Karl-Heinz und Bernd Ulrich, Sie sind seit mehr als fünf Jahrzehnten „Die Amigos“. Haben Sie nach so langer Zeit noch Ideen für neue Lieder?
Bernd Ulrich: Wir bringen jedes Jahr ein neues Album heraus. Und haben das große Glück, dass uns die Ideen nicht ausgehen. Wir haben vor einem Dreivierteljahr angefangen, an diesem Album zu arbeiten. Wir waren zu 98 Prozent fertig. Doch dann hat dieses Jahr für uns persönlich katastrophal angefangen.
Zuerst starb Doris, die Frau meines Bruders. Das war ein schwerer Schlag und stellte alles infrage. Dann wurde der Produzent schwer krank und musste wegen einer Viruserkrankung ein Vierteljahr ins Krankenhaus. So kam es, dass sich der Veröffentlichungstermin verzögert hat.
Wie hat sich Ihr Leben durch den Tod der Ehefrau verändert?
Karl-Heinz Ulrich: Ich habe mit den Amigos ans Aufhören gedacht. Denn mein Leben hat sich grundlegend verändert. Unsere Frauen waren immer bei unseren Reisen und Auftritten dabei, wir waren gemeinsam ein starkes Team. Zuhause stecken in jeder Ecke Erinnerungen an meine Doris. Sie fehlt mir unendlich, wir waren 44 Jahre verheiratet.
Mein Bruder und ich haben uns dann entschlossen, weiterzumachen. Auf der Bühne zu stehen vor den Fans, Musik zu machen und gemeinsam zu singen, das gibt mir Kraft, Abwechslung und Zuversicht. Ich bin froh, dass es weitergeht mit den Amigos. Ich fühle mich dadurch menschlich getragen.
Wir wird sich das neue Album anhören?
Karl-Heinz Ulrich: Wir bleiben unserem Stil treu und machen Discofox-Musik. Unsere Musik soll Freude machen, sie ist zum Tanzen und Abfeiern. Am Herzen liegen uns neben der Melodie die Texte. Wir schreiben Lieder aus dem Leben, die Fans können sich mit ihnen identifizieren.
Unsere Fans haben ja schon etwas Lebenserfahrung und einiges erlebt. Diese Themen, diese Erlebnisse, die uns alle betreffen, die greifen wir auf. Für die Fans soll es sich so anfühlen, als wäre ein Lied ganz persönlich für sie geschrieben. Das ist, glaube ich, der Schlüssel zu unserem Erfolg.
Können Sie Beispiele nennen?
Bernd Ulrich: Im neuen Album haben wir ein sehr nachdenkliches Lied gegen Mobbing. Wir thematisieren auch die Treue zum Elternhaus und machen in einem anderen Lied Spielsucht zum Thema. Auch Kindesmissbrauch ist ein Thema, das wir musikalisch aufgegriffen haben, denn der Kampf gegen solch schreckliche Taten ist uns wichtig.
Ein weiteres Lied befasst sich mit Alter und Demenz. Beim Singen auf der Bühne bekommen wir manchmal Gänsehaut. Und dann natürlich auch die Dankbarkeit, dass man bis ins hohe Alter mit einem Partner durchs Leben gehen kann, mit allen Höhen und Tiefen.
Wenn im Publikum ältere Paare sind, die sich bei diesem Lied an der Hand festhalten, dann ist das sehr berührend. Unser Repertoire ist letztlich wie das Leben: An der einen Stelle nachdenklich, an der anderen Stelle „Hallo wach“ zum Tanzen und Feiern.
Nächstes Jahr feiern Sie 55 Jahre Amigos. Planen Sie ein Jubiläum?
Karl-Heinz Ulrich: Wir werden eine Jubiläumstournee machen und freuen uns, dass wir über so einen langen Zeitraum als Musiker Erfolg haben dürfen. Das ist ja nicht selbstverständlich. Als wir unsere Berufe aufgegeben haben und Profimusiker wurden, war das ein Wagnis.
Natürlich sind wir älter geworden und lassen es etwas ruhiger angehen. Heute haben wir 70 bis 80 Konzerte im Jahr – früher waren es 200. Schön finde ich, das wir privat so nah beieinander wohnen. Wir leben alle in einem Umkreis von drei Kilometern, jeder hat vom anderen den Hausschlüssel. Das ist eine schöne Gemeinschaft der Generationen. Als Opa mit fünf Enkeln genieße ich das.
Welche Verbindung haben Sie zu Schwarzwald und Bodensee?
Bernd Ulrich: Wir freuen uns über jede Region, in der wir zu Gast sein dürfen. Am Bodensee kommt mir die Nähe zur Schweiz in den Sinn. Die Schweizer sind echte Fans und schlagerverrückt. In der Schweiz sind unsere Auftritte sehr gefragt. Es macht Spaß, dort aufzutreten. Da hat sich eine schöne Verbindung ergeben.
Und wie sieht es mit der deutschen Seite aus?
Karl-Heinz Ulrich: Den deutschen Südwesten verbinde ich mit Menschen, weil ja einige Kollegen von uns hier leben und arbeiten. Bei Stefan Mross, der im Europa-Park in Rust sendet, sind wir regelmäßig zu Gast. Und als Andy Borg 2018 erstmals seine neue Fernsehsendung „Schlager-Spaß mit Andy Borg“ produzierte, kamen wir zu ihm in die Messehallen nach Villingen-Schwenningen, wo die Sendung damals aufgezeichnet wurde. Es war toll, dass wir bei dieser Premiere dabei sein durften.