! Ich glaube, in unserem Ort gibt es keinen Jahrgang, der so verbunden ist wie wir. Wir haben uns vor Kurzem erst getroffen, waren im Park und haben gegrillt. Einmal im Jahr treffen wir uns alle und zelebrieren das, und dieses Jahr ist ja ein ganz besonderes Jahr, weil wir alle 60 Jahre alt werden. Meine beste Freundin auch, zurzeit komme ich gar nicht mehr aus dem Gratulieren heraus.
Heute darf man Ihnen gratulieren. Wie fühlt es sich an, 60 zu werden?
Eigentlich bin ich gelassen, denn es ändert sich ja nur eine Zahl, aber nicht der Mensch. Ich bleibe die gleiche Nicole, auch wenn ich 60 bin. Irgendwo muss man es halt festmachen, dass man älter wird, und das sind die Zahlen. Im Herzen oder im Geist fühle ich mich jung. Mit 50 habe ich gesagt, die Hälfte ist rum. Jetzt ist mehr als die Hälfte meines Lebens rum. Ich glaube nicht, dass ich 120 werde. (lacht) Ich mache mir darüber nicht allzu viele Gedanken. Ich denke mal, der liebe Gott wird es schon richtig machen.

Sie hatten Brustkrebs. Wie hat das Ihren Blick auf das Leben verändert?
Das war sehr einschneidend und hat meinen Blick auf das Leben sehr verändert. Es ist nicht selbstverständlich, dass man 60 werden darf. Jeder Tag ist ein Geschenk. Das wissen die wenigsten oder machen es sich nicht bewusst. Wenn jemand zu dir kommt und sagt: Du hast jetzt nur noch 24 Stunden zu leben – wie nutzt du die? Was oder wer ist es wert, diese kostbare Zeit mit dir zu verbringen?
Du merkst auf einmal, dass keine Zeit mehr da ist, die Dinge zu tun, die du tun wolltest. Es ist wichtig, jetzt zu leben, das Leben genießen, Freude zu haben. Es ist dieses Savoir-vivre, zu wissen, wie man lebt. Die Franzosen machen uns das vor. Die sitzen gerne mal vier Stunden beim Essen, lachen und feiern das Leben. Von ihnen können wir uns etwas abgucken.
Wie feiern Sie ihren Geburtstag?
Ich werde nicht zu Hause sein. Ich schnappe meine Familie und wir fliegen eine Woche lang in die Sonne. Das wird ein ganz lässiger Urlaub, eine entspannte Party. Wir bleiben in Europa und genießen die letzten Sonnenstrahlen im Herbst. Danach geht es ja schon los mit den Tour-Vorbereitungen.
Was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir nur, gesund zu bleiben. Alles andere brauche ich nicht.