Frau Hofmann, herzlichen Glückwunsch zum ersten Solo-Album. Wie kamen Sie darauf, es „Grün“ zu nennen?
Grün ist eine Lebenseinstellung. Ich habe unheimlich viel Energie, bin ein regelrechtes Energiebündel. Und vor allen Dingen bin ich Optimistin durch und durch. Das war ich immer schon. Bei mir ist das Glas immer halb voll, nie halb leer. Ich sehe nie schwarz – ich sehe immer grün. (lacht) Das ist auch die Botschaft, die ich den Fans mit der CD mitgeben möchte.
Eine Botschaft in dieser Zeit, die für viele schwierig ist?
Ja, genau. Ganz besonders in diesen Zeiten finde ich es wichtig, dass man die Hoffnung nicht verliert. Mir hilft es zum Beispiel sehr zu meditieren, das mache ich seit vielen Jahren. Das gibt mir Kraft und Hoffnung. Ich sehe es an meinem 16-jährigen Sohn, der ja in der Schule auch mit der schwierigen Situation konfrontiert wird, wie wichtig es ist, die Hoffnung nicht zu verlieren. Grün steht für mich auch für Vitalität für Lebensfreude, für einen Neuanfang.
Welches ist Ihr persönlicher Lieblingstitel auf dem Album?
Es sind alles meine Babys, ich finde jeden Song toll, aber einer ist tatsächlich dabei, den finde ich ganz besonders gelungen. Das Lied heißt: „Hier kommt Alex“ – es hat aber nichts mit den Toten Hosen zu tun. Der Song ist ein bisschen wild geworden und er zaubert mir immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn ich ihn höre.
Die Autoren Tobias Reitz und Thomas Rosenfeld haben das Lied zusammen mit mir geschrieben. Ein Lied, das mich beschreiben soll, wie ich mich fühle, das war gar nicht so einfach. Der Refrain geht los: „Stolpern, aufstehen, Krone richten, nie auf Kalorien verzichten.“ Damit will ich sagen, wie wichtig es ist, stolz seinen Weg zu gehen – egal, wie viele Hürden es gibt.
Fällt Ihnen eine bestimmte Situation ein, wo Sie wieder aufstehen und die Krone richten mussten?
Unser ganzes Leben war immer ein Auf und Ab. Wir hatten nie eine gleichbleibende Gerade. Es gab Absagen, Projekte, die nicht geklappt hatten. Vor 13 Jahren haben wir dann einen kompletten Schnitt gemacht, wir wechselten Produzent, Management, Plattenfirma und wussten, dass wir dafür abgestraft werden würden. Das war dann auch so für zwei Jahre lang. Die Fernsehanstalten haben diese Entscheidung nicht verstanden, aber da mussten wir durch.
Sie sind Ihr Leben lang zusammen mit Ihrer Schwester Anita aufgetreten. War der Start in die Solo-Karriere nach 35 Jahren auch eine Art Befreiung?
Anita und ich sind zwei komplett unterschiedliche Typen. Wir haben komplett unterschiedliche Lebenseinstellungen, wir hatten viele Meinungsverschiedenheiten und sind mit Samthandschuhen an verschiedene Dinge herangegangen – daraus haben wir nie einen Hehl gemacht. Und wir haben auch komplett verschiedene Stimmen. Dadurch war das immer auch ein bisschen ein Kompromiss, die passenden Songs und Themen zu finden.
Jetzt muss ich keine Kompromisse mehr eingehen und kann einfach auch mal ganz egoistisch auf meine eigenen Bedürfnisse schauen. Aber ich muss nun auch aus der Komfortzone herausgehen. Vorher war das bequemer, die eine singt hoch, die andere singt tief. Jetzt bin ich alleine und muss auch die Parts singen, die mir nicht so liegen. Also muss ich die Stimme viel mehr trainieren als vorher. Und ich muss mich natürlich auch erst einmal daran gewöhnen, dass es jetzt nur um mich geht.
Wie war denn Ihr erster Solo-Auftritt?
Bei dem ersten Auftritt im Mai hatten wir gleich ein riesiges Festival auf die Beine gestellt mit vielen lieben Kollegen. Es war bei mir schon immer so: Wenn ich auf die Bühne gehe, tauche ich ein in ein Universum. Das ist so, als würde ich fliegen, ein mega-tolles Gefühl, das ich nur schwer beschreiben kann. Ich hatte großen Respekt davor, weil ich nicht wusste, wie es sich alleine anfühlen würde. Und dann war es exakt das Gleiche wie zuvor mit Anita. Es war das gleiche Universum, ich dachte, ich würde fliegen. Ich war also total beruhigt.

Wie fand Ihre Schwester die Idee?
Anita hat schon im vergangenen Jahr ihre Solo-Karriere gestartet. Wir hatten das zusammen entschieden in dieser schweren Corona-Zeit, als uns allen die Decke auf den Kopf gefallen ist. Seit 35 Jahren waren wir fast Tag und Nacht zusammen, auf der Bühne, zu Hause, privat – einfach immer. Es blieb nie Zeit, sich über etwas anderes Gedanken zu machen. Wir waren froh, wenn wir es von einem Projekt zum nächsten geschafft haben.
Und auf einmal hatten wir Zeit zum Nachdenken, weil es keine Auftritte mehr gab. Gähnende Leere, wir konnten unsere Leidenschaft nicht mehr ausleben. Die Kreativität war eingesperrt, und dann fing jede von uns an, für sich Ideen zu entwickeln, um nicht komplett durchzudrehen. Wir haben dann festgestellt, dass das eine gute Idee wäre, wenn jede mal etwas für sich macht. Wir wollten mutig sein, sicheres Terrain verlassen, und uns auch nach 35 Jahren noch trauen, etwas Neues zu machen.
Sind Sie immer mutig, oder machen Ihnen Veränderungen auch manchmal Angst?
Ich bin kein Adrenalin-Junkie. Ich muss nicht von einer Brücke springen, Bungee-Jumping machen, um mir Mut zu beweisen – aber für Veränderungen bin ich grundsätzlich offen. Wenn man in der Vergangenheit hängen bleibt, und sie besser findet als die Gegenwart, dann ist man alt. Es ist spannend, was alles an Neuem passiert, wenn man sich auf Veränderungen einlässt.

Das Lied „Mach‘s für dich“ will dazu animieren, seine Träume zu leben. Haben Sie sich früher vom Gerede anderer Leute abhalten lassen, Ihre Träume zu leben?
Ja, das war definitiv so. Es war ein Lernprozess. Als ich mit der Musik angefangen habe, war ich es ja nicht gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich konnte mir damals auch nicht vorstellen, dass es Neider gibt, Menschen, die negativ auf mich reagieren. Ich habe meinen Mann sieben Jahre lang verleugnet. Es gab kein gemeinsames Foto, wir haben uns nie in der Öffentlichkeit zusammen gezeigt. Unsere Beziehung war uns heilig und die wollten wir schützen.
Erst ein halbes Jahr vor der Hochzeit habe ich Dietmar bei einer Silvester-Gala nachts um zwei Uhr ein gutes neues Jahr gewünscht. Das war in der Küche hinter der Tür in einer Halle. Dort hat uns jemand gesehen und danach waren alle Zeitungen voll mit unserer Love-Story.
Sie sind seit 31 Jahren mit Ihrem Mann Dietmar zusammen, seit 22 Jahren verheiratet. Wie hat sich die Liebe verändert?
Sie ist viel tiefer geworden, viel wertschätzender. Weil wir über die Jahre einfach wissen, was wir aneinander haben. Was wir leben, ist nicht selbstverständlich, sondern etwas ganz Besonderes. Wir sehen das in unserem Umfeld, wie viele Ehen auseinander gehen. Wie viele Streitereien es gibt, wie viele Patchwork-Familien. Dietmar ist mein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl. Er ist der beste Ehemann, den ich mir wünschen kann. Ich danke dem Universum jeden Tag, dass es mir diesen wunderbaren Mann geschickt hat.
Im Februar feiern Sie Ihren 50. Geburtstag. Gibt es dafür schon eine Idee?
Mein Mann und ich lassen nichts aus. Ich feiere meinen 50. auf jeden Fall und ich denke, ich werde Mitte Januar die Einladungen dazu verschicken. Ich werde dann ein Motto festlegen und eine passende Location für die Party suchen. Mein Geburtstag ist mitten im Fasching, lustig wird es also ganz sicher.
Wir machen übrigens aus allem ein Fest. Nach Weihnachten bauen wir auch unseren Weihnachtsbaum nicht ab, der bleibt erst mal stehen. Wenn wir ihn abbauen, laden wir unsere Freunde ein zum Fest „Geiger‘s Knut“. Das haben wir so erfunden. Wir sind die Letzten, die den Baum raustragen, er steht bis Mitte Februar. Unsere Freunde bringen dann auch ihre Bäume mit, wir werfen sie alle auf einen Haufen und zünden sie an. Dazu gibt es gegrillte Würstchen und Stockbrote. Wir machen also aus allem ein Fest. (lacht)
Was bedeutet die 5 für Sie?
Ich finde das großartig. Ich habe mich sieben Jahre lang auf meinen 40. Geburtstag gefreut, also ab meinem 33. Geburtstag – und jetzt freue ich mich richtig doll auf den 50. Geburtstag. Das Alter tangiert mich nicht. Meine Seele ist definitiv pubertär.
Was ist Ihr größter Wunsch, den Sie sich erfüllen möchten?
Ich möchte gerne einmal mit meinem Mann nach Alaska reisen. Wir möchten dort Wale beobachten. Das ist immer schon ein Traum von uns beiden gewesen. Auch Kanada steht ganz oben auf unserer Liste. Wir sind sehr naturverbundene Menschen und deshalb zieht es uns immer in die Natur. Meine Kinder möchten nächstes Jahr nach Norwegen.
Wir haben seit Corona auch einen Hund, einen schwarzen Labrador, einen Rüden, der jetzt in der Pubertät ist. Deshalb möchten wir nicht mehr so gerne fliegen und die Reise lieber im Wohnmobil machen. Mein Mann sträubt sich allerdings noch. Der Gedanke, mit zwei pubertierenden Teenagern und einem pubertierenden Hund drei Wochen im Wohnmobil zu verbringen, schreckt ihn schon ein bisschen. (lacht)